Elektro-Städing auf Usedom feiert 30-jähriges Bestehen

Die Farbe türkisblau strahlt Ruhe und Gelassenheit aus. Dabei stehen die Männer am Steuer der Firmenautos mit dem markanten Farbton doch immer unter Strom – als Elektriker. Von kaum einer Baustelle auf der Insel oder in Wolgast sind sie wegzudenken – die Mitarbeiter der Firma Städing. 2020 feiern sie runden Geburtstag. 30 Jahre alt ist der Betrieb, den Manfred Städing, Jahrgang 1943, am 1. Januar 1990 gründete. Er war zu DDR-Zeiten Meister des Rundfunkmechanikerhandwerks und beim Dienstleistungskombinat (DLK) Wolgast als Abteilungsleiter der Elektromechanik tätig. Mit der Wende machte er sich selbständig. „Masters Städing“ stand für den Verkauf und den Service von Rundfunk- und Fernsehgeräten in der Stadt Usedom. Hier war auch anfangs das Büro des reinen Familienbetriebes. Satellitenschüsseln im Trabi-Kombi: Und von hier startete morgens ein junger Mitarbeiter mit dem Trabi-Kombi, um in die Wohngebiete West-Fernsehen zu bringen. „Das Auto war voller Satellitenschüsseln. Das war fast jeden Tag so“, erinnert sich Mirko Städing an die ersten Jahre in der Firma seines Vaters. Vom Fernsehgeschäft hat man sich längst verabschiedet. Stattdessen setzt man nur noch auf die Elektrobranche. „In der Wolgaster Heberleinstraße gibt es noch eine Außenstelle für Reparatur und Verkauf von Hausgeräten“, sagt Mirko Städing, der vor 20 Jahren die Firma von seinem Vater übernahm. Seitdem hat er schon häufiger Umzugswagen bemüht. Von der Zweigstelle in Heringsdorf „Am Kanal“ ging es 2008 in die Neuhofer Straße, wo ein neues Geschäftshaus mit Büro- und Lagerräumen eröffnet wurde. Seit fünf Jahren ist die Firma Städing nun im Ahlbecker Gewerbegebiet neben der Feuerwehr angesiedelt. 18 Mitarbeiter inklusive fünf Lehrlinge stehen aktuell in Lohn und Brot. Fünf waren es 1990, vier Jahre später schon zehn. 1994 kam auch der erste Auszubildende ins Unternehmen, das bis heute dem Elektrikernachwuchs eine Chance gibt. Derzeit sind es fünf in der Firma – vom ersten bis vierten Lehrjahr. Schon 25 Lehrlinge ausgebildet: „25 haben wir inzwischen ausgebildet. Zwei sind noch immer im Betrieb“, sagt der Heringsdorfer, der als kleiner Bub mit der Familie von Krien auf die Insel Usedom zog. Dass immer weniger junge Leute Bock auf Strom, Steckdose oder Schaltplänen haben, musste auch der Firmenchef akzeptieren. „Zwischendurch war es sehr schwierig, junge Leute zu begeistern. Inzwischen hat sich das gebessert, weil wir unsere Strategie geändert haben und jetzt auf die Schulabgänger zugehen“, so Städing, der regelmäßig bei Ausbildungsmessen präsent ist. Lesen Sie auch Usedom und Wolgast: 1700 Ferienwohnungen als Zweitwohnsitz angemeldet Heringsdorf: Verwandte müssen Kurtaxe zahlen – Schlappe für Marisken Heringsdorf: Energie Vorpommern hat Servicecenter eröffnet Apropos Personal: Musste er Anfang 2000 den Aufträgen hinterher jagen, so gilt das jetzt für Fachkräfte. Immer mehr erfahrene Elektriker würden in Rente gehen. „Der Fachkräftemangel bereitet mir Sorgen. Aufträge haben wir genug, nur nicht mehr die Kapazitäten, um sie alle abzuarbeiten“, beschreibt er eine bedenkliche Entwicklung. Mehr Aufträge im Corona-Jahr: Selbst die Corona-Pandemie mit zwei harten Lockdowns in diesem Jahr hat den Elektrikern keineswegs den Stecker gezogen. „Natürlich haben wir beim Personal auch mit Begleiterscheinungen wie Quarantäne zu kämpfen. Die Aufträge sind aber mehr geworden. Besonders im Privatkundenbereich haben wir in diesem Geschäftsjahr zugelegt“, bilanziert Städing, der mit seiner Firma in den vergangenen Jahren vor allem vom Wachsen des Tourismus auf Usedom profitiert hat. Das zeigt ein Blick auf die Referenzliste mit den Hotels „Steigenberger“, „Maritim“ oder Travel Charme Strandhotel Bansin sowie der Ostseetherme in Ahlbeck oder Karls Erlebnisdorf in Koserow. Auch beim „Haus des Gastes“ in Karlshagen kommt die gesamte Elektrik von dem Unternehmen mit dem strahlenden Farbton. Der stammt übrigens mal in den Anfangsjahren von einem Firmenverbund. „Das haben wir so beibehalten“, sagt Städing, der inzwischen in seinem Unternehmen schon die dritte Generation hat – Sohn Joel (19) hat eine Ausbildung begonnen. Vielleicht gibt das die nötige Energie für die nächsten 30 Jahre. Von Henrik Nitzsche