Landesmuseum zeigt Kunst vom Riems

Der gespaltene Schädel eines Rindes unter dem grellen Licht einer Lampe, Gedärme, die bis auf den Boden reichen, und rund um den Kadaver auf dem Seziertisch vier konzentriert arbeitende Männer und eine Frau. Die „Sektion des Rindes“ aus Hans Neuberts Wandbildzyklus „Sinn und Praxis der Virologie“ ist wohl eines der eindrucksvollsten Gemälde, die im Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) auf der Insel Riems hängen. Für gewöhnlich bekommt die Öffentlichkeit die vielen Kunstwerke der Forschungseinrichtung nicht zu Gesicht. Seit Mittwoch sind Abbildungen der Skulpturen, Malereien und Stelen nun im Pommerschen Landesmuseum zu sehen. Der Anlass: Das FLI wird erweitert. Und mit den umfassenden Baumaßnahmen auf dem Riems wird auch der Kunstbestand um zwei zeitgenössische Werke ergänzt. Zum Abschluss der Arbeiten sollen auf dem Außengelände 189 rote Ikosaeder — sozusagen stilisierte Virusstrukturen — auf einer Fläche von 400 Quadratmetern Wiese verteilt werden. So sieht es der Entwurf von Barbara Trautmann vor, der sich in einem bundesweiten Kunst-am- Bau-Wettbewerb durchsetzte. Der erste Prototyp für Trautmanns Werk soll noch in diesem Jahr aufgestellt werden. Um das Material zu testen, wie die Berliner Künstlerin erklärt. Der Rest folge im Herbst 2014. Als zweiter Sieger des Wettbewerbs ging der Berliner Künstler Matthias Geitel mit seinem Entwurf für den Konferenz- und Essenraum hervor. Seine Skizzen für die Wand erinnern an eine Weltkarte. Erst auf den zweiten Blick wird klar, dass die Umrisse nichts mit den Kontinenten zu tun haben. Es handelt sich um die Grenzen der Länder, von denen seit 1920 bedeutende virologische Ereignisse ausgegangen sind, erläutert der gelernte Elektroniker. Diese Linien werden bei ihm neu zusammengesetzt — einmal zu einer Art Karte, beim zweiten Teil des Werks wieder zu einer Art Ikosaeder. „Der Tunnelblick auf den Virus wird aufgerissen und lässt so einen Blick auf die Welt zu“, sagt Geitel über sein Werk. 163 Bewerber hatten sich insgesamt am Kunst-am-Bau-Wettbewerb des Bundes beteiligt. Es war das größte Verfahren dieser Art in den letzten Jahren in MV. Die Vorauswahl der 16 Ideen, die es in die Jurywertung schafften, ist nun ebenfalls in Greifswald zu sehen. Mit „Kunst am Bau“ verpflichtet sich der Staat, einen bestimmen Prozentsatz von Investitionen beim Bau öffentlicher Gebäude für Kunst zu verwenden. In die beiden Siegerentwürfe fließen daher etwa 334 000 Euro der insgesamt 300 Millionen, die auf dem Riems für den Neubau ausgegeben werden. Es fällt daher nicht schwer, sich vorzustellen, dass die Entscheidung für die Gewinner keine einfache war, wie auch der Direktor des Loeffler-Instituts, Prof. Thomas Mettenleiter, bei der Ausstellungseröffnung deutlich macht. „Wir haben ja schon alles Mögliche auf der Insel rumstehen“, sagt der Wissenschaftler, der auch Mitglied der Jury war, lachend. „Aber was bisher fehlte, war eine künstlerische Darstellung davon, was wir wirklich machen: Virusforschung“, erklärt er. Diese hätten sie nun gefunden. Und noch ein weiteres Auswahlkriterium habe er zu Beginn an die anderen Jurymitglieder herangetragen. „Bitte denken Sie daran: Sie sind nachher wieder weg, aber wir vom Institut müssen oder dürfen damit leben.“ Mit dem Ergebnis könnten die Mitarbeiter des FLI nun seiner Meinung nach zufrieden sein. Und im Hinblick auf die unbekannte Farbe seines Forschungsgegenstandes fügt Mettenleiter außerdem hinzu: „Ob es rote Viren gibt, weiß ich nicht, aber es wird sie in Zukunft auf der Insel Riems geben.“ Ausstellung: Kunst am Bau im Friedrich-Loeffler-Institut 163 Künstler und Künstlerinnen beteiligten sich am Wett- bewerb für Kunst am Bau im Friedrich- Loeffler-Institut (FLI). Davon wurden 16 für die Gestaltung des Außenraums und 12 für den Konferenzsaal im Neubau des FLI Riems mit der Ideenfindung beauftragt. Vom 3. Juli bis 1. September werden im Pommerschen Landesmuseum die Entwürfe des Wettbewerbs gezeigt. Außerdem sind in der Ausstellung Fotos von vorhandenen Kunstwerken des Instituts zu sehen, die sonst nicht öffentlich zugänglich sind. Öffnungszeiten: Di-So 10-18 Uhr, der Eintritt ist frei. Elisabeth Woldt

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