Jetzt wird es kriminell!

Es wird kriminell im Theaterzelt „Chapeau Rouge“. Mit „Die Nervensäge“ von Francis Veber, einer Komödie um einen Profikiller, der mal kurz einen Mafioso um die Ecke bringen soll, startet das Ensemble der Vorpommerschen Landesbühne Anklam am Sonnabend in die sommerliche Spielzeit. Bis September hebt sich der Vorhang 92 Mal. Insgesamt 25 800 Minuten Theater liegen vor den Schauspielern — sechs Stücke stehen auf dem Plan. Oliver Trautwein führt Regie in „Die Nervensäge“. Ins Deutsche wurde das Stück des Franzosen von Dieter Hallervorden übersetzt. Der Berliner hat genaue Vorstellungen, wie „Die Nervensäge“ auf die Bühne kommen soll. Für den Regisseur sieht eine perfekte Inszenierung so aus: „Nach einem Sonnenbad, das Fischbrötchen ist schon verdaut, schlendern die Zuschauer mit einem Getränk in der Hand in das Theaterzelt. Dort schließen wir dann ab, machen alles dunkel und die Hölle bricht los.“ Der Regisseur lächelt. Intendant Wolfgang Bordel ist froh, dass er Trautwein zum zweiten Mal als Regisseur gewinnen konnte. „Unsere Zuschauer sind oft Großstädter, sie kennen gutes Theater und haben Ansprüche. Jetzt können wir ihnen mit unseren Aufführungen etwas noch Besseres bieten“, sagt Bordel mit vor Stolz geschwellter Brust. Auch Schauspielerin Anna Thiele (27) arbeitet gern mit Oliver Trautwein zusammen. Tolerant und aufgeschlossen zeige er sich gegenüber den Ideen der Schauspieler. Fünf Wochen dauerten die Proben für das Premierenstück — eine kurze Zeit. „In der Regel haben wir sechs bis acht Wochen für die Vorbereitung“, sagt Peter Dulke. Der 23-jährige Zinnowitzer spielt auch in „Die Nervensäge“. Er erzählt, dass Schauspieler recht abergläubisch sind. „Vor den Vorstellungen umarmen wir uns, schmettern uns das obligatorische ‘Toi, toi, toi‘ zu und spucken uns über die linke Schulter — das gehört zum Beruf.“ 19 Mal wird„Die Nervensäge“ im Theaterzelt neben der Heringsdorfer Seebrücke gespielt. Kein anderes Stück wird öfter gezeigt. Das Kabarett „Gier frisst Verstand“ kommt 16 Mal auf die Bühne. Für Kinder gibt es zehn verschiedene Angebote. Darunter auch fünf Produktionen vom „Theater Randfigur.“ Jana Sonnenberg aus Zempin ist die Direktorin des Theaterhauses. Sie studierte an der Theaterakademie Vorpommern und arbeitet heute als Dozentin. Dass Schauspieler mit einem Brutto-Einkommen von 1650 Euro „alle gleich arm sind“ und es harte Zeiten für die Kultur sind, verriet Intendant Bordel. Er rechnet in diesem Sommer mit Umsatzeinbußen zwischen 25 000 und 30 000 Euro, da die „Ostseefestspiele“ des Theaters Vorpommern erstmals neben dem „Chapeau Rouge“ acht Vorstellungen geben. Bordel nimmt es mit Humor: „Wir greifen dem Haus unter die Arme und lassen sie gern in unserem Schatten auftreten.“ Dr. Karin Lehmann, Leiterin des Eigenbetriebes Kaiserbäder, freut sich auf ihre „Sommergäste und das Sommertheater“. Sie schwärmt von der charmanten Atmosphäre im Theaterzelt. „Leichte Aufführungen und im Hintergrund die Geräusche kreischender Möwen und das Bimmeln der Fahrradklingeln. So etwas ist nur in Heringsdorf möglich.“ Spielplan im Chapeau Rouge (Auszug) 8. Juni: 10.15 Uhr — Kindervarieté mit Akrobaten, Clowns und Pantomime 19.30 Uhr — „Die Nervensäge“ 9. Juni: 19.30 Uhr — „Gier frisst Verstand“, Kabarett 11. Juni: 10.15 Uhr — „Die kleine Seejungfrau“ 13. Juni: 19.30 Uhr — „Die Nervensäge“ Eintritt: Abendstücke 17 Euro Kinderveranstaltungen 8 Euro Carolin Riemer

Heringsdorf - Jetzt wird es kriminell!