Ernstfall geprobt: Zinnowitzer Theaterschauspieler simulieren Horror-Unfall

War es Raserei, Unaufmerksamkeit oder doch Ablenkung? Am frühen Freitagabend inszenierten vier Schauspieler der Theaterakademie Zinnowitz einen folgenschweren Verkehrsunfall in der Trassenheider Straße in Zinnowitz. Zwei Fahrzeuge kamen dabei von der Straße ab, eines landete an einem Straßenbaum, das andere landete unweit auf dem Dach. Der Fahrer und sein Beifahrer, des am Baum gelandeten Autos, wurden eingeklemmt, eine junge Frau wurde durch die Wucht des Aufpralls aus dem Wagen geschleudert und landete auf dem Feld, eine vierte Person lag kaum ansprechbar in dem überschlagenen Fahrzeug. Alle vier Insassen kamen mit schwersten Verletzungen ins Krankenhaus. Ein Großaufgebot der Freiwilligen Feuerwehr Zinnowitz rückte zuvor an, um die Unfallopfer aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Das tägliche OZ Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Mecklenburg-Vorpommern täglich gegen 19 Uhr im E-Mail-Postfach Nur sechs Minuten später Feuerwehr am Unfallort: Um 18.06 Uhr ertönte bei den Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Zinnowitz der Pieper. Wie Wehrführer Kai Goyer mitteilt, wurde ihnen ein Verkehrsunfall mit mehreren eingeklemmten Personen gemeldete. „Nur sechs Minuten nach dem Ertönen der Sirenen im Ort, war das erste Fahrzeug am Unfallort. Das ist eine sehr gute Zeit“, sagt er. Feuerwehrleute verschaffen sich Überblick: Mit insgesamt drei Fahrzeugen rückten die Feuerwehrleute am Unfallort an. „Mit der Drehleiter leuchteten wir den Unfallort aus. Im Kofferraum des einen Fahrzeuges lagerte noch ein Reifensatz. Den haben die Kameraden genommen, um das verunfallte Auto zu stabilisieren. Im Notfall müssen die Kameraden alles nutzen, was ihnen zur Verfügung steht“, so Vize-Wehrführer Christoph Liphardt. Wirbelsäule könnte bei Insassen verletzt worden sein: Bürgermeister Peter Usemann, selbst Rettungssanitäter und aktiv bei der Freiwilligen Feuerwehr des Ostseebades, sorgte sich um die vier Verletzten. „Bei einem Verkehrsunfall ist immer davon auszugehen, dass die Wirbelsäule verletzt wurde. Deswegen ist es wichtig, dass die Verletzten schonend aus dem Fahrzeug befreit und gerettet werden. Bei aller Sorgfalt muss es sehr schnell gehen, da sie schwer verletzt sind“, erklärt er. Unfallszenario war nur eine Übung: Zum Glück handelte es sich bei dem Szenario in der Trassenheider Straße nur um eine geplante Übung. „Wir bedanken uns bei den Eleven der Theaterakademie, dass sie so unkompliziert mitgemacht haben“, so Wehrführer Kai Goyer. Eine Woche bereitete er mit seinem Stellvertreter Christoph Liphardt die Übung vor, holte sich alle Genehmigungen, organisierte ausrangierte Fahrzeuge und instruierte die Schauspieleleven. „Es ist praktisch die erste gemeinsame Übung seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie Mitte März. Wochenlang konnten wir am Freitagabend nicht üben. Mit dem Unfallszenario wollen wir den aktuellen Ausbildungsstand der Kameraden ermitteln“, so Goyer. Fachlichen Rat holten sich die Feuerwehrleute von Andreas Willudt, einem Feuerwehrmann von der Berufsfeuerwehr Stralsund, der viele Jahre lang ehrenamtlich in Zinnowitz tätig war. „Er wurde als externer Beobachter eingesetzt, der die Übung auswertete“, so Goyer. Benachbarte Feuerwehren waren nicht dabei: Benachbarte Feuerwehren sowie der Rettungsdienst durften wegen der aktuellen Corona-Beschränkungen nicht an der Übung in Zinnowitz teilnehmen. Auch der Einsatz der Polizei wurde nur simuliert. „Heute Abend ist es angenehm warm, windstill, es ist hell und der Frühling zeigt sich von seiner besten Seite. Solche Bedingungen gibt es bei solchen Unfällen relativ selten. Normalerweise regnet es wie aus Eimern, es schneit, ist windig, kalt, dunkel oder richtig heiß. Das macht die ganze Angelegenheit umso schwieriger für die Einsatzkräfte“, so Goyer. Sechs Einsätze in drei Tagen: Für die Freiwillige Feuerwehr Zinnowitz war die Übung das Ende ereignisreicher Tage. Wie Wehrführer Kai Goyer berichtet, hatte die Wehr sechs Einsätze in drei Tagen. „Unter anderem ein kleiner Waldbrand, zwei Türnotöffnungen und ein eingeklemmtes Kind in einem Spielgerät im Kulturhauspark“, so Goyer. Verletzt wurde das Kind allerdings nicht. Ausbildung geht immer weiter: Kurz nach 20 Uhr meldete sich die Feuerwehr wieder einsatzbereit im Gerätehaus. Es gab eine Auswertung bei kühlen Getränken und Fleisch vom Grill. Nach den Corona-Einschränkungen beginnen jetzt wieder die Dienstabende bei der Feuerwehr. „Die Übung hat gezeigt, an welcher Stelle wir bei der Ausbildung ansetzen können. Der nachgestellte Unfall war sehr lehrreich für uns alle“, so Goyer. Übrigens: Wer möchte, kann bei der Feuerwehr noch mitwirken. „Wir haben noch Plätze und genug leere Schränke. Jeden Freitagabend um 18.30 Uhr treffen wir uns am Gerätehaus.“ Lesen Sie auch: 53 Feuerwehrleute bei Laubenbrand im Einsatz Im Morgengrauen: Feuerwehr stellt Maibaum in Zinnowitz auf Zinnowitz: Ödlandbrand am Campingplatz Feuerwehr rückt in den Kulturhauspark aus Von Hannes Ewert