Einwanderung: Von den Schweden lernen

Das wird kein Betriebsausflug! Drei Tage Erfahrungsaustausch, intensive Begegnungen und Gespräche in Städten und ländlichen Bereichen im nordöstlichen Nachbarland stehen vor Bürgermeistern und Behördernvertretern Vorpommern-Greifswalds. Vom 9. bis 11. März führt sie ein von Landrätin Barbara Syrbe (Die Linke) angeregter Erfahrungsaustausch ins benachbarte Südschweden (Schonen). Malmö, Lund und Klippan heißen die Stationen, an denen Experten vor Ort über Themen wie Sprache, freiwillige Hilfe, Unterkunftsbetreuung und Unterstützung bei der Jobsuche Auskunft geben wollen. Hergestellt hat die Kontakte Rainer Schwenke vom Schwedenkontor in Greifswald. „Bei uns werden Flüchtlinge, Ausländer, Asylsuchende noch immer vor allem als ‘Last‘ empfunden, die man unterbringen muss“, weiß Syrbe zu berichten. Tatsächlich sind die Neuankömmlinge aber Menschen, die in den Gemeinden zuallererst Zuflucht suchen, Schutz, Geborgenheit. „Und sie sind eine Chance für uns“, sagt die Verwaltungschefin weiter. In Schweden habe man das längst begriffen — und daher gezielt daran gearbeitet. Dort sei der demografische Wandel dem unseren ähnlich, fehlten auch Fachkräfte, mache sich Berufsnachwuchs rar. Ganz zu schweigen von manchen ländlichen Räumen, die dramatisch zu vergreisen drohen. Hier wie dort. Die Schweden haben aus den Nöten eine Tugend gemacht. Willkommenskultur und Integration ausländischer Mitbürger schließen hier ein ganzes Einwanderungsprogramm ein. Es reicht vom sicheren Dach über dem Kopf, ausreichend Essen und Trinken sowie Betreuung, Bildung, Kleidung und Spielzeug für die Kinder bis zu Kontakten mit den Mitmenschen. Dazu gehören auch die Hilfe bei Behördengängen und die medizinische Betreuung. Und schließlich: Immer unüberhörbarer wird der Ruf derer, die nach Europa kommen, arbeiten zu dürfen, um den eigenen Lebensunterhalt und den der Familie mit absichern zu können. Deshalb will sich unter anderem auch Heiko Miraß, Leiter der Greifswalder Arbeitsagentur, in Schweden sachkundig machen. „Die Gesetzeslage ist schon im Wandel, ein Paradigmenwechsel hat eingesetzt. Anerkannte Asylbewerber sollen künftig schneller den Zugang zu Jobs bekommen“, schildert er die aktuelle Situation. Das erfolgreich hinzukriegen, brauche viele Partner. Nicht zu vergessen die mentale, soziale Verfassung der Flüchtlinge, die zum Teil traumatisiert ankommen und psychosozialen Beistand benötigen. Eine Fülle von Aspekten also, die für Willkommenskultur, Integration und soziale Eingliederung der Fremden von Belang sind. Und eine Herausforderung für ein respektvolles Miteinander der Demokraten, weit über Parteien und Verwaltungen hinaus. Steffen Adler OZ

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