Lassaner würdigen Meister des Barock

- Hilfe für den neuen Kirchenführer sollte es werden, erinnert sich Dr. Daniel Stemmrich. Herausgekommen ist eine wunderschöne Sommerausstellung mit Fotografien des Greifswalder Kunsthistorikers Detlef Witt zu Elias Kessler, einem der bedeutendsten Barockbildhauer, und Skulpturen von Dr. Franz-Albert Tröster. Letzterer hat damit zurück zu seinen Wurzeln gefunden, denn Tröster ist gebürtiger Lassaner. „Es ist ein erhebendes Gefühl, gerade in dieser Kirche ausstellen zu dürfen“, sagt er. Daniel Stemmrich verbringt die Sommermonate alljährlich in Lassan. Als sich neben dem neuen Kirchenführer auch noch die Möglichkeit einer Ausstellung ergab, war sein Interesse mehr denn ja geweckt. „Die Fotos von Detlef Witt sind einzigartig. Sie widerspiegeln das große Können des Elias Kessler“, schwärmt er. Witt hat unzählige Aufnahmen von den Werken Kesslers in Vorpommern gemacht. Sein Augenmerk liegt dabei auf den Gesichtern und Gesten der virtuosen Skulpturen aus weichem Lindenholz. Die Lassaner Kirche berge nach seinen Worten einzigartige Schätze, über die viel zu wenig bekannt sei. Selbst Einheimische wüssten oftmals nicht, welche wertvollen Kulturgüter da direkt vor ihrer Haustür zu finden seien. „Und in St. Johannis sind für meine Begriffe die wertvollsten Barockskulpturen von Kessler zu finden“, betont Witt. Denn der wunderschöne Altar, die Kanzel und auch das Lesepult stammen allesamt aus der Hand des Meisters. Auch auf Rügen und in der Prignitz war Kessler tätig — doch nirgendwo sonst gibt es diese geballte Ansammlung von Kesslerschen Werken. Die Skulpturen von Franz-Albert Tröster, der Mitglied im Pommerschen Künstlerbund ist, bilden einen starken Gegensatz dazu. Er fasst sie unter dem Titel „Brüche, Risse, Narben, Schönheit“ zusammen. Denn Granitfindlinge und Hartholz sind die Werkstoffe, die der 62-Jährige bearbeitet. Dabei kommt es — wie in jeder Biografie — auch zu Unregelmäßigkeiten. Witt hatte ihn gefragt, ob er mit ihm zusammen die Exposition in Lassan gestalten wolle. Zur Kunst und Bildhauerei fand Tröster 1970 durch seine Frau, die Kaligrafien herstellt. Damals war er in der Facharztausbildung im Kreiskrankenhaus Wolgast. „Als unsere zweite Tochter geboren wurde, habe ich meine ‚Wehen sozusagen an einem Stück Holz ausgelassen. Eigentlich wollte ich Schachfiguren schnitzen. Es sind nur zwei geworden — und bis heute auch geblieben. Aber von da an konnte ich die Bildhauerei nicht mehr lassen“, sagt er. Nun, da er im Ruhestand sei, könne er seinem Hobby viel öfter frönen. Tröster wohnt seit vielen Jahren in Stralsund, wo es 2014 eine Schau seiner Werke geben wird. Und: Tröster hat auch Kontakt zur Wolgaster Kaffeemühle aufgenommen, auch dort kann er sich eine Exposition vorstellen. Ulrike Seidenschnur, die Kuratorin der Galerie in St. Johannis , ist froh über die glückliche Fügung, die die drei Männer zusammengeführt hat. „Im 15. Jahr des Bestehens unserer Galerie haben wir etwas Tolles zu bieten“, sagt sie und verweist zusammen mit Stemmrich darauf, dass es bis zum Herbst mit den Fotos von Witt ein Buch zu Elias Kessler geben wird. „Ein würdiges Ende für diese Ausstellung“, findet sie. Zur gestrigen Halbzeit-Feier der Ausstellung war die Kirche mit 50 Gästen gut gefüllt. Dabei erklangen Werke von Telemann, Couperin, Reincken, Bach und Vivaldi, dargeboten von Countertenor Kasten Henschel, Wibke Oppermann an der Traversflöte und der Polin Paulina Kilarksa am Cembalo. Für Daniel Stemmrich wird der Sommer 2013 etwas Einzigartiges bleiben. Hilfe bei der Zusammenstellung des neuen Kirchenführers wollte er leisten — ein großer Kunstgenuss ist es am Ende geworden. Die Galerie ist von Mittwoch bis Sonntag 11 bis 17 Uhr geöffnet. • www-Galerie-in-der-Kirche.de Wir haben etwas wirklich Tolles zu bieten.“Ulrike Seidenschnur, Kuratorin der Galerie Cornelia Meerkatz

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