Riesige Anteilnahme: Rund 500 Wolgaster waren am Donnerstagabend der Aufforderung vier privater Organisatoren zu einer Kondolenz-Kundgebung für die sechsjährige Leonie aus Torgelow gefolgt. Das Mädchen soll von ihrem Stiefvater so misshandelt worden sein, dass es an den Folgen starb.
Die Menschen, darunter viele Familien mit Kindern, die Laternen in den Händen hielten, wollten dem leiblichen Vater des Mädchens, dem Wolgaster Oliver E., ihr Mitgefühl und ihre Verbundenheit ausdrücken. Viele kannten Leonie und ihren kleinen Bruder, der jetzt beim Vater lebt, persönlich. Denn die Familie wohnte bis zu ihrem Umzug vor sechs Monaten in der Herzogstadt. Die Kinder gingen hier in die Kita.
Große Anteilnahme: Leonies Vater ist überwältigt
„Wolgast ist angesichts der Tat erschüttert und steht fest zur Familie“, sagte Christian Madeia, einer der Organisatoren. „Es war eine absolut spontane Idee, die wir innerhalb von vier Tagen geplant und vorbereitet haben. Wir wollten ein Zeichen gegen Kindesmisshandlung setzen. Viele Menschen schauen immer noch weg bei Gewalt in der Häuslichkeit. Es sollte kein Kind mehr aus solchen niederen Beweggründen sterben müssen“, sagte er. Aus diesem Anlass hielt während des Gedenkens Vivi Brümmel eine bewegende Rede. §Es war sehr emotional. Viele Menschen haben geweint“, so Madeia. Leonies Vater war überwältigt von der Anteilnahme am Tod seiner Tochter und dankte für diese Unterstützung und Hilfe. Sie würden ihm Kraft und Trost geben.
Da die Organisatoren es aus Unwissenheit versäumt hatten, die Genehmigung für das Abstellen von Kerzen, Plüschtieren und Engeln bei der Stadt einzuholen, disponierten die Organisatoren kurzerhand um. Mit Hilfe der Polizei und der eigenen Ordner um Daniel Brunstermann wurde der Trauerzug in die Goethestraße zum dortigen An- und Verkauf geleitet, wo Madeia arbeitet. Dessen Arbeitgeber hatte gestattet, dass vor seinem Privathaus Kerzen, Blumen und Plüschtiere sowie Kondolenzbriefe abgelegt werden.
Kerzenmeer für Leonie
Ein Meer von 340 Kerzen ziert nun die Fläche vor dem Gebäude. Auch Polizisten und die Feuerwehr Hohendorf, die mit vor Ort war, waren mit Kerzen dabei. Die abgelegten Plüschtiere liegen auf Wunsch des Vaters jetzt im Schaufenster und werden später einer gemeinnützigen Einrichtung wie dem Greifswalder Hospiz gespendet.
Die Organisatoren danken der Polizei und dem städtischen Ordnungsamt für die unkomplizierte Genehmigung der Kundgebung. „Nur im Falle der Kerzen wäre ein bisschen mehr Kulanz gut gewesen“, meint Christian Madeia. Etliche Teilnehmer der Veranstaltung zeigten sich enttäuscht, weil kein Vertreter der Stadt dabei war. Wolgasts Bürgermeister Stefan Weigler (parteilos) hatte am Dienstag an der offiziellen Gedenkfeier in der Torgelower Christuskirche teilgenommen.
Der Fall der getöteten Leonie
25. Januar: Leonies Mutter muss nach Morddrohungen beschützt werden
24. Januar: Trauer in Wolgast: 500 Menschen gedenken der toten Leonie
23. Januar: Jetzt kursieren Falschmeldungen über David H.
23. Januar: Gedenkfeier in Torgelow: Eine ganze Stadt in Trauer
22. Januar: Reportage zum Mordfall Leonie –„So etwas hatten wir hier in Torgelow noch nie“
22. Januar: Tatverdächtiger Stiefvater bestreitet Vorwürfe
21. Januar: Riesige Spendenbereitschaft für leiblichen Vater und kleinen Bruder
21. Januar: Polizei fasst Stiefvater von Leonie
17. Januar: Ermittlungen jetzt auch gegen die Mutter
17. Januar: Vater der toten Leonie: „Ich habe es aus der Zeitung erfahren“
16. Januar: Jugendamt äußert sich zu Vorwürfen
15. Januar: Geflüchteter Stiefvater ist polizeibekannt
14. Januar: Tod eines Mädchens in Torgelow: Ursache weiter unklar
Cornelia Meerkatz und Tilo Wallrodt