Insel Usedom: Einheimische fordern für verbotenerweise Einreisende „500 Euro Strafe“

Damit hatten viele Sonntagsausflügler zur Insel Usedom nicht gerechnet: Polizeikontrolle vor der Peenebrücke in Wolgast. Und für manch einen von weither Angereisten ging es dann bei Bilderbuchwetter nicht an die zugefrorene Ostsee, sondern zurück nach Hause. Grund ist die geltende Allgemeinverfügung des Landkreises, nach der touristische Ausflüge von Bürgern aus anderen Landkreisen, Bundesländern und dem Ausland derzeit kein triftiger Grund sind, um in den Kreis Vorpommern-Greifswald einzureisen. Der Landkreis gehört wegen der hohen Corona-Inzidenz zu den Top Ten der Hochrisikogebiete in Deutschland. Appelle allein reichen nicht: Weil Appelle an die Vernunft der Bürger aber bisher nicht ausreichten, wird nun mit Nachdruck kontrolliert, sagt Vorpommern-Greifswalds Landrat Michael Sack (CDU). „Ich habe den Innenminister um Unterstützung durch die Polizei gebeten. Die Regelungen wurden erlassen, damit die Zahl der Infizierten sinkt. Denn auch in Vorpommern-Greifswald sollen in Aussicht gestellte Corona-Lockerungen greifen.“ Kontrolliert wurde ab dem Vormittag, zunächst durch acht Beamte der Polizeiinspektion Anklam. Ab Mittag waren in Wolgast dann 18 Beamte der Bereitschaftspolizei MV aus Rostock im Einsatz. Auch auf der B 110 in Relzow, der Zufahrt zur Zecheriner Brücke, wurde kontrolliert, ebenso in Ahlbeck an der polnischen Grenze. Der Einsatz dauerte bis zum Dunkelwerden. Allein bis 15 Uhr wurden laut Polizeipräsidium Neubrandenburg über 160 Fahrzeuge abgewiesen. Freundliche Beamte mit viel Geduld: „Wir werden diese Kontrollen auch in den nächsten Tagen fortsetzen“, sagte Innenminister Torsten Renz (CDU). Nachdem auf Facebook, Instagram und Twitter am Sonnabend überall Bilder von Menschenmassen ohne Masken auf den Usedomer Seebrücken, jede Menge Spaziergänger am Strand, Kinderwagen auf dem Eis der Ostsee gepostet worden waren, habe er am Sonntag extra noch einmal Rücksprache gehalten mit Landrat Sack sowie mit Heringsdorfs Bürgermeisterin Laura Isabelle Marisken (parteilos), die ihn bezüglich der intensiven Kontrollen bestärkt hätten. Die Polizeibeamten agierten bei ihren Kontrollen umsichtig, freundlich und mit großer Geduld. Immer wieder erläuterten sie den Fahrzeuginsassen, die umdrehen mussten, dass der Landkreis Vorpommern-Greifswald die hohe Corona-Inzidenz nur senken kann, wenn sich die Bürger an die geltenden Regelungen halten. Die allermeisten Fahrer reagierten mit Verständnis auf das Abweisen und kehrten um. „Ich hatte wirklich nur einen oder zwei, die richtig unflätig reagiert haben“, sagte Polizeikommissar Martin Prösch von der 2. Bereitschaftspolizei-Hundertschaft. „Kontrollen waren überfällig“: Viele Wolgaster und Insulaner begrüßten die Polizeikontrollen. Es sei längst überfällig gewesen, formulierte etwa Nicole Skrotzki aus Zinnowitz. „Die Kinder wollen auch hier endlich wieder normal in die Schule gehen. Dazu müssen die Corona-Zahlen sinken. Aber das geht nur, wenn sich die Leute auch mal an die Vorschriften halten“, sagt sie. Am Sonnabend sei es in Zinnowitz wie im Hochsommer gewesen. „Ich arbeite in einem Discounter. Es war der blanke Wahnsinn, was da für Touristen im Laden und vor allem auf den Parkplätzen waren“, schildert sie. Toni Kamenske und seine Partnerin Sarah Fahrenholz aus dem Landkreis Mecklenburgische Seenplatte wollten gern nach Koserow. Dass sie umkehren mussten, nahmen sie gelassen. „Wir glaubten, weil wir aus MV sind, können wir auf die Insel. Das ist zwar jetzt nicht so schön, dass wir dieses Naturschauspiel nicht sehen können, aber wir verstehen schon, dass die Polizei eingreift“, sagten sie. Auch Familie Wacholder von der Mecklenburgischen Seenplatte musste umdrehen. „Unser Kreis war ja selbst vor nicht allzu langer Zeit Hochrisikogebiet. Wir kommen wieder, wenn es gestattet ist“, meinte das Paar. Statt nach Hause ging’s nach Lubmin und Freest: Hans-Peter Apler aus Lubmin war als Spaziergänger am Wolgaster Hafen unterwegs und wie zahlreiche andere Augenzeuge der Polizeikontrollen. „Finde ich sehr gut, dass sie das machen. Wenn sich die Leute immer über Vorschriften hinwegsetzen, wird das sonst nichts mit niedrigen Corona-Zahlen“, meinte er. Eine Frau meinte im Vorübergehen zu den Polizeikräften, dass sie allen, die nicht in den Kreis gehören, gleich 500 Euro Strafe abknöpfen sollten, dann würden schon alle zu Hause bleiben. Lesen Sie auch Zu viele Touristen: Polizei riegelt Usedom ab – Weitere Kontrollen Swinemünde: Hotels, Theater, Kinos und Schwimmbäder seit Freitag wieder offen Neue Sportarena in Swinemünde eröffnet Ahlbecker Kantorin macht Mut: Wie ein Fels in der Brandung Bezweifelt werden muss, dass wirklich alle Abgewiesenen gestern sofort den Landkreis verlassen haben. Denn vielfach war zu vernehmen, dass man dann eben statt auf die Insel Usedom nach Freest oder Lubmin fährt – da sei es im Winter auch schön. Von Cornelia Meerkatz