Porträts vor Nazi-Relikten

70 Jahre nach dem Ende des NS-Systems hat sich der deutsch-amerikanische Fotograf Marc Erwin Babej aufgemacht, Menschen an Orten nationalsozialistischen Bauens und nationalsozialistischer Macht zu porträtieren. Er lehnt sich ganz bewusst an die Bildsprache Leni Riefenstahls an, einer Protagonistin der nationalsozialistischen Ästhetik. 18 dieser Fotos, die an zehn zur Zeit des Nationalsozialismus erbauten oder mit ihm in Verbindung stehenden Orten aufgenommen wurden, werden ab Montag in einer Ausstellung im Historisch-Technischen Museum (HTM) gezeigt. Die porträtierten Menschen erscheinen schön und erinnern an aktuelle Mode- und Werbefotografie. Und doch wollen sie nicht in die monumentale Architektur passen. Babej weist die Kontinuität dieser Bildsprache von Riefenstahl bis heute nach und persifliert gemeinsam mit seinen Darstellern diese Ästhetik. „Die Bilder zeigen, dass wir uns nach wie vor mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen müssen, weil sie noch immer präsent ist — baulich wie geistig. Der Nationalsozialismus war ein Projekt, die deutsche Gesellschaft neu zu designen. Die Menschen sollten durch Umerziehung, Terror und Tötung von nicht Zugehörigen zu einer ethnisch und ideologisch gleichförmigen Volksgemeinschaft werden. Auch das Land sollte einer neuen Ästhetik unterworfen werden“, sagt Michael Gericke, Geschäftsführer des HTM. Marc Erwin Babej ist ein Fotokünstler aus New York City. Er arbeitet ausschließlich in den Farben schwarz-weiß. Ausstellung vom 19.5. bis 31.8. in der Turbinenhalle des Kraftwerks OZ

Peenemünde - Porträts vor Nazi-Relikten