Coronaimpfung auf der Insel Usedom: Erste Senioren geimpft

Für Helga Lemke war es nur ein kleiner Pieks, für das „Haus Sorgenfrei“ ein großer Schritt in Richtung gewohnter Normalität. Als am Dienstagmorgen um 9.41 Uhr der Transporter der DLRG-Ortsgruppe Mönchgut auf den Hof rollte, keimte sowohl beim Personal als auch bei den Bewohnern Hoffnung auf. Der langersehnte Corona-Impfstoff ist da! Zwei große Silberkisten mit Schutzausrüstungen, Kitteln, FFP2-Masken, Handschuhen, Impfbesteck, Desinfektionsmitteln und anderen medizinischen Utensilien wurden in den Andachtsraum des Alten- und Pflegeheimes verladen. Das wohl „heiligste“ Paket wurde von Schwester Helga Schumacher persönlich getragen. Die Anästhesie-Schwester aus Greifswald hatte in einer Kühlbox, etwa doppelt so groß wie ein Schuhkarton, die Fläschchen mit dem Impfstoff. Rund 60 Impfungen wurden sowohl dem Personal als auch den Bewohnern gegeben. Aus einem Fläschchen sind fünf Impfungen möglich. Bevor das Impfteam von Greifswald in Richtung Insel Usedom startete, mussten sie selbst zum Corona-Schnellltest. Ergebnis: negativ. Im Greifswalder Impfzentrum wurde das Team von einer Ärztin für ihre Usedom-Tour eingewiesen. Die 82-jährige Helga Lemke gehörte am Morgen zu den ersten Bewohnern der Insel Usedom, die die Impfung bekam. „In unserem Haus lassen sich 15 von 60 Kollegen sowie 43 der 70 Bewohner impfen“, sagt Einrichtungsleiterin Annett Schröder. Zunächst seien bei den Bewohnern alle über 80 Jahre an der Reihe. Das Problem: Es gibt noch nicht für alle genügend Impfstoff. Schröder hofft, dass noch ein Großteil des Personals nachzieht und sich ebenfalls impfen lässt. Die 49-Jährige gehörte am Morgen zu den ersten, die die Impfung angenommen haben. „Man möchte als Leiterin auch eine gewisse Vorbildfunktion einnehmen“, sagt sie. Bewohner oder deren Bevollmächtigten müssen zustimmen: In den vergangenen Tagen und Wochen hatte Schröder viel mit dem bevorstehenden Impftermin zu tun. „An Heiligabend saß ich tagsüber hier, um die Briefe an die Bevollmächtigten oder gesetzlich bestimmten Betreuer zu schicken, um sie darüber zu informieren, dass geimpft wird. Denn nur mit deren Einwilligung darf die Impfung stattfinden. Oder die Bewohner willigen selbst ein, dass sie es möchten“, erklärt sie. Die zweite Impfdosis bekommen die Bewohner des Hauses am 26. Januar. Zum Impfteam gehörte Ärztin Lucie Henke. Sie klärte die betagten Männer und Frauen auf und begutachtete deren Gesundheitszustand. „Zunächst gibt es ein Aufklärungsgespräch, dann wird geimpft“, erklärt sie. Nach dem Pieks bleiben die Bewohner noch eine halbe Stunde in unmittelbarer Nähe sitzen, um schließend wieder auf die Zimmer zu können. „Sollte etwas passieren, können wir dann noch reagieren“, erklärt sie. Eigentlich wollte die junge Ärztin gerade mit ihrer Doktor-Arbeit beginnen, doch nun wurde sie gefragt, ob sie in den mobilen Impfteams mitwirken kann. Ehrenamtlich engagiert sich die junge Medizinerin aus dem Landkreis Vorpommern-Rügen in der DLRG-Ortsgruppe Grimmen. Seit mehreren Tagen sind im Landkreis sogenannte mobile Impfteams unterwegs, um zunächst die Alten- und Pflegeheime mit dem Impfstoff zu versorgen.Vor allem in Pflegeeinrichtungen kam es vermehrt zu Corona-Ausbrüchen – manchmal leider auch mit tödlichem Ausgang. Impftermin auch in Ahlbecker Pommernresidenz: Ebenfalls am Dienstag wurden die Bewohner die Bewohner des Seniorenpflegeheimes „Pommern Residenz“ in Ahlbeck geimpft. Wie Leiterin Cornelia Seiffert mitteilt, bekamen 14 Mitarbeiter und 26 Bewohner den kleinen Pieks in den Oberarm. „Insgesamt werden bei uns im Haus 100 Personen geimpft“, sagt sie. Ein weiterer Teil der Bewohner soll am Mittwoch geimpft werden. Seiffert zeigte sich mit dem Ablauf sehr zufrieden. Zu den ersten Geimpften gehörte am Dienstag Manfred Renske. Der 79-Jährige wurde vom Greifswalder Kinderarzt Prof. Holger Lode geimpft. Unterstützung von DLRG, ASB, THW und DRK: Unterstützung bei den Impfungen bekommt der Landkreis Vorpommern-Greifswald zudem vom Technischen Hilfswerk, vom Deutschen Roten Kreuz sowie vom Arbeiter-Samariter-Bund und von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft. Schwerpunktmäßig sollen vor allem Alten- und Pflegeeinrichtungen angefahren werden, ehe am 12. Januar die Impfzentren in Greifswald und Pasewalk den Regelbetrieb aufnehmen. Zu den Geimpften im Landkreis gehört zum Teil auch medizinisches Personal in den Krankenhäusern. Bislang haben rund 1000 Personen von der Corona-Impfung profitiert. Am Montag bekam der Landkreis weiteren Nachschub. Von Hannes Ewert