„Man muss auch im Alter die Knochen bewegen“

81 Einwohner zählt das Dorf Görke. Mit 88 Jahren ist Karl-Heinz Labahn mittlerweile der Dorfälteste. Ihm geht es gerade nicht ganz so gut: „Die letzte Zeit bin ich nicht auf‘m Posten“, sagt der freundliche ältere Herr, der sich aber zuversichtlich zeigt. „Das wird sich schon wieder hinbiegen.“ Schließlich bewirtschaften er und seine 83-jährige Frau Helga ein recht großes Anwesen mit Gemüse- und Blumengarten immer noch selbst. „Ich mach noch alles, was ich kann. Man muss ja auch noch‘n bisschen die Knochen bewegen“, erzählt der frühere Landwirt. Nur mit Fahrradfahren hat er aufgehört, da fehlt ihm mittlerweile der nötige Schwung. Aber das Gras mähen und sich um die Hühner kümmern, das ist alles noch Aufgabe von Karl-Heinz Labahn. „Nur für die Blumen ist Helga zuständig“, sagt er verschmitzt. Beide erinnern sich noch an die Zeit der selbständigen Landwirtschaft vor den LPGs. „Früher gab es hier ein Gut“, berichtet er. Als dieses aufgelöst wurde, hatte sein Vater ehemalige Gutsflächen dazugekauft. Die gingen in der DDR nach und nach in die LPG über, bei der Labahn zahlreiche Jahre angestellt war. „Dafür gab es Bezahlung nach Arbeitsstunden und nach Feierabend ging die Wirtschaft zuhause weiter“, erzählt der 88-Jährige. „Gehungert haben wir nicht“, ist seine Frau mit dieser Zeit zufrieden. Immerhin konnte das Ehepaar, das zwei Kinder, drei Enkel und zwei Urenkel zur Familie zählt, seinerzeit „einmal mit dem Freundschaftszug nach Moskau fahren“. Später folgte ein Flug nach Leningrad, dem heutigen St. Petersburg. Auch nach der Wende gingen die Labahns gerne auf Reisen, so etwa nach Bayern, an den Rhein und an die Mosel. Denn 1991 hatten die Görker ihre „letzte Kuh abgegeben und nur noch ein paar Hühner behalten“, wie Helga Labahn schildert. Heute sind die beiden noch recht mobil und fahren mit dem Auto zum Einkaufen und zum Arzt. Früher, zu LPG-Zeiten, sind die beiden nach Feierabend mit ihrem Trabi „jeden Tag an die Ostsee gefahren“. Später dann wurden sie Stammgäste in der Ostseetherme. Heute ist der Garten ihr größtes Betätigungsfeld. Hier gedeihen Kartoffeln, Gemüse, Erdbeeren, Äpfel und nicht zu vergessen: drei Hühner. „Damit wir jeden Tag ein frisches Ei haben“, sagt die Görkerin. Dietmar Pühler

Görke - „Man muss auch im Alter die Knochen bewegen“