Polnischer Lehrer gehört nun zum Team

Witaj! Herzlich Willkommen! Seit diesem Schuljahr arbeitet Andrzej Lobodzinski als fest angestellter Lehrer für Polnisch an der Grundschule in Heringsdorf. Schulleiterin Grit Vehreschild kämpfte lange um seine Einstellung. Nun hat das Bildungsministerium ihre Rufe erhört und wies der Schule die zusätzliche Stelle zu. Obwohl es seit sieben Jahren die deutsch-polnische Arbeitsgemeinschaft „Spotkanie heißt Begegnung“ an der Schule gibt, ist der reguläre Unterricht mit dem in Polen ausgebildeten Lehrer neu. „Und weitaus effektiver“, sagt die Schulleiterin. Während die Arbeitsgemeinschaft keinen kontinuierlichen Unterricht darstellte und eher sporadisch stattfand, sind Lobodzinskis Unterrichtsstunden nun fester Bestandteil des Schulalltags. Ein Mal pro Woche lehrt der Germanist den Erst- und Zweitklässlern die Sprache des Nachbarlandes. Grit Vehreschild findet die Wochenstunde zwar immer noch zu wenig. „Aber wir müssen klein anfangen und kämpfen weiter.“ Sie hofft auch künftig auf die Unterstützung des Landkreises, denn das Ziel der Pädagogin ist klar formuliert: „Wir wollen den Kindern zwischen Kindergarten und dem Abitur ermöglichen, Polnisch zu lernen — lückenlos.“ Nicht nur die steigenden Schülerzahlen verhalfen Vehreschild zu der zusätzlichen Lehrkraft. Auch eine Studie im Auftrag des Landkreises ergab, dass der Polnischunterricht immer gefragter ist. Seit zwei Jahren steigt die Zahl der Schüler, die zweisprachig in ihrem Elternhaus aufwachsen. Die Mutter kommt beispielsweise aus Polen, der Vater aus Deutschland. Außerdem besuchen immer mehr polnische Kinder die deutsche Schule. Zurzeit sind es sechs. Karin Peter, die Leiterin der Stabstelle für Kommunales Bildungsmanagement im Landkreis, will nun Förderanträge stellen, damit der durchgängige Spracherwerb gesichert bleibt. Sie kennt die Wirtschaftsentwicklung. „Bei der Jobsuche richtet sich der Blick immer mehr auf die pulsierende Stadt Swinemünde. Da ist man gut aufgestellt, wenn man über Polnischkenntnisse verfügt.“ Der nächste Schritt: Polnischen Unterricht auch in den 3. und 4. Klassen anbieten. Doch das ist gar nicht so leicht. Es gibt nämlich keine Lehrpläne und nur einen Satz Bücher, die die Grundschüler im Unterricht nutzen können. „Und selbst das Buch ist veraltert und nicht wirklich ansprechend gestaltet“, findet Lobodzinski. Der frisch gebackene Lehrer steht vor einer großen Aufgabe. Er entwickelt eigenständig schulinterne Lehrpläne und arbeitet lieber mit Arbeitsblättern, als mit dem einzigen Lehrbuch in polnischer Sprache. Umgekehrt sei dies viel einfacher. „Es gibt etliche deutsche Lehrbücher in polnischen Schulen. Die Nachfrage ist größer. Deutsch ist in Polen die beliebteste Fremdsprache.“ 85 der insgesamt 290 Schüler haben sich freiwillig für den Unterricht bei Andrzej Lobodzinski entschieden. Sein Unterricht ist beliebt. Ayleen und Celina mögen den jungen Lehrer und die Sprache mit den vielen Zischlauten und Konsonanten. Zensuren bekommen die Siebenjährigen, die seit der ersten Klasse Polnisch lernen, zwar nicht, dafür gibt es eine Urkunde zum Zeugnis. „Ich bringe Mama und Papa die Vokabeln bei und schreibe auch Arbeiten mit ihnen“, sagt Ayleen stolz. Die Eltern werden sogar benotet. „Sie sind eher so mittelgut“, sagt das Mädchen lachend. Konrad fällt der Unterricht besonders leicht. Der Siebenjährige lebt in Swinemünde und hilft seinen deutschen Mitschülern oft im Unterricht. Sein bester Freund ist Lennox aus Heringsdorf. Auch er bringt seinen Eltern zu Hause die fremde Sprache nah. Emsig verfolgen die Zweitklässler den Unterricht. Zeit zum Albern haben sie nicht. Dafür üben sie fleißig ihre Zungen vibrieren zu lassen. Lehrer Lobodzinski macht es geduldig vor. „Lasst das R schön rollen — Rrrrr“, macht er vor und verabschiedet seine Schüler. In der nächsten Woche sehen sie sich wieder. Do widzenia! Auf Wiedersehen! Carolin Riemer

Heringsdorf - Polnischer Lehrer gehört nun zum Team