Herz Jesu-Gemeinde feiert ihre Orgel

Am kommenden Mittwoch feiert die katholische Gemeinde in Wolgast ein besonderes Jubiläum. Um 18 Uhr wird in der Kirche „Herz Jesu“ an der Saarstraße zur Orgelvesper eingeladen. Im Mittelpunkt des Abends wird die Jehmlich-Orgel auf der Kirchenempore stehen, die auf den Tag genau vor 50 Jahren, nämlich am 28. Februar 1968, durch Domvikar Walter Arndt, damals bischöflicher Beauftragter für das Orgelwesen, geweiht wurde. Pfarrer i.R. Norbert Illmann, der bis heute regelmäßig im Wolgaster Gotteshaus seinen Dienst versieht, freut sich auf die Orgelvesper und auf jenen Kantor, der das zu feiernde Instrument am nächsten Mittwoch spielen wird: Hanns-Peter Matschke aus Berlin. „Ich habe Herrn Matschke angerufen und er hat sofort zugesagt“, berichtet der 79-jährige Pfarrer im „Unruhestand“. Illmann war im Zuge der Recherchen für sein Buch „Katholische Kirche ,Herz Jesu’ Wolgast 1910-2010“ auf besondere Noten gestoßen. Damals, vor acht Jahren, hatte er alte Akten geordnet und einen Schrank neben der Orgel inspiziert, als ihm plötzlich ein von Hanns-Peter Matschke beschriebenes Notenblatt aus dem Jahr 1978 in die Hände fiel. Der Kirchenmusiker, Jahrgang 1948, war seinerzeit Kantor der evangelischen Kirchengemeinde St. Petri in Wolgast und hatte eigens für seine hiesigen katholischen Glaubensgeschwister ein Musikstück mit dem Titel „Die sieben Worte Jesu am Kreuz“ für drei- bis vierstimmigen Chor A-capella komponiert und dieses Lied dem Chor der katholischen Kirche in Wolgast gewidmet. Was lag nun näher als das längst in Vergessenheit geratene Musikstück anlässlich des Orgel-Jubiläums neu erklingen zu lassen und dafür jenen Mann zu gewinnen, auf den die Noten zurückgehen? Außerdem stehen am Mittwoch natürlich Werke unter anderem von Bach und Buxtehude auf dem Liedzettel. Bis zur Anschaffung der wertvollen, von den renommierten Dresdener Orgelbauern Gebrüder Jehmlich stammenden Kleinorgel, stand der Gemeinde lediglich ein Harmonium zur Verfügung, das von den Wolgaster Marienschwestern, und hier maßgeblich von Schwester Adalberta, bedient wurde. Gemeindemitglied und Kantor Walter Grosser war es, der mit Vehemenz dafür eintrat, dass „Herz Jesu“ eine Orgel bekommt. Grosser, der beruflich als Leiter der Wolgaster Eisenwarenhandlung von Karl Krüger tätig war, sammelte, oder besser, erbettelte jahrelang Spenden, bis die Finanzierung endlich gesichert war und der Orgelbau 1960 zum 50-jährigen Bestehen des Gotteshauses in Auftrag gegeben werden konnte. Auch flossen Grossers Anregungen in den Bau ein. Er selbst hat die Orgel jedoch nie gehört. Walter Grosser starb 1964 im Alter von nur 52 Jahren. Die Kirche „Herz Jesu“ beherbergt eine lebhafte Gemeinde. „Zu den Gottesdiensten am Sonntag kommen immer etwa 80 bis 90 Besucher“, schildert Pfarrer Illmann. Traditionell kooperieren die evangelische und katholische Kirchengemeinde in Wolgast eng miteinander. Die Kantoren halfen sich bereits zu früherer Zeit gegenseitig und auch die Chöre beider Gemeinden trafen sich zum gemeinsamen Singen. Kräftige Stimmen sind am Mittwoch auch wieder gefragt. Orgelvesper: 28. Februar, 18 Uhr Tom Schröter

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