Büchertisch für Flüchtlinge gedeckt

Die Wolgaster Stadtbibliothek wartet ab sofort mit einem besonderen Lektüreangebot auf. Dieses richtet sich speziell an die 280 Bewohner des Asylbewerberheimes an der Baustraße. Die Bibliothek schaffte etwa 200 Bücher an, die eine Unterstützung beim Erlernen der deutschen Sprache liefern können. „Die größte Hürde für die Flüchtlinge, die zu uns kommen, ist die deutsche Sprache“, betont die Wolgaster Heimleiterin Milia Bentzien. „Mit den Büchern weisen wir unseren Bewohnern einen Weg, diese Hürde zu meistern.“ Außerdem bedeute die jeweilige Sprache immer auch ein Stück Heimat. Da die Betroffenen in der Regel Hals über Kopf ihr Zuhause verließen, seien Bücher in der jeweiligen Muttersprache in der Gemeinschaftsunterkunft in Wolgast Mangelware. An dieser Stelle hakte der Förderverein für Kultur, Kunst und Bildung in Wolgast ein. Ausgehend von der Idee der Bibliotheksleiterin Dr. Angela Rambow zum Ankauf der Sprachbücher, bemühte sich Vereinsvorsitzende Gisela Kretschmer um Fördermittel aus dem Bundesprogramm „Demokratie leben“. „Ziel des Programms ist die Integrationsarbeit“, unterstreicht Gisela Kretschmer. Somit lief der Verein beim Fördermittelgeber offene Türen ein und erhielt für das Bücherprojekt 4500 Euro. „Das Geld reicht auch für ein kleines ,Sprachfest‘ im Herbst in der Stadtbibliothek“, freut sich Gisela Kretschmer. Angela Rambow bestellte gemäß dem Rat von Fachleuten die Spezialliteratur, darunter zweisprachige Kinder- und Jugendbücher, und Lektüre zum einfachen Erlernen wichtiger deutscher Vokabeln. In Heftform erhalten die Leser in ihrer Muttersprache sowie auf Deutsch wichtige Informationen etwa für den Arztbesuch oder für den Einkauf im Supermarkt. Die Bücher, die jeweils in deutscher und unter anderem in russischer, italienischer, französischer, arabischer, türkischer, hebräischer und griechischer Sprache abgefasst sind, wurden gestern auf einem Büchertisch erstmals präsentiert. „Wir haben außerdem Medienboxen zu insgesamt fünf Themen zusammengestellt“, informiert Angela Rambow. Speziell lauteten diese „Deutsch als Fremdsprache“, „Bücher in arabischer Sprache“, „Zweisprachige Kinder- und Jugendbücher“, „Tiptoi-Bücher für Kinder“ und „Leicht zu lesen“. Letztere Rubrik eigne sich für diejenigen, die mit der deutschen Sprache bereits einigermaßen vertraut sind, um Kurzfassungen belletristischer deutscher Werke lesen zu können. Milia Bentzien will ab sofort auf Aushängen und mit Mund-zu-Mund-Propaganda auf das neuartige, für die Asylbewerber kostenfreie Angebot hinweisen und hofft, dass diese es annehmen. An den offiziellen Deutsch-Kursen dürften Asylsuchende erst nach dreimonatiger Aufenthaltdauer in Deutschland teilnehmen. Die Lektüre in der Bibliothek biete ihnen die Möglichkeit, sich schon früher im Umgang mit der deutschen Sprache zu üben. Außerdem biete sich den Heimbewohnern eine Gelegenheit, die Wartezeit in Wolgast sinnvoll auszufüllen. Die Gemeinschaftsunterkunft an der Baustraße ist laut Aussage der Leiterin gegenwärtig voll belegt. Hauptsächlich warteten hier Flüchtlinge aus Ghana, Syrien, der Ukraine, dem Iran und aus Afghanistan auf den Fortgang ihres Asylverfahrens. Kostenloses Angebot 200Bücher in zweisprachiger Form hält die Wolgaster Stadtbibliothek im Rahmen des Projektes bereit. Die Texte sind jeweils in deutscher und unter anderem in russischer, italienischer, französischer, arabischer, türkischer, hebräischer und griechischer Sprache abgedruckt. Asylbewerber können die Bibliothek ein Jahr lang kostenlos nutzen. Das Angebot wird bisher nur vereinzelt angenommen. Einige Bewohner des Heimes an der Baustraße leihen sich Literatur aus oder nutzen in der Bibliothek die Computer, um mit ihren Angehörigen in der Heimat zu kommunizieren. 280 Plätze hat die Gemeinschaftsunterkunft in Wolgast. Hauptsächlich finden hier zurzeit Flüchtlinge aus Ghana, Syrien, der Ukraine, dem Iran und aus Afghanistan eine zeitweise Bleibe. Tom Schröter

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