Kulturhaus Zinnowitz: Mysterium um Sanierung und einen zweiten Bauzaun

Wenn man einen Blick auf die offizielle Homepage des Zinnowitzer Kulturhauses wirft, dann kommt man schnell ins Schwärmen. Mehrere aufwändig produzierte Animationen versprechen einen Hauch von Exklusivität, einer modernen Wellness-Oase mitten in der historischen Hülle und schönem Wohnen. Klingt verlockend. 27 der 86 Wohnungseinheiten sollen bereits verkauft sein, weitere 20 sind nach Angaben der Vermarkter bereits für potenzielle Käufer reserviert. Ob diese Zahl, die seit Monaten auf der Homepage steht, noch aktuell ist, steht da nicht. Soweit, so gut. Zwischen den gezeigten Animationen auf der Homepage und Realität klafft in diesem Fall allerdings eine riesige Lücke. Frust seit Jahren in der Gemeinde: Seit Jahren warten die Zinnowitzer und Gäste schon darauf, dass etwas an dem historischen Gebäude im Ortskern des Ostseebades passiert. Wenn ein Bauarbeiter auf dem Gelände gesehen wird, gleicht die Nachricht einer Sensation im Ort und verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Allerdings beschränken sich die Aktivitäten oft nur auf das Rasenmähen, wenn die Gräser wieder über einen Meter wuchern. Anfang Oktober hat eine Gruppe ausgewählte Teile der Fassade versuchsweise verputzt. Ziel der Übung war es, die ausgewählten Teile durch eine Behörde bewerten zu lassen. In der vergangenen Woche war allerdings wieder Bewegung auf der Baustelle. Mehrere Arbeiter wurden dabei beobachtet, die einen Bauzaun rund um das Gelände gezogen haben. Aber warum? Immerhin stand rund um das Gelände bereits ein baugleicher Zaun. Lesen Sie auch Gemeinde Zinnowitz will Kulturhaus-Investor unter Druck setzen „Darum wird es nichts mehr mit dem Kulturhaus in Zinnowitz“ Bauzaun gehört polnischer Firma: Der neue Bauzaun gehört der Beschriftung zu urteilen einer polnischen Firma, der bestehende Bauzaun der hiesigen Firma Wuttig in Zinnowitz. Nachfrage bei Andreas Wuttig, dem Inhaber der Gartenbaufirma. „Unser Bauzaun steht schon seit einer ganzen Weile. Wir haben allerdings noch keine Informationen, wann wir unseren Bauzaun zurückbauen sollen“, sagt er. Allerdings wertet Andreas Wuttig die Tätigkeiten des Investors als positives Signal, dass es bald wirklich losgehen könnte. Derzeit sind noch kleinere Rechnungen durch den Investor offen. „Die Zahlungsrückstände halten sich in Grenzen. Wir akzeptieren sie so“, erklärt er. Wuttig wurde vom Investor beauftragt, sich um die Baustromversorgung und den Bauzaun zu kümmern. Kaufvertrag hat entscheidenden Mangel: Erst im August versicherte Kulturhaus-Projektleiter Jerzy Huryn, dass noch im September dieses Jahres mit dem Rohbau begonnen werden soll. Aber nur, wenn es die Corona-Situation zulässt. Offenbar spielte ihnen die Pandemie nicht in die Karten. Seit Monaten passiert auf der Baustelle eigentlich nichts. Die Baucontainer stehen schon seit Juli 2019 neben dem Hauptgebäude. Viele Arbeiter wurden dort allerdings noch nicht gesehen. Noch im August versuchte die Gemeinde Zinnowitz den polnischen Vorhabenträger unter Druck zu setzen. Zu jener Zeit hieß es, dass der Kaufvertrag – welcher vor fünf Jahren zwischen dem Investor und der Gemeinde abgeschlossen wurde – aus Sicht der Gemeinde einen entscheidenden Mangel hat: das notarielle Rückkaufsrecht erlischt nach zwei Jahren. Was bestehen bleibt, ist das Vorkaufsrecht laut Baugesetzbuch. Heißt, wenn eine andere Firma an den polnischen Investor herantritt und ihm alles abkaufen möchte, hätte die Gemeinde Zinnowitz das Recht, selbst das Areal samt Kulturhaus zuerst zu kaufen. Diese Alternative ist allerdings keine Option für die Gemeinde. Problem: Dokument in polnischer Sprache: Nach OZ-Informationen soll nun eine Finanzierung für das millionenschwere Objekt stehen. Erst kürzlich gab es eine Zusammenkunft zwischen dem polnischen Investor und hiesigen Vertretern der Gemeinde. Das Problem war nur, dass die Finanzierung komplett in polnischer Sprache abgedruckt wurde. Die Gemeinde möchte nun eine deutsche Übersetzung. Während sich hinter den Kulissen um die Finanzierung gekümmert wird, werden die Käufer mittlerweile nervös und sind teilweise schon von ihren Verträgen abgesprungen. Von Hannes Ewert