Auf der Walz: Benny (24) in Freest

„Ich bin ein fremder, freireisender Bootsbauer“, so stellt sich Benny vor. Der 24-jährige Handwerker befindet sich nach seiner Gesellenprüfung auf der Walz. Schon seit dem 17. September vergangenen Jahres. Sein Heimatort heißt Affalterbach und liegt nahe Stuttgart. Dort darf er sich jetzt drei Jahre und einen Tag nicht sehen lassen. So jedenfalls lauten die ungeschriebenen Gesetze der Tippelbrüder. Allerdings hat der junge Mann nach dem Abi seinen Beruf nicht etwa am Bodensee erlernt, sondern weit weg von seinem Zuhause. „Auf Poel in Kirchdorf bei Ralf Asmus, meinem Meister, habe ich wirklich viel mitgekriegt“, sagt Benny. „Aber das reicht mir nicht. Ich möchte noch mehr wissen und noch mehr können. In verschiedenen Betrieben muss das sein, und an den alten Traditionen der Wanderschaft will ich unbedingt festhalten.“ Menschen, Land und Leute liegen dem Mann mit Filzhut, Wanderstock und Beutel, in dem sich Schlafsack, Berufsbekleidung, Werkzeug und nur wenige Habseligkeiten befinden, besonders am Herzen. Zurzeit ist er in Freest auf der Bootswerft von Kirsten Dubs. Hier hat er Arbeit gefunden und in einem Wohnwagen zudem eine geeignete Unterkunft. „Es ist ein toller Betrieb mit netten Kollegen“, sagt der junge Mann. Gestern hat er an einer Jolle gewerkelt. Zusammen mit einem Kollegen hat er Spanten eingebogen und sie genietet. Und es gibt noch mehr zu tun. Kirsten Dubs würde ihn gern länger behalten, aber Benny ist schon unruhig. „In den nächsten Tagen geht es weiter“, sagt er. Und die Chefin sagt: „Reisende soll man nicht aufhalten.“ Benny möchte die gesamte Ostseeküste bewandern und hofft, dass er dort in verschiedenen Betrieben gebraucht wird. Seine Erfahrungen auf der Walz sind bisher vielgestaltig, aber zugleich durchweg positiv. Untergekommen ist er bei Bootsbauern, auf Werften und in Tischlereibetrieben. Er war in Kappeln bei Flensburg, in Sigmaringen an der Donau, in Leipzig und ist zuletzt hier an der Peenestrom-Mündung in Freest untergekommen. Geschlafen hat er schon auf Wiesen, in Scheunen, kleinen Zimmern oder Ferienwohnungen. Benny ist hart im Nehmen, mag es einfach und will nur eines: im Fluss des Lebens bleiben. Er verzichtet auch auf ein Handy und sieht seine Zeit der Wanderschaft als ein Abenteuer mit dem Effekt, kräftig Berufs- und Lebenserfahrung zu sammeln. Hat er Sehnsucht nach Hause, steuert er die nächste Telefonzelle an und spricht mit den Eltern oder beiden Geschwistern. An die Zeit „danach“ denkt er noch nicht. Ob er ein Studium folgen lässt, sich womöglich selbstständig machen wird oder aber als Geselle irgendwo einsteigt, steht bislang in den Sternen. Er möchte im Jetzt leben, nicht im Gestern oder im Morgen. Denn morgen weiß er noch nicht einmal genau, wo er sich zur Ruhe legen wird. Nur eines ist klar: Er ist unterwegs. In Kirchdorf auf der Insel Poel bei Ralf Asmus habe ich viel mitbekommen.“Bootsbauer Benny Stefan Brümmer

Freest - Auf der Walz: Benny (24) in Freest