Pegel: Wolgaster Umgehung noch nicht in Sicht

So viel Besuch hatte Hohendorf lange nicht mehr. 110 Mitglieder der SPD trafen sich in dem knapp 900-Seelen-Dörfchen, das seit dem Jahr 2012 zu Wolgast gehört, zum vierten Sommerfest. Darunter auch Ministerpräsident Erwin Sellering und Verkehrsminister Christian Pegel. Trotz Thüringer Bratwurst und Kartoffelsalat wurden die große und die lokale Politik nicht außer Acht gelassen. So bestätigte Pegel beispielsweise, dass die Ortsumgehung für Wolgast mitnichten vom Tisch, aber noch längst nicht zum Greifen nah sei. Die Straße, die die Stauprobleme der Herzogstadt lösen würde, ist im Bundesverkehrswegeamt angemeldet. „Ob sie darin auch aufgenommen wird, entscheidet sich Anfang des kommenden Jahres. Das ist das Nadelöhr, durch das wir erst einmal durch müssen“, so Pegel. Der Minister fügte erklärend hinzu: „Stellen Sie sich ein Telefonbuch vor: Der Eintrag unserer gewünschten Ortsumgehung im Bundesverkehrswegeamt ist wie der Eintrag der Telefonnummer. Ob und wann Sie aber angerufen werden, weiß niemand, aber Sie könnten angerufen werden.“ Zu viele Unklarheiten gebe es noch. Die Ortsumgehung würde durch derzeit noch private Grundstücke verlaufen, der Naturschutz spiele eine große Rolle und auch die Brücke stelle ein Problem dar. „Es herrscht noch viel Gesprächsbedarf, aber ein Statement aus dem zuständigen Bundesamt erwarten wir sehnlichst.“ Auch Ministerpräsident Sellering sprach in der fröhlichen Runde durchaus kritische Worte: „Während meiner Sommertour durch das Bundesland musste ich besonders in Vorpommern Kritik einstecken. Ich weiß, dass das Leben hier oft härter ist als anderswo. Wir sollten daran arbeiten, dass es auch hier vorwärts geht, die Leute Arbeit finden und beispielsweise eine Zusammenarbeit mit dem polnischen Stettin entwickeln. Wir müssen grenzübergreifend agieren, um die Wirtschaft zu entwickeln.“ Auch das Problem mit der Unterbringung von hunderten Flüchtlingen ließ er nicht unangesprochen. Gerade erst von seinem Besuch im Wolgaster Asylbewerberheim zurück, erklärte er, dass diese Thematik die Politik noch lange beschäftigen werde. „Aber wir müssen auch organisieren, dass wir die Menschen vor Ort nicht damit belasten. Es gibt Probleme mit der Willkommenskultur, wenn beispielsweise für deutsche Kinder plötzlich kein Platz mehr im Kindergarten ist.“ Doch wieso treffen sich die Sozialdemokraten nun ausgerechnet im Hohendorfer Gasthaus „Neue Heimat“, um in dem großen Landkreis die Kontakte der Ortsverbände zu pflegen — und das bereits seit vier Jahren? Die Antwort konnte Inhaber Hans-Werner Lotz liefern. Zum einen sei es seiner selbst geräucherten Wurst und den Bratwürsten zu verdanken, die er extra aus Thüringen geholt habe. „Zum anderen treffen sich die Sozialdemokraten bereits seit 1910 in diesem Gasthaus. Sie haben es sogar gegründet, weil sich die Genossen nicht mit dem ortsansässigen Kriegerverein in einem Haus aufhalten wollten.“ Der Kriegerverein habe sich nach der Jahrhundertwende in einem Gasthaus vis á vis zu heutigen „Neuen Heimat“ getroffen. Dieses Etablissement gibt es aber schon lange nicht mehr. „Lediglich unsere Gaststube mit dem 100 Jahre alten Biergarten und den urigen Linden, Rupinien und Eichen hat die Zeit überdauert.“ In Vorpommern ist das Leben oft schwerer als an vielen anderen Orten.“Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) Carolin Riemer

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