70 Jahre ist es her, seit die Kreismusikschule Wolgast-Anklam gegründet worden ist. Mit einer Festveranstaltung wurde das gebührend gefeiert. Es kamen neben offiziellen Gästen wie Dietger Wille, zweiter Stellvertreter des Landrates, und Christiane Krüger, Vorsitzende des Landesverbandes der Musikschulen, auch Lehrer, Schüler und deren Eltern. Das Treffen war zugleich ein Rückblick auf die vergangenen sieben Jahrzehnte und eine Leistungsschau dessen, was heutige Schüler in ihrer Ausbildung bereits gelernt haben.
Schulleiterin Marika Guddat erinnerte an den Gründer der Schule, den Heringsdorfer Erich Belz, der anfangs noch privat Musikunterricht gab und schon bald akzeptieren musste, dass die Einrichtung in die Regie des Kreises übernommen wurde. Um die 150 Mädchen und Jungen wurden damals unter seiner Leitung ausgebildet. Unvergessen ist eine weitere Persönlichkeit, die die Musikschule wesentlich geprägt hat: Dr. Hans Luck. In seine Zeit fallen erste offizielle Kontakte nach Swinemünde, die 1974 zum Abschluss eines Freundschaftsvertrages und später, 1986, zur Gründung des ersten deutsch-polnischen Akkordeonorchesters führten.
Schwierige Zeiten
In der schwierigen Zeit nach der politischen Wende in der DDR war es dann Martin Braun, der die Einrichtung durch schweres Fahrwasser führte und mit die Grundlagen dafür geschaffen hat, dass sie heute auf festen Füßen steht. Braun ließ in seiner Rede aber auch die Probleme der vergangenen Jahre nicht unbeachtet. Gleich nach der Wende drohte die Abwicklung der Musikschule. Lehrkräfte sollten entlassen werden und nur ein kleiner Teil von ihnen über Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen eingestellt werden. „Unser hartnäckiger Widerstand zusammen mit der Bereitschaft der damaligen Landräte, uns zu unterstützen, hat diese Versuche aber letztlich scheitern lassen“, sagt er. Umso froher sei er, dass die Schule heute so erfolgreich arbeitet.
Marika Guddat sieht die im Grunde stabile Situation ihrer Schule in mehreren Ursachen begründet: Im Landkreis sei längst die Erkenntnis verankert, dass die drei Musikschulen, deren Träger der Kreis ist, wichtige Faktoren für ein positives Lebensgefühl sind. Dietger Wille bezeichnete sie sogar als „Glücksfabriken“, in denen ein Stück Zukunftsarbeit geleistet werde.
Förderverein immens wichtig
Für die Schulleiterin ist dann auch das Wirken des seit 27 Jahren aktiven Schul-Fördervereins immens wichtig. Dessen Vorsitzende Franziska Pens beschrieb es so: „Wir sorgen für die Verbindung zwischen potenten und hilfsbereiten Sponsoren und einer permanent unterfinanzierten Schule.“ Das jedenfalls ist dem Förderverein in den Jahren seines Bestehens zunehmend gut gelungen. Er hat dafür gesorgt, dass zahlreiche große und kleinere Instrumente angeschafft werden konnten oder repariert und gewartet werden.
Zusammen mit dem Schulteam hat sich der Verein jetzt erneut einer großen Verantwortung gestellt. Da die Mehrzahl der Klarinetten der Schule stark abgenutzt ist, muss ein neuer Satz dieser Instrumente her. 30000 Euro werden dafür gebraucht. Die Vereinsmitglieder konnten die Sparkasse Vorpommern und die Usedomer Bäderbahn mit je 2500 Euro Spenden gewinnen. Energie Vorpommern steuerte 1500 Euro hinzu. „Es haben weitere Sponsoren ihre Beteiligung an der Aktion zugesagt“, informierte Franziska. Diese seien unter anderem Peter und Angelika Gebser aus Zinnowitz, der Lions-Club Wolgast, die Wohnungsgenossenschaft Wolgast und die Firma Notus Energy. Mit dieser Unterstützung hofft die Musikschule, einen kompletten Klarinettensatz zu finanzieren.
Schüler im Alter von vier bis 70 Jahren
1144 Mädchen und Jungen werden von 23 fest angestellten Lehrkräften und sieben Honorarlehrern an der Kreismusikschule Wolgast-Anklam unterrichtet. Die jüngsten Schüler, sie werden vorwiegend im Fach Tanz ausgebildet, sind gerade mal vier Jahre alt, die ältesten sind 70.
Der 1991 ins Leben gerufene Förderverein hat um die 40 Frauen und Männer in seinen Reihen. Er hat sich die Aufgabe gestellt, Sponsoren und Helfer zu gewinnen, die Schule bei der Aktion „Jugend musiziert“, den Tagen der offenen Tür oder Workshops zu unterstützen. Zu seinen wichtigsten Erfolgen gehört die Einwerbung von 45 000 Euro Fördermitteln für elf neue Akkordeons.
Dieter Butenschön