Ministerium: Einwände zur neuen Usedom-Brücke sind abgearbeitet

Bis zum Jahresende soll der Feststellungsbeschluss zur neuen Usedom-Brücke und damit auch die zur seit Jahrzehnten versprochenen Wolgaster Ortsumgehung fertig sein. Daran hält das Verkehrsministerium in Schwerin fest. Bereits im Juli dieses Jahres hatte Verkehrsminister Christian Pegel (SPD) im Beisein des Wolgaster Bürgermeisters Stefan Weigler (CDU) und weiterer Vertreter der Stadt diese Aussage getätigt, nachdem es wegen des Corona-Lockdowns im Frühjahr zu Verzögerungen gekommen war. Im Januar soll es nun was werden mit der Auslegung der Planfeststellungsunterlagen. Laut Renate Gundlach, Sprecherin des Verkehrsministeriums, befinde sich der ca. 500 Seiten umfassende Planfeststellungsbeschluss in der Endredaktion – diese werde noch in diesem Jahr abgeschlossen. „Der Beschluss kann allerdings erst zu Beginn des kommenden Jahres öffentlich bekannt gemacht werden, da der Redaktionsschluss der Amtsblätter und Portale, in denen das erfolgen muss, für eine Veröffentlichung im Dezember längst vorüber ist“, teilte sie weiter mit. Alle Einwände abgearbeitet? Die große Frage dürfte sein, ob dann tatsächlich alle Einwände abgearbeitet sind? Pegel jedenfalls sicherte das im Sommer zu. Ähnlich lautete die Antwort, die die CDU-Landtagsfraktion auf ihre Anfrage zur neuen Usedom-Brücke im November aus dem Ministerium erhielt. „Die Einwendung der Usedomer Bäderbahn UBB wurde im Anhörungsverfahren erörtert. Der Planfeststellungsbeschluss wird die Einwendungen wie alle anderen auch im Rahmen der Beschlussfassung würdigen und im Gesamtkontext abwägen“, so Gundlach. Dass es nun erst zum Jahresende was werde, hänge mit der Corona-Krise zusammen: Es sei nicht möglich gewesen, bestimmte Gespräche zu vorgebrachten Einwendungen persönlich zu führen. Und: Es habe deutlich mehr Einwendungen gegen das komplexe Bauprojekt gegeben als angenommen. Lesen Sie auch Ostseeinsel Usedom bekommt neue Mega-Brücke gegen Stau Deshalb wird die neue Mega-Brücke für Usedom dringend gebraucht Zu den Einwendungen gehörten mehrere Punkte, die durch die Deutsche Bahn/Usedomer Bäderbahn vorgebracht wurden. Unter anderem ging es um bestimmte Pfeiler, die wegen der erforderlichen Größe und Höhe, um die Brücke zu tragen, dann zu dicht an der Gleisanlage gestanden hätten. Auch der geplante Brückenverlauf sollte an zumindest einer Stelle noch einmal überdacht werden: Die abschüssige Fahrbahn würde im Bereich des Wolgaster Südhafens demnach zu steil (fast im 90-Grad-Winkel) vor den Schienen Richtung Insel Usedom über den Peenestrom abbiegen. Diskrepanzen mit Grundstückseigentümern: Außerdem standen Diskrepanzen mit mehreren Grundstückseigentümern zur Klärung an, weil der Bund nur die benötigten Anteile ihrer Grundstücke kaufen und auch nur die den Eigentümern entschädigen wollte. Doch jedes Grundstück verliert in Größenordnungen an Wert, wenn es durch eine Brücke zerschnitten wird bzw. wenn ein riesiger Brückenpfeiler plötzlich die Zufahrt versperrt oder direkt neben dem Küchenfenster steht. „Ich verstehe, dass die Eigentümer nur ihre Grundstücke im Ganzen verkaufen wollen“, sagte dazu seinerzeit der Minister. Er gab sich überzeugt, dass am Ende eine für alle Seiten tragbare Lösung gefunden wird. Öffentliche Auslegung im Februar: Das sei gelungen, heißt es aus dem Ministerium. Der Planfeststellungsbeschluss soll nach Bekanntgabe im Januar dann im Februar zwei Wochen lang öffentlich ausliegen. Danach beginnt die einmonatige Klagefrist. Wie es dann weitergehe, hänge maßgeblich davon ab, ob und gegebenenfalls von welcher Qualität Klagen gegen den Beschluss eingereicht werden. Gibt es keine, hat der Beschluss Bestandskraft. Übersetzt heißt das, die Baugenehmigung ist da. Dann kann die internationale Ausschreibung für das Großvorhaben erfolgen und Geld in den Haushalt direkt eingestellt werden. Verkehrsminister Pegel geht davon aus, dass es zumindest im kommenden Jahr den Baubeginn für das Großvorhaben gibt – und zwar nicht nur wegen der anstehenden Landtagswahlen. Die neue Usedom-Brücke, und damit eine neue Wolgaster Ortsumgehung, werde einfach dringend gebraucht. Staus bis zu 43 Kilometern Länge zwischen Swinemünde und Wolgast hätten das eindringlich gezeigt. Von Cornelia Meerkatz