Ein Bauerndorf feiert Geburtstag

In Görke wird am 28. Juni mächtig gefeiert. Ein erprobtes Festkomitee um Andreas Ücker, Rainhard Friede, Ursel Mann und Klaus Netzer bereitet die Geburtstagsparty für das 775 Jahre alte Bauerndorf vor. In einem prächtiger Festumzug, wie es ihn zuletzt beim Dorfgeburtstag im Nachbarort Katschow gegeben hatte, zeigen die Einwohner in Bildern die wechselvolle Geschichte ihres Dorfes, das neben Katschow, Kachlin, Bossin, Dargen, und Prätenow zur Gemeinde Dargen gehört. „Die Vorbereitungen laufen im vollen Bewusstsein ab, dass das Dorf eigentlich noch älter als 775 Jahre ist.“, sagt Bärbel Finn. Die Bürgermeisterin bezieht sich auf einen Hinweis von Heimatforscher Arthur Behn, der diese Behauptung auf zwei Funde stützt. Zum einen sei 1890 bei Görke ein großes Hünengrab mit neun Grabkammern geöffnet worden, das nachweislich aus der Jungsteinzeit (4000 bis 1800 v.u.Z.) stamme. Zum anderen habe der Landwirt Weichbrodt 1925 in einer Sandkuhle bei Görke in nur ein Meter Tiefe eine Lehmwanne freigelegt, die hier seit der jungslawischen Zeit (11. bis 13. Jahrhundert) gelegen haben müsse. Warum also dieser Schummel? „Wir gehen davon aus, dass das mit Besitzrechten zusammenhängt. Die Mönche von Pudagla haben Ende des 14. Jahrhunderts die Ersterwähnungsurkunde gefälscht, um dem Schweriner Adel Land zuzuschanzen“, berichtet Bärbel Finn. Für die Erklärung des Dorfnamens deutet sie auf einen Hügel nahe der Hauptstraße. „Görke wurde von slawisch ,Gora‘ oder ,Gorka‘, was soviel wie Berg heißt, abgeleitet.“ Mehr über die Geschichte des Dorfes werde in einer Geburtstags-Chronik erzählt, die Manfred Störr, Herausgeber der Usedom-Wolliner Blätter, verfasst. Störr kann dabei aus der Chronik von Wilhelm Ferdinand Gadebusch schöpfen, der Görke in seiner Chronik der Insel Usedom 1864 als ein echtes Bauerndorf beschrieb. 11 Wohnhäuser und 61 Einwohner gab es um diese Zeit. Heute leben 111 Görker in deutlich mehr und komfortableren Häusern. Sie und ihre Gäste sind am 28. Juni willkommen, wenn sich der Festumzug Richtung Wiesenstraße in Bewegung setzt, wo auf dem Festplatz ein Feldstein enthüllt wird. Darauf wird die, in Anbetracht des umstrittenen Geburtsdatums, salomonische Inschrift „Görke im 13. Jahrhundert“ zu lesen sein. Anschließend heißt es Bühne frei für den Korswandter Karnevalsverein, die Thurbruch-Mädchen und -Männchen und manche Überraschung. Wer gar nichts mit den Vorbereitungen zu tun hat, kann immerhin schon mal seinen Boden für den großen Trödelmarkt aufräumen. Die Gadebusch-Chronik Die Chronik beschreibt 1864 Görke als „. . . ein Bauerndorf, zwei Meilen westlich von Swinemünde an der Landstraße nach Usedom und am Thurbruch gelegen und nach Zirchow eingepfarrt, hatte sonst drei Bauernhöfe. . . nebst fünf Büdnerstellen (kleines, ländliches Anwesen — d.Red.) und einer Vereinsschule für Görke, Kachlin, Dargen und Bossin. Die Feldmark besteht aus . . . etwa 205 Hektar in gutem und Mittelboden. In dem Dorfe befinden sich elf Wohnhäuser mit 61 Einwohnern.“ Bereits 1930 gab es in Görke schon 82 Einwohner. Angelika Gutsche

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