Dargen - Dargen, Chicago, Paris — was kostet Weizen an der Börse?

Wenn Dörte Pussehl mal wieder am Rechner sitzt, geht ihr Blick auch nach Chicago oder Paris. Dort holt sie sich die aktuellen Börsenkurse für Weizen. „Wenn der Preis gut ist, verkaufen wir“, sagt die 41-Jährige. 500 bis 600 Tonnen pro Jahr sind es im Schnitt. Dank des guten DSL-Anschlusses kann sie problemlos durch die hektische Welt surfen. Geht sie aber aus dem Haus, bleibt die Hektik zurück. Dörte Pussehl lebt mitten in der Natur — grünes Grundstück mit Obstbäumen, ein Sandkasten, Spielzeug und gackernde Hühner. Mit ihrem Mann Andreas betreibt sie in der Haffstraße einen kleinen Landwirtschaftsbetrieb mit Ackerbau und Mutterkuhhaltung. Weil die beiden Töchter in der Kita und Schule sind, kann sich die Agraringenieurin — sie hat ihren Mann beim Studium kennengelernt — etwas Zeit nehmen. Plaudern unterm Apfelbaum. „Wo andere Leute Urlaub machen, darf ich leben“, sagt die gebürtige Holsteinerin, die auf dem Hof vier Ferienwohnungen anbietet. Und dafür gute Referenzen hat — 2008 wurde die Anlage zum beliebtesten Ferienhof in MV gekürt. „So nah wie hier kommen Stadtfamilien kaum an das ländliche Leben“, sagt Dörte Pussehl. Die Nachfrage der Städter nach Urlaub auf dem Bauernhof werde immer größer. Und der eigene Urlaub? „Das ist schwierig. Jetzt haben wir viel zu tun. Da kann die Arbeitswoche auch mal sieben Tage haben“, erzählt Andreas Pussehl, dessen Ururgroßvater Friedrich Fandrich das Grundstück 1881 gekauft hat. Auf den umliegenden Wiesen stehen inzwischen 44 Kühe mit ihren Kälbern, dazu müssen noch 250 Hektar Ackerfläche bewirtschaftet werden. Viel zu tun für Pussehls, die aber nicht tauschen wollen. „Wir mögen nicht die Enge der Seebäder.“ Henrik Nitzsche