Oliver Kleine haucht Fundstücken aus alter Zeit neues Leben ein

Ob nun grobe alte Schiffsplanken, angewitterte Holzpfosten oder urige Scheinwerfer — was sonst achtlos im Sperrmüll landen würde, regt in Oliver Kleine Interesse und Phantasie gleichermaßen an. Der gelernte Holzbootsbauer hat die Begabung, ausrangiertes Holz und Metall zu neuer Funktion zu verhelfen und sie zu handgefertigten besonderen Wohnaccessoires zu verarbeiten. „Manchmal weiß ich nicht sofort, was man aus einem bestimmten Fundstück machen kann, aber spätestens nach einem Jahr fällt mir plötzlich was ein“, erklärt er. Auf diese Weise entstehen in der Wolgaster Werkstatt des Handwerkers seit gut zweieinhalb Jahren bemerkenswerte Ausstattungsstücke — jedes für sich ein Unikat. Eichene Pallhölzer zum Beispiel verwandelt er in massive Lampenhalter, Treibholz liefert die Basis für kupferne Hängelampen und Kerzenhalter und alte Holztüren machen, versehen mit schmiedeeisernen Nägeln aus grauer Vorzeit, als Garderobe eine gute Figur. „Ich habe auf der Horn-Werft in Wolgast gelernt und später auf verschiedenen Werften gearbeitet“, sagt Oliver Kleine, der in Karlshagen wohnt. Er machte sich schließlich selbstständig und richtete in einem alten Fabrikgebäude an der Neustadt seine Werkstatt ein. Hier lagern betagte Schiffsplanken, die einst Tausende Seemeilen knarrend über die Meere schipperten, auf Stegen abgenutzte Laufbretter und grobschrötige Vierkanthölzer, die als Stützen für ein Brückengeländer Jahrzehnte hindurch treue Dienste leisteten. Denn den Handwerker interessiert nicht nur der Nutzwert seines Baumaterials. „Es ist auch wichtig, wozu die Teile früher gehörten und welche Geschichte sie mitbringen“, erläutert er. Entsprechende Details werden später berücksichtigt, wenn er seine Gebrauchskunst kreiert. Sägen, Fräsen, Hobeln, Beizen, Lackieren oder aber Schweißen, Sandstrahlen, Patinieren: Oliver Kleine arbeitet universell und ist gut ausgerüstet. Die Einzelstücke zeichnen sich durch Robustheit und Funktionalität aus, vermitteln den Eindruck von Bodenständigkeit und verbreiten allesamt maritimes Flair. „Und sämtliche Produkte aus seiner Werkstatt sind hundert Prozent handmade und liebevoll hergestellt“, betont seine Frau Gaby Gäbel (41), die eigene Ideen beisteuert und das Verkaufsgeschäft an der Kronwiekstraße betreut. In vielen Privathaushalten hat Oliver Kleine bereits seine unverkennbaren Spuren hinterlassen. In einem Bad in Kammnike etwa installierte er einen aus Eschestämmen gefertigten Waschtisch in Buhnenoptik. Und für die Gaststätte „Café Knatter“ am Achterwasser in Ückeritz entstanden unter seinen geschickten Händen große Teile der Ausstattung — so zum Beispiel die Hängeleuchten und die genauso sehenswerte Bilderrahmen-Wand. „Die Auftragslage ist gut. Viele Kunden kommen auch mit eigenen Vorschlägen oder mit Materialien, die sie verarbeitet haben möchten“, berichtet der 43- Jährige. „Dann gucken wir gemeinsam, was sich machen lässt. Am Ende muss aber meine eigene Handschrift erkennbar sein.“ Dass sich das Ladenlokal auf dem Hof des Elternhauses des berühmten Malers Philipp Otto Runge befindet, wo zuvor Metallrestaurator Wolfgang Hofmann seine Werkstatt hatte, passt nur allzu gut. Denn auf eine spezielle Weise haben auch die Arbeiten von Oliver Kleine ein künstlerisches Gepräge. • Internet: www.olliwoodisland.com Manchmal weiß ich nicht sofort, was man aus einem be- stimmten Fund- stück machen kann, aber spätestens nach einem Jahr fällt mir plötzlich was ein.“Oliver Kleine, Holzbootsbauer Tom Schröter

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