Kritik an höherer Biogasproduktion

Die Biogas Welzin GmbH will in der seit 2007 existierenden Biogasanlage demnächst mit jährlich 5,3 Millionen Kubikmeter mehr als doppelt soviel Biogas erzeugen als bisher. Weil die Anlage dann mehr als die zulässigen 2,3 Millionen Kubikmeter produziert, müsste sie als Sondergebiet klassifiziert werden, was die Änderung des Flächennutzungsplanes und die Erstellung eines Bebauungsplanes erforderlich macht. Derzeit liegen die Planungsunterlagen zur Einsicht mit Möglichkeit zur Stellungnahme im Amt Usedom Süd aus (die OZ berichtete). Kritisch steht der geplanten Produktionserhöhung der Verein „BildungsInitiative RegeNerative Energien“ (Birne e.V.) gegenüber. Zwar könne Biogas, wenn es im Wesentlichen auf einer Verwertung von Reststoffen basiert, im Erneuerbaren-Energien-Mix eine wichtige Rolle spielen, da Energie anders als bei Sonne und Wind kostengünstig gespeichert und bedarfsgerecht eingesetzt werden kann. Dieser Vorteil werde in der Praxis jedoch selten genutzt, heißt es in der Stellungnahme des Vereins. Denn wie in Welzin würden die meisten Anlagen in der Regel auf der zulässigen Volllast gefahren und mit Pflanzen beschickt, die in intensiver Bewirtschaftung als Energiepflanzen angebaut werden. „Durch die Steigerung der Biogasproduktion erhöht sich der Flächenbedarf der Welziner Anlage von 250 Hektar auf 600“, erläutert Madlen Haney vom Verein Birne. Dies werde in den Planungsunterlagen jedoch nicht berücksichtigt. So untersuche der Umweltbericht zum Vorhaben lediglich die Umweltwirkungen der Biogas- und Siloanlage selbst. Deshalb ist es für die Usedomerin nicht überraschend, dass bei dieser isolierten Betrachtung das ökologische Risiko auf sämtliche Schutzgüter durchgehend als „gering“ eingestuft wird. „Der Umweltschutzeffekt von Biogasanlagen hängt stark von den Anbaumethoden für das Substrat ab“, betont die Agrarwissenschaftlerin. In Welzin bestehe das Substrat zu etwa 50 Prozent aus Mais, zudem aus Hirse, Zuckerrüben, Ganzpflanzensilage und Getreide. „Insbesondere Mais, Hirse und Zuckerrüben sind humuszehrende Pflanzen. Wenn diese Kulturen ohne Fruchtfolge angebaut werden, was gerade bei Mais und Hirse häufig der Fall ist, zerstört das in wenigen Jahren die Bodenfruchtbarkeit“, warnt Madlen Haney. Die Landwirtschaftsexpertin ärgert auch, dass im Juni 2013 bei Suckow eine Wiese auf einem ertragsschwachen Standort mit Pflanzengift tot gespritzt und anschließend umgebrochen wurde, um danach Hirse für die Biogasanlage Welzin anzubauen. Neben den Auswirkungen auf Boden und Klima beeinträchtigten diese Monokulturen auch das Landschaftsbild und den Erholungswert des Hinterlandes ganz wesentlich. Darüber hinaus sei mit doppelt so viel Lkw-Verkehr zu rechnen. Die Kosten der damit verbundenen Straßenschäden trage die Allgemeinheit. Deshalb plädiert Madlen Haney dafür, diese Kosten bei der Abwägung über die Erweiterung der Biogasproduktion in Welzin zu berücksichtigen. Bereits jetzt erzeuge die Biogasanlage mehr als 5000 MWh Strom im Jahr. Damit könnten schon jetzt alle Usedomer und Stolper Haushalte mengenmäßig mit Strom versorgt werden, weshalb aus versorgungstechnischer Sicht eine Produktionssteigerung nicht nötig sei, heißt es weiter in der Stellungnahme des Vereins. Durch die Steigerung der Produktion erhöht sich der Flächenbedarf enorm.“Madlen Haney, Verein Birne Dietmar Pühler

Welzin - Kritik an höherer Biogasproduktion