Junge Lehrerin enttäuscht und sprachlos

Ihre Schüler mochten sie sehr. Der aus dem südrussischen Krasnodar stammende Rinat Reut (15), der seit September 2012 im Wolgaster Asylbewerberheim lebt, schaltete sogar die Zeitung ein, als er erfahren hatte, dass seine Deutsch-Lehrerin die Region verlässt und nach den Winterferien ein Lehrerwechsel bevorsteht (wir berichteten). Die Umstände des Weggangs der Lehrerin, die das Erste Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien hat, hinterlassen einen faden Beigeschmack. „Ich wäre gern in der Region geblieben und stand bis zum letzten Tag mit dem Schulamt in Kontakt“, berichtet Maya Schröder. Von September 2012 bis Januar 2013 war sie als Vertretungslehrerin beim Staatlichen Schulamt Greifswald angestellt. „Man hat mir dort zwar immer gesagt, man würde sich bemühen und wolle mich behalten. Aber am Ende ist nichts dabei herum gekommen. Das Versprechen wurde nicht eingehalten.“ Maya Schröder ist enttäuscht. Sogar bei Bildungsminister Mathias Bordkorb (SPD) habe sie um eine Referendariatsstelle geworben — auch dies habe nichts gebracht. Im Nachbarland Schleswig-Holstein sei sie hingegen mit offenen Armen empfangen worden. „In anderen Bundesländern“, so habe sie erfahren, „wird man als junger Lehrer anders behandelt als in MV.“ Eine Rückkehr sei unwahrscheinlich. „Warum soll ich in ein Bundesland zurückkommen, dass sich offenkundig nicht darum bemüht, jungen Lehrern eine Perspektive zu geben?“ Das Schweriner Bildungsministerium sieht die Sache anders. „Frau Schröder könnte längst im Vorbereitungsdienst des Landes sein, wenn sie gewollt hätte“, erklärt Ministeriumssprecher Henning Lipski. Sie habe sich zum 1. April 2012, zum 1. August 2012 und zum 1. Februar 2013 für den Vorbereitungsdienst in MV beworben. „Dreimal wurde Sie zum Vorbereitungsdienst zugelassen und erhielt ein entsprechendes Einstellungsangebot. Mit der gleichen Regelmäßigkeit lehnte sie es jedoch auch ab“, so Lipski, der auch davon sprach, dass an jungen Lehrern insbesondere für Deutsch und Geschichte in MV kein Mangel bestehe. Wie Maya Schröder mitteilt, mache sie die Aussage des Ministeriums sprachlos. Es stimme, dass sie Zusagen erhalten habe. „Aber: Beim ersten Mal im Nachrückverfahren eine Woche vor Antritt in Neustrelitz. Beim zweiten Mal wusste ich selbst am Antrittstag noch nicht, wo die Schule sein wird.“ Das Ministerium habe sie darauf hingewiesen, dass dies überall in MV sein könne. „Beim 3. Mal habe ich nicht mal zwölf Stunden vor Beginn im Losverfahren ein Angebot erhalten, und auch dort konnte man mir weder die Region noch die Schule nennen“, schildert sie. „Ohne zu wissen, wo meine Ausbildung in einem Flächenland wie Mecklenburg-Vorpommern stattfinden soll, fasse ich das nicht als Angebot auf.“ Der Deutsch-Unterricht für die Asylbewerberkinder in Wolgast sei unterdessen auch nach den Ferien ab kommendem Montag personell abgesichert, verkündet Roswitha Fennert, Leiterin der Regionalen Schule mit Grundschule „Heberlein“. „Eine neue Lehrerin aus Greifswald hat sich vorgestellt und ist auch bereits eingewiesen.“ Mit der Arbeit der Vertretungslehrerin Maya Schröder sei sie zufrieden gewesen, so Roswitha Fennert. „Sie hat sich sehr bemüht, hat den Kurs eingerichtet und die Bedingungen mit geschaffen.“ Aber: Ihrer Meinung nach wäre es für die junge Lehrerin sehr schwer geworden, das Referendariat und 24 Stunden Deutsch-Unterricht pro Woche unter einen Hut zu bekommen. In anderen Bundes- ländern wird man als junger Lehrer anders behandelt als in MV.“Maya Schröder, (nun Inhaberin einer Referendaritatsstelle in Schleswig-Holstein) Tom Schröter

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