Großeinsatz für die Feuerwehren von der Insel Usedom und dem Festland: Zwischen Peenemünde und Karlshagen entdeckten Zeugen auf Höhe des Parkplatzes „Kienheide“ am Mittwoch gegen 13.20 Uhr ein Feuer im Wald. Das Problem: Die Flammen loderten in der Sperrzone im munitionsbelasteten Gebiet. Der Zutritt ist für die Öffentlichkeit strengstens untersagt. Zunächst wurden nur die Feuerwehren aus Peenemünde, Karlshagen und Trassenheide alarmiert. Dass sich der Einsatz zu einem Massenauflauf von freiwilligen Rettern entwickelte, konnte zu dem Zeitpunkt noch niemand ahnen. Am Ende waren es 135 Kräfte, die bei brütender Hitze gegen die Flammen ankämpften.
Bildergalerie: Waldbrand zwischen Peenemünde und Karlshagen
Feuerwehrfahrzeug fährt sich fest
Das erste Problem war, dass die ersten Feuerwehrleute den Brand nicht genau lokalisieren konnten. Mehrmals fuhren sie hin und her, um zu schauen. Die Löschtruppen hatten durch die Lage des Brandherdes noch eine Herausforderung: Sie durften nach Aussage des zuständigen Försters Uwe Wobser zunächst nicht löschen, da sich in dem Bereich noch jede Menge Munition befindet. Zu allem Überfluss fuhr sich noch ein tonnenschweres Feuerwehrfahrzeug im lockeren Waldboden fest und konnte nur mithilfe eines Traktor des Karlshagener Eigenbetriebes aus seiner misslichen Lage befreit werden.
2500 Tonnen Munition auf Peenemünde abgeworfen
Laut Förster Uwe Wobser wurde Peenemünde im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) massiv durch Bomben angegriffen. Etwa 2500 Tonnen Munition –vorwiegend Brandbomben – wurden zwischen Karlshagen und Peenemünde abgeworfen. „Wir gehen davon aus, dass heute noch zehn Prozent Blindgänger unter der Erde liegen“, sagte Wobser am Abend. Vier Bombenangriffe gab es in Peenemünde. 600 Tonnen könnten heute noch im Boden liegen. Deshalb war der Einsatz für die Feuerwehrleute nicht ganz ungefährlich. Erst nach vielen Telefonaten und Gesprächen mit dem Munitionsbergungsdienst wurde bestätigt, dass die Löscharbeiten begonnen werden konnten. In der Zwischenzeit wurden Schläuche über mehrere Kilometer verlegt.
Viel Wind, der ständig dreht
Ein zusätzliches Problem hatten die Feuerwehrleute noch: Der wechselnde und auffrischende Wind, der in den Abendstunden immer weiter zunahm. Zwischenzeitlich war der Brand nicht unter Kontrolle. Wobser: „So einen Brand habe ich in 30 Jahren Dienstzeit noch nicht erlebt.“ Am Abend wurde bekannt, dass ein Brandherd unter Kontrolle ist. Mit Feuerpatschern gingen die Feuerwehrleute durch den Wald, um Glutnester zu löschen.
Zum Glück kein Brand in den Kronen der Bäume
Uwe Wobser war froh, dass sich der Brand nicht auf die Kronen der Bäume ausgebreitet hat, sondern „nur“ der Boden erwischte. Zum Zeitpunkt des Brandes herrschte die Waldbrandstufe vier. Ein Brandherd war in der Nähe einer ehemaligen Fertigungshalle für die Vergeltungsrakete „V2“. „Im Volksmund heißt sie Zick-Zack-Halle“. Die hatte eine Länge von 260 mal 50 Meter, heute stehen nur noch Trümmer. Aber sie war damals ein Ziel der Bombenangriffe“, sagt er.
Kriegsdienliche Bauten wurden gesprengt
Erst im Jahr 1959, als die Russen von Peenemünde abgezogen worden sind, wurden alle baulichen Anlagen, die für Kriegszwecke genutzt wurden –also auch Straßen, Unterkünfte und Zisterne – gesprengt. Dann wuchsen dort Kiefern.
Für die Feuerwehrleute war es laut Wobser nicht ganz ungefährlich, dort zu löschen, da es hin und wieder offene Kanalschächte im Waldgebiet gibt. Die bekannten Schächte wurden geschlossen, aber es kann ja sein, dass noch offene Schächte bestehen.
Brandursache noch unklar
Die Ursache für den Brand ist noch unklar. „Bei dem Wetter reicht eine Glasscherbe, um einen Brand auszulösen“, sagt Wobser.
Innenminister Caffier kommt zum Einsatzort
Am späten Nachmittag machte sich auch Innenminster Lorenz Caffier (CDU) und Landrat Michael Sack ein Bild von den Ausmaßen des Brandes. Caffier: „Wir werden sehen, welche Unterstützung noch gebraucht wird. Über die Finanzen reden wir nach dem Brand“, sagt er.
Hier geht es zum Liveticker:
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Alle Feuerwehren haben den Einsatzort verlassen und sind wieder in ihren jeweiligen Gerätehäusern.
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Auch wir haben mittlerweile den Ort verlassen und konzentrieren uns nun auf die Produktion der Zeitung für morgen.
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Gegen 14 Uhr kommen Mitarbeiter der Forst mit einem Wasserwagen (1000 Liter), die den Wald ständig beobachten. Sie haben auch Feuerpatscher dabei, um bei einem möglichen Glutnest einzugreifen.
Sollte sich ein Glutnest zu einem Feuer entwickeln,muss die Feuerwehr nochmal ran. Einige Schläuche liegen noch im Wald.
Revierförster Uwe Wobser sagt, dass der Wald komplett gelöscht ist.
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Derzeit sind nur noch 55 Feuerwehrleute vor Ort. Unter anderem reiste schon die Feuerwehr Bannemin ab.
Hannes Ewert