Ein Friseur, der die Welt schöner macht

Wer schön sein will muss leiden. Unsinn. Das sagen nur Leute, die Siggi Koch nicht kennen. Zugegeben vor meinem Termin mit dem Bansiner Friseur, Visagist und Fotografen bin ich aufgeregt. Wenn es um die Haare geht, versteht frau nun mal keinen Spaß. Den Friseur wechselt man genauso selten wie den Zahnarzt. Aber ich bin neugierig. Ist das nicht der Mann, der damals in den Fernseh-Talkshows von Arabella Kiesbauer, Andreas Türck und Hans Meiser unscheinbaren Männern und Frauen zu einem unwiderstehlichen Aussehen verholfen hat? Er ist es. Das sehe ich sofort als er mir zu Begrüßung mit einem Lachen die Hand schüttelt. Der kleine Salon an seinem Wohnhaus in der Ahlbecker Chaussee sieht gemütlich aus. Eine kleine Hündin döst in der Sonne, ein Kater liegt schnurrend auf einem Stuhl. Siggi arbeitet an den Haaren von Cornelia Brünslow. Sie kommt regelmäßig extra von Greifswald nach Bansin und schwärmt: „Siggi hat einfach ein Gefühl für Haare. Der Weg lohnt sich immer.“ Siggi Kochs blauen Augen leuchten, als er die lobenden Worte hört. Er lässt seinen Blick von meinem Scheitel bis zur Sohle gleiten. „Ich sehe mir Frauen genau an: Was für Kleidung sie tragen, wie sie sprechen und auftreten. Ich kann einer schüchternen Frau keine Smokey Eyes schminken — das wäre Karneval.“ Gut, dass ich nicht schüchtern bin. Ich mag Smokey Eyes. Es geht los. Cornelia Brünslow verlässt den Salon gewohnt glücklich. „Viel Spaß“, sagt sie mit einem Augenzwinkern zu mir. Ich setze mich auf den Stuhl, auf dem bereits die Nachbarin von Liz Taylor, Mareike Amado, Dieter Bohlen, die Honorarkonsulin von Lettland und Barbara Baronin von Frankenberg von Siggi frisiert wurden. „Ich bin aber kein Promi-Friseur, nur weil ich zwei Mal an den Locken von Hildegard Knef gedreht habe“, sagt Siggi und winkt ab. Dieser ganze Schnickschnack in Hamburg sei ihm irgendwann auf die Nerven gegangen. „Die Hauptsache sind die Haare. Und ich pflege zu allen meinen Kunden ein freundschaftliches Verhältnis.“ Vor zehn Jahren kam er nach Usedom. Die Ideen scheinen ihm nie auszugehen, das merke ich während er beginnt meine Haare zu schneiden. Die Prominenten kamen zu ihm nachdem der Wahl-Bansiner in dutzenden Fernsehshows und Zeitschriften auftauchte. „Ich hatte den ersten Vorher-Nachher-Salon in Hamburg. Das hat die Presse fasziniert“, erklärt er. In einer Mappe sammelt er die Fotos seiner Kunden vor und nach dem Umstylen. Sofort fühle ich mich an die Fernsehsendungen erinnert. Ich entspanne mich. Siggi weiß genau was er tut. Zurzeit schreibt er an seinem ersten Buch. Stylingtipps und Geschichten aus seinem Leben gibt er darin preis. Zum Beispiel, dass er schon mehrere Models entdeckt hat. „Ein junger Mann wurde von Dolce Gabbana engagiert. Und die Kinder aus der Monte-Werbung — die hab ich entdeckt.“ Ich staune ein bisschen. Siggi trägt Farbe auf meinen Haaransatz auf. Siggi liebt die Musik von ABBA und Milva. „Ich durfte sogar schon Milva stylen. Stell dir vor, dein Telefon klingelt und am anderen Ende ist dein persönlicher Lieblingssänger dran und fragt dich nach einem Termin. Es war unglaublich. Ich war so nervös.“ Eigentlich wolle er langsam ein bisschen kürzer treten. „Damit ich auch Zeit für meinen Mann habe. Oder damit ich meine ganzen Ideen umsetzen kann“, erzählt er während die Farbe einwirkt. Seit einem Jahr ist Siggi Koch glücklich verheiratet. Er hat vier Hunde, acht Katzen und Zebrafinken, die so heißen wie die Bandmitglieder von ABBA. Ab Oktober will er auf Tournee gehen. „Mit meinem Stylingbus. Ich fahre durch Deutschland und frisiere und schminke die Menschen, fotografiere sie und bereite ihnen einen unvergesslichen Tag. Kerzen- und Tupperpartys gibt es genug, jetzt kommen Siggis Stylingpartys“, sagt er amüsiert. Durch seine Internet- und Facebookseite hat er Anfragen aus ganz Deutschland. Die Haare sind fertig. Jetzt gehts ans Makeup. Siggi arbeitet konzentriert in meinem Gesicht. Er tritt immer wieder einen Schritt zurück und begutachtet sein Werk. Setzt hier einen Strich und dort ein Highlight. Wie ein Pianist auf dem Klavier spielt er mit meinem Gesicht. Ich schaue in den Spiegel und bin mehr als zufrieden. Einen Siggi sollte jeder Mensch im Badezimmer wohnen haben, dann wäre die Welt viel schöner, denke ich heimlich. Er schießt Bilder von mir die ich sofort allen Freunden, Ex-Freunden und meiner Familie per Email schicke. „Wahnsinn“, sagt meine Mutter mit vor Stolz geschwellter Brust. Ich bin glücklich. Was für ein schöner Tag. Carolin Riemer

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