„Der ländliche Raum braucht eine andere Politik“

Es läuft was schief im Flächenland M-V. Davon ist Ralf-Peter Hässelbarth überzeugt. Ginge es nach ihm, würde dem ländlichen Raum mehr Aufmerksamkeit zuteil. „Wir in Vorpommern haben doch alle das Gefühl, von Schwerin ein Stück weit vergessen zu werden“, sinniert der 60-Jährige. Er habe nicht den Eindruck, dass diese Region im Fokus der Landespolitik steht. Die konzentriere sich auf größere Städte. Auf dem Land hingegen vollziehe sich eine schleichende Ausdünnung. „Schulen werden geschlossen, Arztpraxen machen zu, Busse und Bahn fahren auch nicht mehr wie einst...“ „Die Clusterpolitik des Landes“, konstatiert Hässelbarth, „ist ein Stück weit gescheitert.“ Die große Ausstrahlung der sogenannten Leuchtturmorte auf die Fläche sei ausgeblieben. Der Region Vorpommern billigt der Bündnisgrüne dennoch eine gute Chance zu. „Wenn sie ihre Blickrichtung ändert und sich mehr als bislang mit den polnischen Nachbarn zusammentut.“ Das wiederum müsste finanziell stark gefördert werden, meint Hässelbarth. Die ganze Förderpolitik würde er lieber heute als morgen auf den Prüfstand stellen. Beispiel Landwirtschaft: „Die Auswirkungen der EU-Agrarpolitik auf unsere Region sind verheerend“, findet der Mann aus Burg Stargard. Industrielle Landwirtschaft würde Arbeitsplätze vernichten und nichts zum Leben in den Dörfern beitragen. „Sie versaut die Umwelt und vernichtet unser größtes Gut, die Naturräume. Die Folge ist ein Verlust an Lebensqualität, Wegzug junger Menschen und das Ausbleiben von Touristen.“ Wer mehr für die Region tun wolle, müsse die Flächenprämie für die Landwirte auf eine Arbeitsplatzprämie umstellen, damit wieder mehr Menschen Chancen bekommen, in der Landwirtschaft, in der Verarbeitung, in der Regionalvermarktung oder im Tourismus eine Arbeit zu finden. Hässelbarth hat seine Vorstellungen von einer besseren Welt und äußerte sich schon früher deutlich, wenn er Entwicklungen für falsch hielt. In einer Zeit, als Abweichler vom Staat missbilligt und entsprechend behandelt wurden. Als er in jungen Jahren gegen die Einführung industrieller Produktionsmethoden in der DDR- Landwirtschaft protestierte, wurde er kurzerhand strafversetzt. Später, Hässelbarth war inzwischen Funktionär der „Gesellschaft für Natur und Umwelt“ im DDR-Kulturbund, passierte ihm das Gleiche. Weil er Kontakt zu kirchlichen Umweltgruppen pflegte, enthob man ihn des Amtes. Politisch diskreditiert, fuhr er fortan Straßenbahn. Im Herbst 1989 gründeten Hässelbarth und andere die Grünen-Partei in der DDR. Auch an der Gründung von Bündnis 90 im Jahr 1992 war Hässelbarth beteiligt. Schließlich bemühte er sich um die Vereinigung von Bündnis 90 und Grünen. Deutschland, findet er heute, ist grüner geworden. Ganz selbstverständlich trennten Menschen ihren Müll. Immer mehr kauften Bioprodukte. Und die Wirtschaft sei auch im Umbruch. Serie Bundestagswahl 2013 Serie Gerichtsbericht Der Wahlkreis 16 Er umfasst Teile der Landkreise Mecklenburgische Seenplatte und Vorpommern-Greifswald. Als Direktkandidaten im Wahlkreis 16 treten neben Ralf-Peter Hässelbarth noch Matthias Lietz (CDU), Torsten Koplin (Die Linke), Holm-Henning Freier (SPD), Christian Bartelt (FDP), Uwe Bastian (Piratenpartei), Volker Böhning (Freie Wähler) und Tino Müller (NPD) an. Sven Jeske

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