Feuerwehr Zinnowitz: „Den Kameraden fehlen die Dienstabende“

Mittlerweile setzten sich frühlingshafte Temperaturen auf der Insel Usedom durch und damit haben auch die Mitglieder der hiesigen Feuerwehren eine Sorge weniger. In den vergangenen Wochen kam es mehrmals vor, dass Menschen am Strand das angeschwemmte Eis betraten und damit Rettungseinsätze auslösten. In Kölpinsee rutschte ein 14-Jähriger beim Klettern auf den Eisbergen ab und rutschte in die Ostsee. Mit starken Unterkühlungen holten ihn Retter aus dem Wasser. In Zinnowitz suchten die Ehrenamtlichen in der Nacht vom 13. zum 14. Februar nachts um 2.30 Uhr einen Mann nahe der Seebrücke, welcher auf den Eisschollen unterwegs war und laut Passanten plötzlich nicht mehr auftauchte. Seenotretter, Polizei und Feuerwehrleute aus Zinnowitz und Ückeritz suchten nach dem 41-Jährigen Berliner, welcher in Zinnowitz eine Zweitwohnung besitzt. Auf einmal war er wieder da. „Solche Aktionen wie in der Nacht zum 14. Februar sind unvernünftig und dumm. Und sie gefährden das Leben meiner Kameraden, wenn sie hinterhergehen, um den anderen zu retten“, sagt Kai Goyer, Wehrführer in Zinnowitz. Er hat kein Verständnis dafür, dass ehrenamtliche Feuerwehrleute dafür nachts aus dem Bett geholt werden müssen. „Dem Verursacher müsste eine Rechnung geschickt werden“, sagt er. In solch einem Notfall zählt jede Minute. „Nur mit speziellen Überlebensanzügen könnte man so eine Person retten.“ Gelerntes darf nicht vergessen werden: 34 Männer und Frauen sind derzeit in der Freiwilligen Feuerwehr Zinnowitz aktiv. Die wöchentliche Ausbildung ruht jedoch seit Monaten. „Wichtig ist, dass all das Erlernte nicht in Vergessenheit gerät. Für die Männer und Frauen ist es deshalb umso wichtiger, sich selbst weiterzubilden. Videos anschauen hilft da zum Beispiel“, so Goyer. Er erlebt es häufig bei Einsätzen, dass kleinere Handgriffe nicht mehr richtig sitzen. „Im Hintergrund werden die Fahrzeuge in Schuss gehalten, aber gemeinsame Dienstabende, Jahreshauptversammlungen oder andere Treffen sind derzeit nicht möglich“, sag er. Neuer Löschwasserbrunnen in der Dünenstraße: Es sind nicht nur die fehlenden Dienstabende, die dem Wehrführer fehlen. In der Gemeinde setzt er sich dafür ein, dass in der Dünenstraße auf Höhe des Hotel Baltic schnellstmöglich ein Löschwasserbrunnen ans Netz gehen kann. „Es wurde gebohrt, die Rohre sind verlegt, aber es hapert noch am Stromanschluss“, erklärt er. Seit mehr als einem Jahr hat er das Thema schon auf dem Tisch. „Wir haben die beiden größten Hotels des Ortes und zwei Schulen in unmittelbarer Umgebung. Sollte in einem der Gebäude ein Großbrand entstehen und viel Wasser benötigt werden, muss aus dem Dannweg auf Höhe der Altglascontainer erst Wasserversorgung aufgebaut werden. Das ist alles kostbare Zeit“, sagt er. In mehr als 60 Metern Tiefe wird nun das Grundwasser angepumpt, um im Notfall zu löschen. Rund 20 solcher unterirdischen Löschwasserbrunnen gibt es im Ort. In diesem Jahr plant die Feuerwehr außerdem noch die Erneuerung der Atemschutztechnik. „Die tote Zeit haben wir in den vergangenen Wochen genutzt, um die Küche im Gerätehaus zu renovieren. Ein großer Dank an dieser Stelle für die geleistete Hilfe“, so Goyer. Feiern können noch nicht geplant werden: In diesem Jahr wird das Gerätehaus in der Alten Strandstraße 20 Jahre alt. „Ob und in welcher Form wir das feiern können, steht noch in den Sternen. Wichtig wäre, wenn viele Menschen kommen. Derzeit ist das aber überhaupt nicht möglich“, sagt er. Sämtliche Veranstaltungen, die normalerweise von der Feuerwehr bzw. dem Förderverein der Feuerwehr organisiert wurden, hängen in der Luft. Dazu zählt unter anderem das Aufstellen des Maibaumes und die Sommersonnenwendfeier. „Der Zusammenhalt unter den Ehrenamtlern ist extrem wichtig. Auch, dass die Feuerwehr ein wichtiges Bindeglied in der Bevölkerung ist. Wir wissen aber überhaupt nicht, was möglich ist.“ TLF 4000 seit Spätsommer 2020 bei der Feuerwehr: Die neuste Errungenschaft der freiwilligen Feuerwehr ist seit dem vergangenen Spätsommer ein moderner TLF 4000 mit vielen Extras. „Der 39 Jahre alte LF 8 wurde an einen Sammler nach Chemnitz in Sachsen verkauft. Für viele Kameraden hingen da große Emotionen dran, weil das Auto bei vielen Einsätzen dabei war. Ich habe noch als kleiner Junge erlebt, als das Fahrzeug in Dienst gestellt wurde“, so Goyer. Dank an den Förderverein: Der Wehrführer möchte sich an dieser Stelle noch mal ausdrücklich beim Feuerwehrverein bedanken. Dieser ist unter anderem für die Schaukästen am Edeka zuständig. Außerdem unterstützen sie bei der Nachwuchsarbeit und das Führen der Chronik in Vorbereitung des 120. Jubiläums im kommenden Jahr. Von Hannes Ewert