Neuer Träger für die Tafel in Gützkow?

Die Stadt Gützkow hofft auf einen neuen Betreiber für die Lebensmittelversorgung von derzeit gut 90 geringverdienenden und arbeitslosen Menschen. Bislang steht jene unter der Obhut der Wolgaster Tafel. Die allerdings sah sich in den vergangenen zwei Jahren immer häufiger außer Stande, die Ausgabestelle in Gützkow hinreichend mit Waren zu bestücken (die OZ berichtete). 2013 etwa hatten die Wolgaster ihren Gützkower Außenposten zwölf Wochen lang nicht beliefert. Für Schlagzeilen sorgte ein Beschwerdebrief, den die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen der Gützkower Ausgabestelle im Frühsommer 2014 an den Ministerpräsidenten schickten. Die Frauen, selbst Hartz-IV-Betroffene, wiesen daraufhin, dass sie die Versorgung mittelloser Bürger in Gützkow aufrechterhielten, ohne dafür selbst finanziell unterstützt zu werden. Um Spenden für die Tafel einzuwerben, hatten sie seinerzeit Flyer entworfen und an Haushalte verteilt. Damit nicht genug sammelten sie Lebensmittel und Sachspenden für die Tafel auch noch selber ein, führten Buch und machten sauber. Alles angeblich ohne Unterstützung durch den eigentlichen Betreiber der Armenhilfe, die Wolgaster Tafel. Deren Chef, Willi Grabow, klagte man in Gützkow, ließe sich nur selten blicken. Grabow selbst kritisierte seinerzeit, dass die Ausgabestelle Gützkow Bedürftige mehrmals in der Woche mit Lebensmitteln versorge. In Wolgast und andernorts würden Leute grundsätzlich nur einmal pro Woche mit Lebensmitteln unterstützt. Die Tafelgaben, stellte Grabow klar, sollten ein Zubrot sein und keine Grundversorgung. Die öffentliche Unterstützung für die Tafelarbeit sei im Raum Gützkow von Beginn an bescheidener gewesen als andernorts. Trotzdem sie sich zwischenzeitlich mehr um Gützkow kümmerte, blieb das Verhältnis der Wolgaster Tafel zu ihrer Außenstelle angespannt. Gützkows Bürgermeisterin Jutta Dinse (parteilos) ist deshalb um eine grundsätzliche Neuausrichtung der Tafelarbeit in ihrer Stadt bemüht. Zwischenzeitlich konfrontierte sie Vizelandrat Dirk Scheer mit der Problematik. Der wiederum sprach beim Wolgaster Tafelchef vor, um ihn davon zu überzeugen, die Außenstelle Gützkow in andere Hände zu geben. Einen Interessenten hat man bereits: die gemeinnützige Gesellschaft für Arbeitsförderung, Beschäftigung und Strukturentwicklung, kurz ABS, in Greifswald. Deren Geschäftsführerin Doreen Au bestätigte gestern: „Der Landkreis ist an uns herangetreten; ich könnte mir vorstellen, die Gützkower Tafelausgabe zu übernehmen. Allerdings müssen dazu noch viele rechtliche Fragen geklärt werden. Dafür müssen andere sorgen.“ Mit „andere“ meint Au vor allem den Wolgaster Tafelchef. Der wird morgen, wie Au und Vertreter des Landkreises, zu einer Art Unterhandlung in Gützkow erwartet. Für die OZ war Wolgasts Tafelchef gestern nicht erreichbar. In Gützkow setzt man auf sein Erscheinen. Ich kann mir vorstellen, Gützkow zu übernehmen.“ Doreen Au, Chefin der ASB Greifswald Sven Jeske

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