Megastau auf Usedom: Ampel in Wolgast ausschalten?

Gesprächsthema Nr. 1 war am Montag auf der Insel Usedom und in Wolgast immer noch der Megastau auf der Insel vom Freitag: 46 Kilometer Stau von Swinemünde über die gesamte Insel und durch Wolgast durch. Über sechs Stunden brauchten Autofahrer, um die 40 Kilometer von Ahlbeck nach Wolgast zurückzulegen. Dadurch kamen Arbeitnehmer zu spät oder gar nicht zum Dienst, Pflegedienste erreichten ihre Patienten, Handwerker ihre Kunden nicht. Eltern waren nicht rechtzeitig an der Kita ihrer Kinder bzw. an der Schule. Essen wurde nicht ausgeliefert, Vorbestellungen in Restaurants konnten nicht eingehalten werden ... Die Liste ließe sich beliebig fortführen. Stoßstange an Stoßstange: Gründe für den Megastau gab es mehrere: Zum normalen Inselverkehr der Einheimischen kam ein erhöhtes Urlauberaufkommen durch die Herbstferien in mehreren Bundesländern bzw. den bereits einsetzenden Abreiseverkehr. Nachdem Polen ab Sonnabend zum Risikogebiet erklärt worden war, nutzten Tausende den Freitag noch einmal zur Einkaufstour nach Swinemünde, um sich mit Zigaretten einzudecken und um zu tanken. Außerdem reisten hunderte deutsche Urlauber aus Swinemünde ab, um der drohenden Quarantäne zu entgehen. Zu diesen ohnehin schon auf der B 111 befindlichen Automassen kamen noch all jene Fahrzeuge dazu, die wegen der Bauarbeiten auf der B 110 zwischen der Zecheriner Brücke als Südzufahrt zur Insel und der Stadt Usedom die ausgeschilderte Umleitung über Wolgast genommen haben. Ampelabschaltung in Wolgast gefordert: Noch am Freitag forderten Touristiker der Insel wie der Dehoga-Regionalchef Krister Hennige vom zuständigen Straßenbauamt Neustrelitz, die Ampeln in Wolgast abzuschalten. „Es bleiben zwar trotzdem tausende Autos, die über die Insel Richtung wollen, aber der Verkehr ist nicht so zähflüssig“, begründete er seine Forderung. Viele Insulaner, die sich auskennen, sagen zudem, dass die Zecheriner Brücke direkt ja nur am 7. November gesperrt ist und jetzt die für Schulbusse und Anwohner ausgeschilderte Umleitung über die Kreisstraße Karnin-Wilhelmsfelde-Mönchow genutzt werden könne. Dieser Lösung widerspricht das Straßenbauamt Neustrelitz vehement. „Wir können nur über Bundes- und Landesstraßen verfügen und Umleitungen dort ausweisen, denn für diese Straßen sind wir zuständig. Die gerade sanierte Kreisstraße fällt nicht in unsere Hoheit. Aber sie ist auch nicht für dieses Verkehrsaufkommen ausgelegt“, erklärt der für Instandsetzung zuständige Sachgebietsleiter Tom Arenhövel. Fußgänger ohne Ampel nicht sicher: Auch eine Abschaltung der Lichtsignalanlagen komme nach seinen Worten nicht in Frage. Anordnen können das nur die Verkehrsbehörde des Landkreises Vorpommern-Greifswald. Allerdings macht er deutlich, dass viele Punkte gegen die Abschaltung der Ampeln in Wolgast sprechen, denn es muss die Verkehrssicherheit aller Verkehrsteilnehmer an den Knotenpunkten gewährleistet werden. So sorgt die Ampel an der B 111/L262 am Platz der Jugend (Europakreuzung) für die sichere Querung der Fahrbahnen für den Fußgängerverkehr mit vielen älteren Leute und Sehbehinderten und das sichere Einbiegen der Nebenrichtungen. „An dieser Lichtsignalanlage ist ein verkehrsabhängiges Programm installiert mit festen Mindestfreigabezeiten und maximalen aufdehnbaren Freigabezeiten für sämtliche Fahrtrichtungen. Bei einer maximalen Freigabezeit aller Fahrtrichtungen ergibt sich eine maximale Umlaufzeit von 110 Sekunden, in denen der Verkehr Richtung Usedom eine Freigabezeit von 60 und der Verkehr von der Insel 45 Sekunden hat“, teilt Arenhövel mit. Ähnlich verhält es sich mit der Ampel an der B 111/Hafenstraße, die zugleich eine zusätzliche Sicherung des Bahnübergangs bedeutet. Diese Anlage ist mit der Nachbaranlage an der B 111/Zum Hafen koordiniert, das heißt an beiden Anlagen sind feste Signalprogramme hinterlegt zur Einrichtung einer „Grünen Welle“. Die Umlaufzeit beträgt 100 Sekunden, in denen der Verkehr Richtung Usedom eine Freigabezeit von 65 und der Verkehr von der Insel 59 Sekunden hat. Bürgermeister fordert manuelle Regelung: Wolgasts Bürgermeister Stefan Weigler (CDU) sagt zwar, dass man die Ampeln in Wolgast nicht ganz abschalten könne, weil sonst Fußgänger und Kraftfahrer aus den Nebenstraßen nie eine Chance haben, die Bundesstraße zu überqueren. „Aber bei solchen Extremsituationen wie am Freitag muss die Polizei einfach bestimmte Kreuzungen manuell regeln, um den Verkehr fließen zu lassen“, meint das Stadtoberhaupt. „Alle wollen glatte Straßen, also werden wir noch öfter solche Situationen haben“, warnt Tom Arenhövel. Da auf die Forderungen der Touristiker der Insel Usedom Rücksicht genommen und nur im Herbst und Frühjahr bis Ostern gebaut werden könne, „bleibt das Zeitfenster zum Erneuern und den Ausbau der Fahrbahnen sehr eng.“ Lesen Sie auch Usedom: 40 Kilometer Stau zwischen Ahlbeck und Wolgast Usedom: tausende haushalte erhalten Glasfaseranschluss Vorpommern-Greifswald: Verschärfte Regeln wegen Coronafällen Usedom: Sechs Corona-Fälle in der Swinemünder Stadtverwaltung Usedom: Polnische Arbeitskräfte bangen um Arbeitsplatz Von Cornelia Meerkatz