Erzieherin nimmt Abschied von den Fröbel-Kindern

Da sitzt sie nun in großer Runde. Neben ihr am Boden aus Dutzenden Teelichtern geformt ein leuchtendes Herz. Auf ihrem Schoß, links die kleine Lissy und rechts Nele. Für sie singen die Fröbel-Kinder aus ihrer Kita in der Wolgaster Arndtstraße das lustige Lied von einem schönen Tagesbeginn, an dem die Kröten auf den Flöten flöten. Es ist feierlich. Und so soll es auch sein. Für Heidi Schwartz begann am vergangenen Freitag der letzte Arbeitstag. Sie geht in Rente Aus, Schluss, Feierabend! 46 Arbeitsjahre lang war sie für das Wohl von ganz kleinen und größeren Kindern zuständig, die ihr von unzähligen Wolgaster Eltern anvertraut wurden. „Heute ist ein schöner Tag“, sagt Frau Schwartz, „aber ich bin irgendwie gespalten“, fügt sie an. Auf der einen Seite freue sie sich auf das nun folgende Rentnerdasein mit ihrem Ehemann, mit Hund „Dexter“ und der Katze „Susi“. Andererseits — und da ist sie sich sicher — werde ihr etwas fehlen. Das Trösten weinender Kinder? Die Nachmittags-Ruhe ohne das vertraute Kindergeschrei? Oder die drei Worte „Tschüss, Frau Schwartz“? Heidi Schwartz weiß es nicht. Aber sie wird es erfahren. Genau wie ihre ehemaligen Kolleginnen Barbara, Sabine, Doris, Sybille, Hanne und Renate, die es ebenfalls nicht versäumten, ihr alles Gute für diesen neuen Lebensabschnitt zu wünschen. Frau Schwartz ist jetzt 63. Sie sieht sich noch als Lehrling, damals Ende der 1960-er Jahre in der Stralsunder Ausbildungseinrichtung. Noch vertraut ist ihr die lange Zeit als Erzieherin im Peene-Werft-Kindergarten in der Philipp-Otto-Runge-Straße. Sie erinnert sich an die unsicheren Wende-Zeiten, den Neuanfang in der Fröbel-Kita oder die Übernahme durch den Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) als neuen Träger der damalig städtischen Einrichtung. Ja, es ist viel passiert in dieser arbeitsreichen Zeit, „aber es hat wirklich Freude gemacht“. Ein Satz der überzeugend aus ihrem Munde kommt. „Die Arbeit muss Spaß machen“, sagt Heidi Schwartz, „dann wird sie auch nicht schwer.“ Klar habe sich vieles verändert in den vergangenen Jahren, „aber in unserem Beruf, wenn man ihn von der Pike auf gelernt hat, muss das Fahrrad nicht neu erfunden werden“, findet sie. Intensiver sei die Arbeit mit den Kindern geworden. Aber auch mit den Eltern. Es gehe alles über Kommunikation. „Man muss immer miteinander reden.“ Und das könne man in der Fröbel-Kita ganz gut, denn man sei doch eher eine kleine Einrichtung, „da kennt jeder jeden“. Das findet auch Jenny Tautkus, die Leiterin. „In Krippe, Kindergarten und Hort betreuen wir mit zehn Erzieherinnen etwa 60 Kinder“, sagt die Chefin. Die Neue, die für Heidi Schwartz kommt, heißt Cindy Bebensee und ist eigentlich keine Neue. Sie sei aus Anklam wieder zurückgekehrt und werde sich hier sehr wohl fühlen. Könnte sein, dass sie an schönen Tagen mit den ganz Kleinen bald in Richtung Runge-Straße spazieren wird, um ihrer ehemaligen Kollegin, der Neu-Rentnerin Heidi Schwartz, einen Besuch abzustatten. Die Arbeit muss Spaß machen, dann wird sie auch nicht schwer.“Heidi Schwartz (63), Erzieherin Stefan Brümmer

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