Ein Mythos im Fadenkreuz

Mythos Peenemünde! Das einstige Fischerdorf im Usedomer Norden geriet zweimal in den Fokus der Weltgeschichte. 1630 landeten hier die Schweden- Truppen im Dreißigjährigen Krieg und sorgten dafür, dass die Region fast 200 Jahre unter schwedischer Herrschaft war. Gut 300 Jahre später wurde in der Heeresversuchsanstalt der Grundstein gelegt, dass am 3. Oktober 1942 die erste Rakete in den Weltraum startete. Viel Geschichte. Und viel Stoff für Historiker, wie Dietrich Gildenhaar. Der Ahlbecker (62) weiß aus seiner Erfahrung als Reiseleiter, dass bei Gästen auf Usedom „Peenemünde auf Nummer 1 rangiert. Wir wollten die Geschichte ab 1936 verständlich darstellen und in Peenemünde eine Chronologie reinbekommen“, sagt Gildenhaar und meint mit wir seinen Sohn Sven. Beide haben vor fünf Jahren die Buchreihe „Im Fadenkreuz — militärhistorische Dokumentationen“ ins Leben gerufen. „Geheime Kommandosache Peenemünde-West“ hieß der erste Titel, der in diesem Jahr in einer überarbeiteten Auflage erscheint. Und dazu haben die Gildenhaars ein neues Buch herausgebracht — „Geheime Kommandosache — Peenemünde Ost“. Beide sind im Rhino Verlag erschienen. „West widmet sich dem Gelände der ehemaligen Erprobungsstelle der Luftwaffe und des NVA-Geschwaderflugplatzes, Ost der Raketenentwicklung in der Heeresversuchsanstalt”, sagt Sven Gildenhaar (35). Der gelernte Grafiker hat mit seinem Vater 2005 die Projekt-Agentur-Pommern GbR gegründet. Seit Jahren verbindet sie die Leidenschaft für Militärgeschichte, vor allem aber für die Fliegerei. „Wir bieten dem Leser eine Gesamtübersicht zur deutschen Raketenentwicklung auf Grundlage aktueller Forschungsergebnisse, Archivmaterialien und in Auswertung vieler seit 1960 zu dem Thema erschienenen Veröffentlichungen.“ Die Insulaner arbeiteten eng mit dem Deutschen Museum München zusammen. Neue Luftbilder bekamen sie von einer Firma aus Würzburg, die sich der Kampfmittelberäumung widmet und über eine Luftbilddatenbank verfügt. „Um an das Material zu kommen, mussten wir unsere wissenschaftliche Arbeit nachweisen“, sagt Dietrich Gildenhaar. Im Buch „Peenemünde-Ost“ beschreiben die Autoren die Funktion noch erhaltener Bauten und Relikte der einstigen Heeresversuchsanstalt, die noch frei zugänglich (Museumsroute oder Führungen) sind. „Wir widmen uns auch den Personen, die in Peenemünde agierten. Da war nicht nur Wernher von Braun“, sagt Gildenhaar junior. Berücksichtigung findet in dem neuen Buch über Peenemünde-Ost auch die Geschichte der DDR-Flottenbasis von 1952 bis 1990. „Die Fadenkreuz- Reihe wurde auch unter touristischen Aspekten konzipiert“, sagt Sven Gildenhaar und verweist in der überarbeiteten West-Auflage auf die Flugplatz-Rundfahrt, die mittels einer Luftbildkarte und einer Legende übersichtlich dargestellt ist. „Wir haben auch neues Fotomaterial.“ Mit den beiden Titeln sehen die Gildenhaars „das Thema Peenemünde abgedeckt“. Es soll zwar nicht das letzte Buch der Reihe bleiben, doch welcher Region sie sich demnächst widmen, ist noch nicht sicher. Fest steht aber, dass in diesem Jahr eine Ahlbecker Chronik in den Buchhandel kommt. Marine und Luftwaffe 120 Seiten stark sind die Bücher, die durchgängig illustriert sind. Das Buch „Peenemünde-Ost“ führt durch das Gelände der ehemaligen Heeresversuchsanstalt und der Volksmarine Flottenbasis. Im West-Teil widmen sich die Autoren dem Gelände der ehemaligen Erprobungsstelle der Luftwaffe und des NVA-Geschwaderflugplatzes. Erschienen sind die Bücher im Rhino-Verlag. Titel Ost ISBN 978-3-939399-46-9 West ISBN 978-3-939399-47-6 Henrik Nitzsche

Peenemünde - Ein Mythos im Fadenkreuz