Ohne Senioren sähen wir ziemlich alt aus

Der Kreisseniorenbeirat Vorpommern-Greifswald ist mit der aktivste im Land. Er will jetzt ein Netzwerk bis in die kleinste Gemeinde knüpfen: „Es gibt vielfältige Seniorenarbeit. Wir wollen sie zeigen und zum Mitmachen motivieren“, sagt Herbert Kautz, der Vorsitzende des Beirats. „Das kann in Form einer Vereinsgründung vor Ort sein oder Engagement in einer Gemeindevertretung“, sagt er. Bisher gibt es von Greifswald bis Pasewalk eine handvoll Beiräte. Bei den Landesseniorentagen vom 21. bis 24. Oktober sollen weitere Kontakte entstehen. „Es gibt noch viele Aktivitäten, von denen wir nichts wissen“, so Kautz. Dabei sind Menschen im Rentenalter schon jetzt „eine mehr als notwendige Generation“, wie der Leiter des Kreissozialamtes, Gerd Hamm, sagt. Sie gründen Chöre, bilden Fahrgemeinschaften, sortieren Bücher in Bibliotheken oder betreuen Nachwuchs im Sportverein: Es sind Menschen, wie der hervorragende Plattsnacker Hans Warnke (76) aus Rankwitz, der seit vielen Jahren Traditionen im Lieper Winkel mit Leben füllt. Oder Gerhard Rückart (75) aus Wolgast, der unter anderem noch die Geschäfte des Kreisverbandes der Gartenfreunde Ostvorpommerns führt. Es sind Trainingsleiter wie Hartwig Offhauß aus Bansin, der junge Menschen im Sportverein SG Medizin Bansin im Judo schult oder wie der Wolgaster Gerhard Blosze, der ehrenamtlich die Abteilung Schach beim SV Motor Wolgast leitet. Johannes Schneider ist mit seinen 90 Jahren sogar noch stellvertretender Vereinsvorsitzender bei dem Verein. Und Annemarie Klingner aus Mölschow engagiert sich ganz aktiv in der Kirchgemeinde Wolgast. „Es gibt Senioren in allen Lebensbereichen. Wir sind für eine gute gesellschaftliche Entwicklung auf sie angewiesen“, sagt Gerd Hamm. Denn schon bald machten die Menschen, die über 65 Jahre alt sind, ein Drittel der Gesellschaft in der Region aus. „Diese Menschen haben es sich im besten Rentenalter zur Lebensaufgabe gemacht. Das kann man mit Geld nicht bezahlen“, sagt der Sozialamtschef. „Wir müssen das Engagement noch besser nutzen, es wäre schade, wenn dieser große Erfahrungsschatz verkümmert.“ Die 2. Landesseniorentage finden kommende Woche unter dem Motto „Wir sind nicht von gestern — sondern von morgen“ statt. Aktionen sollen zeigen, wie Seniorenarbeit vor Ort gelebt wird. Es wird um Pflege- und Gesundheitsversorgung und den demografischen Wandel gehen. Teilnehmer beschäftigen sich zudem in Vorträgen, Diskussionen und Arbeitsgruppen damit, wie ältere Menschen die Gesellschaft bereichern, wie generationsübergreifende Arbeit funktioniert und welche Erwartungen Rentner an die Zukunft stellen. Mecklenburg-Vorpommern ist Vorreiter im Engagement für Senioren: Das Land hat sich nach Berlin (2006) im Jahr 2010 per Gesetz dazu verpflichtet, dass die Beteiligung älterer Menschen am sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Leben gefördert werden. Der Landesseniorenbeirat hat sich über zehn Jahre für das so genannte Seniorenmitwirkungsgesetz stark gemacht. Der Beirat vertritt die Interessen für Senioren. Veranstaltungen von Greifswald bis Pasewalk Die 2. Landesseniorentage finden vom 21. bis 24. Oktober in vielen Städten des Kreises, von Pasewalk über Wolgast und Karlshagen auf Usedom bis nach Greifswald statt. Auszüge aus dem Programm: 22. Oktober: 9 bis 16 Uhr: Tag der offenen Tür auf den Pflegestützpunkten in Greifswald, Anklam und Pasewalk 23. Oktober: 9 Uhr: „Fit im Alter“, in der Karlshagener Kirche, Hauptstraße; von 11.45 bis 14 Uhr gewährt zudem die Begegnungsstätte „Kiek in“ Einblicke, Am Dünenwald 10.30 bis 16 Uhr: Pflege- und Gesundheitskonferenz in der Aula der Greifswalder Universität, Domstraße 14 Uhr: „Bürgerhafen — was ist denn das?“ im Greifswalder Bürgerhafen, Martin-Luther-Straße; danach dort um 15 Uhr: Demenz—Schreck und Tabu 24. Oktober: 8.30 bis 15 Uhr: Vorsorgevollmacht und Betreuungsrecht; Tag der offenen Tür beim Betreuungsverein Humanitas in Wolgast, Hufelandstraße • Das ganze Programm: www.kreis-vg.de/Landkreis/Kreisseniorenbeirat Aktiv mit 270 Jahren Zusammen sind sie 270 Jahre alt: Lilo Glasow, Giesela Siebert und Marga Lompscher. Jede ist stolze 90 Jahre alt, trotzdem stehen sie mitten im gesellschaftlichen Leben. „Allein zu Hause sitzen, Däumchen drehen oder den ganzen Tag fernsehen, kommt für diese drei überhaupt nicht in Frage“, sagt Monika Heiden von der Volkssolidarität. Viele Nachmittage verbringen sie im Zinnowitzer Klönhus. Da wird Sport angeboten, Halbtagsfahrten oder es ist einfach Zeit zum Reden. Besonders aktiv sind die Seniorinnen auch im Spiele- und Romméclub. „Die drei finden immer etwas, um dabei zu sein. Auch wenn es ihnen gesundheitlich mal nicht so gut geht, kommt jammern für sie nicht in Frage“, sagt Heiden. Sie seien ruhig und bescheiden und bereicherten das gemeinschaftliche Treiben in der Zinnowitzer Begegnungsstätte. ibu Irene Burow

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