Hotelbau in Karlshagen: Bürgermeister widerspricht Beschlüssen

Hotelneubau Karlshagen, nächster Akt: Bürgermeister Sven Käning (parteilos) versucht weiterhin, den geplanten Bau des Hotels an der Ecke Dünenstraße/Strandstraße zu verhindern. Gegen die Ende Oktober durch die Gemeindevertretung gefassten Beschlüsse zu dem Bauvorhaben legte er nun Widerspruch ein. „Ich will damit Schaden von der Gemeinde abwenden. Schließlich muss der Kaufvertrag hieb- und stichfest sein“, sagt Käning. Ein neues Verkehrsgutachten ergab, dass der Kaufpreis des Grundstücks von rund 1,5 auf knapp zwei Millionen gestiegen ist. Der Investor akzeptiert das. „Wir gehen da voll mit. Wenn der Vertrag im November beschlossen wird, sind wir im Dezember beim Notar und besiegeln den Kauf mit der Gemeinde“, sagt Projektleiter Richard Bernd Tenner. Die Leonwert MS Karlshagen Projektgesellschaft mbH will auf dem Areal nahe der Promenade für rund 35 Millionen Euro ein Hotel mit knapp 300 Betten errichten. Widersprüche am Donnerstag auf der Tagesordnung: In der Oktobersitzung hatte der Bürgermeister schon massiven Gegenwind der Gemeindevertreter zu spüren bekommen, als er die Beschlüsse zum Hotel von der Tagesordnung haben wollte, damit allerdings scheiterte. Wenn am Donnerstag, 26. November, die Widersprüche in der Gemeindevertretersitzung behandelt werden, dürfte Sven Käning mit seinem Ansinnen wohl wieder allein bleiben. Die Verwaltung empfiehlt nämlich, die Widersprüche abzuweisen, da diese nicht hinreichend begründet seien. Und die Meinung in den Fraktionen zu dem Millionenvorhaben hat sich nicht geändert. „Wir stehen weiter zum Hotelneubau“, sagt Daniel Telle (Wählergemeinschaft „Initiative für Karlshagen“), erster stellvertretender Bürgermeister. Was Käning tue, verstehe Telle. „Das ist legitim, weil eines seiner Kernthemen im Wahlkampf die Verhinderung des Hotelneubaus war.“ „Kein gutes Verhalten gegenüber Investoren“: Den Zeitpunkt versteht er nicht: „Seit fünf Jahren beschäftigen wir uns mit dem Projekt. In vielen öffentlichen Runden haben wir das Hotel thematisiert, nur wenige interessierte Bürger waren dabei“, sagt Telle, der nicht nachvollziehen kann, dass nun von „fehlender öffentlicher Beteiligung“ (OZ-Leserbrief vom 18.11.) gesprochen wird. „Immer erst, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, treten Bürgerinitiativen auf den Plan. So funktioniert es in der Demokratie aber nicht. Das ist auch kein gutes Verhalten gegenüber den Investoren, in deren Händen es liegt, eine Baugenehmigung zu bekommen“, sagt Telle. Unterstützung bekommt die Wählergemeinschaft von den Linken: „Wir arbeiten sehr lange an dem Projekt und haben alles mit dem Investor besprochen. Wir befürworten das Hotel“, sagt Fraktionschefin Marlies Seiffert. Der Ort, der überwiegend Ferienwohnungen vorhält, bekomme mit dem Hotel einen Wettbewerber. Marlies Seiffert war bis 2014 Bürgermeisterin im Ostseebad. „Zum Hotel gab es kaum Widerstände. Es ist traurig, wenn jetzt einige aus ihren Wohlfühlecken kommen und so einen Lärm machen.“ Lesen Sie auch: Hotelneubau in Karlshagen: Leser fordert Mitspracherecht der Einwohner Karlshagen: Bürgermeister kämpft allein gegen Hotelneubau 44 Wohnungen in der Straße des Friedens: Auch auf die Fraktion „Bürger für Karlshagen“ wird Käning kaum setzen können, wenn es um Gegenwind für das Hotelprojekt geht. „Wir stehen hinter dem Investor“, betont Gemeindevertreter Christian Höhn. Die Begründung der Widersprüche des Bürgermeisters kann er nicht nachvollziehen. „Ich sehe bei dem Projekt keine Rechtsverstöße. Lange, sehr lange haben wir uns mit dem Verfahren beschäftigt, Fristen wurden eingehalten, die Träger öffentlicher Belange beteiligt. Es ist alles besprochen“, so Höhn, der davon ausgeht, dass im Herbst 2021 Baustart sein wird. „Wenn alles gut läuft, könnte das so kommen. Die planungsrechtlichen Voraussetzungen sind da, um einen Bauantrag zu stellen“, meint Axel Höer, Architekt aus Bad Lausick (Sachsen). Er arbeitet an der Entwurfs- und Genehmigungsplanung. Parallel zum Hotelneubau würden sich gegenwärtig die Träger öffentlicher Belange mit dem ersten Entwurf für den B-Plan in der Straße des Friedens beschäftigen. Dort sind 44 Wohnungen vorgesehen. „Unser Ziel ist es, das Hotel und die Wohnungen bis 2023 fertigzustellen.“ Von Henrik Nitzsche