Keine Chance für Campus: Buchen stehen unter Schutz

Das Thema Schulcampus scheint endgültig zu sterben: Die Landesforst spricht sich klar gegen die Abholzung des Waldes hinter der neuen Heringsdorfer Grundschule aus. Die Verwaltung will prüfen, ob dort ein Anbau möglich ist. „Zum einen liegt der Wald im Landschaftsschutzgebiet, zum anderen soll dort ein Kur- und Heilwald entstehen“, sagt Norbert Sündermann, Leiter des Forstamtes Neu Pudagla. „Der Wald ist ein hohes Schutzgut. Es müssen schon außergewöhnliche Gründe für eine Abholzung vorliegen.“ Zudem sei eine Fläche von sechs Hektar eine riesige Größenordnung. Dass der Wald sein Leben gelebt habe — ein Argument, dass die Verfechter des Schulcampus‘ stets ins Feld führten — stimme zwar, jedoch „steht die nächste Waldgeneration schon in den Startlöchern“, so Sündermann. Weiteres K.O.-Kriterium: Die Umwidmung des Gebietes in Bauland würde allein rund eine Million Euro kosten, wie die Verwaltung am Dienstagabend im Umweltausschuss erklärte. Als Grundlage dienten Berechnungen für die Ahlbecker Waldsiedlung, für die Kiefern weichen mussten. Noch bevor die Prüfung eines Teilneubaus im Gothener Landweg beschlossene Sache ist, kann das Thema theoretisch zu den Akten gelegt werden. „Alle Behörden müssen zustimmen. Also braucht man gar nicht erst anfangen“, bewertet Harald Heinz, Leiter des Umweltausschusses, die Einschätzung der Forst. Der Vertreter des vor zwei Wochen gegründeten Vereins Schulcampus Heringsdorf, Gunnar Runne, hört von diesen Fakten zum ersten Mal. „Vor einem Jahr hieß es noch, dass die Buchen problemlos abgenommen werden können“, kritisiert er. Warum die Veränderung eine Million Euro kosten soll, ist ihm schleierhaft. „Mit ein bisschen gutem Willen kann man für so ein wichtiges Projekt auch auf Ausgleichsmaßnahmen verzichten“, so Runne. „Aber wenn man darauf besteht, werden natürlich künstliche Hürden geschaffen. So kann man ein Projekt auch kaputt machen“, sagt er und verweist darauf, dass die erste Variante des Campus‘, ein kompletter Neubau, den Wald geschont hätte. Forstamtsleiter Sündermann ist jedoch auch zu Kompromissen bereit. „Die Idee ist ja nicht schlecht. Man könnte die vorhandenen Flächen aber noch optimaler nutzen.“ Sollte das passieren, würde er sich mit dem Landeswaldgesetz kulant zeigen, zum Beispiel wenn es um die Abstände zwischen Siedlung und Wald geht. Jedoch könne ein Wald keine Flächenreserve sein. Hintergrund: Die Heringsdorfer Verwaltung will prüfen, ob das bestehende Schulgebäude (ehemals Gorki-Gymnasium), das momentan saniert wird, langfristig zu einem größeren Campus werden kann. Es ist absehbar, dass die Schülerzahl die Kapazitäten übersteigen wird. Drei Ausschüsse haben schon zugestimmt. Ist auch die Gemeindevertretung für die Aufstellung eines B-Planes, müssen alle Behörden Stellung beziehen. Heringsdorf will den ersten Kur- und Heilwald Deutschlands Die Gemeinde Heringsdorf bemüht sich um den ersten Kur- und Heilwald in Deutschland. Seit dem neuen Landeswaldgesetz vom Juli 2011 ist die Einrichtung von Kur- und Heilwäldern möglich. „Die Kriterien dafür sind aber nicht genau definiert“, erklärt Katja Aehnlich, die im örtlichen Bauamt für den Bereich Grünordnung zuständig ist. „Der Bäderverband MV will Eigenschaften herausarbeiten, die eine Bezeichnung als Kur- und Heilwald rechtfertigt. Dafür gibt es fünf Beispielwälder, unsere Gemeinde hat einen davon“, sagt sie. Die Landesforst wird dazu ein Gutachten erstellen. „Wir hoffen, dass wir den ersten Kurwald ausweisen können und damit eine Vorreiterrolle in Deutschland einnehmen“, so Aehnlich. Im Zuge dessen sollen auch alte Wege wieder aktiviert werden. Ein „Erholungswald“ hat Wege und Bänke; ein „Kurwald“ ist noch kultivierter, zum Beispiel mit behindertengerechten Wegen und sanitärer Einrichtung; ein „Heilwald“ soll weiterhin für Therapien ausgelegt sein, zum Beispiel mit Liegen für Yogaunterricht. Der Heringsdorfer Wald erstreckt sich vom Bahnhof des Ortes bis zum Waldrand in Richtung Gothen. Er grenzt auch an die neue Grundschule. Irene Burow

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