Roland Kaiser kommt als Botschafter

Wolgast — Sänger Roland Kaiser tritt am Sonnabend um 20 Uhr auf der Schlossinsel mit seinen größten Hits aus den vergangenen 40 Jahren auf. Im Interview spricht er über sein neues Album und sein soziales Engagement. OZ: Sie treten am Wochenende in Wolgast auf — aber es gibt ja vorher auch noch andere Termine, oder? Roland Kaiser: Ja, ich besuche das Albert-Schweitzer-Kinderdorfhaus Nordlicht in Wolgast. Ich treffe mich mit den Leuten, versuche, mit den Kindern ins Gespräch zu kommen, um zu erfahren, wie es ihnen geht, und Zeit mit ihnen zu verbringen. Das ist eine schöne Sache, denn ich bin ja Botschafter der Albert-Schweitzer-Kinderdörfer. So bringe ich mich auf den aktuellen Stand. OZ: Was macht so ein Botschafter? Kaiser: Das, was ich jetzt gerade mache: Öffentlichkeit schaffen und die Menschen für das Thema sensibilisieren. Das sind Kinder, die in ihren familiären Verhältnissen in Schwierigkeiten geraten sind. Und die kommen dann nicht in ein Heim, sondern werden in Familien aufgenommen, damit sie eine familiäre Entwicklung erleben können. OZ: Waren Sie schon mal auf Usedom? Kaiser: Ja, 2007 im Urlaub. Das war sehr schön, hat meiner Familie gut gefallen. Wir haben da in Zinnowitz direkt am Strand gewohnt, das war schon toll. Diesmal übernachten wir in Trassenheide. OZ: Und trotzdem fahren Sie weiterhin lieber nach Sylt in den Urlaub? Kaiser: Ach, es gibt ja elementare Unterschiede zwischen Ost- und Nordsee. Und ich bin einfach eher der Nordseetyp. OZ: In ihrem Programm singen Sie auch „Sieben Fässer Wein“, ein Lied, das Sie lange nicht live gesungen haben. Mussten Sie sich sehr dazu durchringen? Kaiser: Naja, das gehört ja zu den großen Erfolgen. Ich habe ja nie das Lied als solches nicht singen wollen. Es war einfach schwer, es musikalisch so einzubauen, dass es gepasst hat. Aber jetzt ist unserem musikalischen Leiter eine Form eingefallen, die kompatibel ist zu den übrigen Songs. Er hat es in einen Bossa Nova gepackt, und das klingt ganz witzig — so südamerikanisch und pfiffig. OZ: Und wie sieht das Programm ansonsten aus? Kaiser: Es ist eine Zeitreise durch die letzten vier Jahrzehnte von 1974 bis 2014. Daraus gibt es die größten Erfolge in Form von interessanten Medleys und lustige Retrospektiven bildlicher Art. Ich habe mir Fotos ausgesucht, auf denen ich nicht gerade sehr vorteilhaft aussehe, aber dafür sehr lustig. Und dazu kommen natürlich die Songs vom neuen Album „Seelenbahnen“. OZ: Ihr erstes Album, das Sie mit Ihrer Band aufgenommen haben. . . Kaiser: Richtig, das habe ich mit meiner Live-Band gemacht. So richtig, wie früher, mit lebenden Musikern. Keine Computerprogrammierung. OZ: Warum erst jetzt? Kaiser: Weil ich jetzt mitverantwortlich bin als Produzent. Da kann ich meine persönlichen Vorstellungen besser durchsetzen. Ich bin sehr glücklich mit der Variante, die wir jetzt gewählt haben, weil die Musik einfach mehr „lebt“. OZ: Den Titel „Ich weiß alles“ hat Till Lindemann von Rammstein geschrieben. Wie kam es dazu? Kaiser: Ich kenne Till von einigen Open-Air-Veranstaltungen, und wir wollten immer schon mal was zusammen machen. Wir waren uns aber einig, dass wir nicht zusammen auf die Bühne gehen können, weil das von beiden Seiten nicht ganz glaubwürdig wäre. Aber Till ist ein guter Autor, also habe ich gesagt, wenn er eine gute Idee hat für einen Text, würde ich den gern singen. Und „Ich weiß alles“ hat mich überzeugt. OZ: Und wie Sind Sie mit Maite Kelly zusammen gekommen? Kaiser: Sie hat mich irgendwann nach einem Konzert angesprochen und gefragt, ob wir mal miteinander reden können. Sie sagte zu mir: „Im Moment machst Du Musik, die mir zu kopflastig ist. Du solltest wieder mehr Musik machen, die mich als Frau dazu veranlasst, Deine Konzerte zu besuchen und Deine CDs anzuhören.“ Dann habe ich gefragt, was ich nun machen soll. Und ihre Antwort war: „Lass mich schreiben.“ Und dann hat sie mit ihrem Partner Götz von Sydow, der ja auch viel für Luxuslärm und Pur gemacht hat, sechs Songs geschrieben, die wir dann auch alle aufgenommen haben. Sie sind sehr originell und sehr kommerziell. OZ: Das ganze Album ist ja sehr kaisertypisch — voller Liebesgeschichten, Beziehungsfragen. . . Kaiser: Das ist nicht kaisertypisch. Das ist doch generell so. Unterhaltungsmusik dreht sich überwiegend um die Liebe und zwischenmenschliche Beziehungen in den unterschiedlichsten Spielarten. Das besinge nicht nur ich. OZ: Na, aber ein Roland-Kaiser-Lied steht doch immer irgendwie unter dem Motto „Manchmal möcht' ich schon mit Dir“? Kaiser: Ja, auch — das stimmt schon. Aber ich habe mich diesmal als Autor komplett zurückgehalten, habe mich um die Produktion gekümmert und erstmals nur andere schreiben lassen. Das war eine ganz bewusste Entscheidung. Ich wollte, dass vor allem neue Texter ihre Erfahrungen einbringen. Andere Leute sehen einen oft klarer, als man sich selbst und liefern dadurch ganz neue Eindrücke. Das war mein Ziel und das hat wunderbar geklappt. OZ: Vielen Dank für das Gespräch! Interview von Ove Arscholl

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