Schulklasse vereint zwölf Nationen

Jedesmal wenn Marina Poljakowa den Klassenraum betritt, dann muss sich die 35-jährige Dozentin aufs Neue einer ganz besonderen Herausforderung stellen: Ihre Schüler sind nicht nur kaum jünger als sie, sondern in einigen Fällen sogar älter. Zudem kommen die 15 Frauen und Männer aus zwölf verschiedenen Ländern, haben außerdem einen zum Teil höchst unterschiedlichen sozialen, kulturellen und religiösen Hintergrund. Sie alle nehmen seit zwei Monaten an einem Integrationskurs an der Volkshochschule teil. Da ist zum Beispiel Adelia Kunzika, in Angola geboren, vor zehn Monaten aus Portugal nach Deutschland gekommen. Als EU- Bürgerin hat sie freies Aufenthalts- und Arbeitsrecht, und sie möchte so schnell wie möglich nicht nur Deutsch lernen, sondern auch mehr als bisher über das Land wissen, in dem sie nun lebt. „Ich bin froh, dass in unserer Gruppe so eine gute und freundliche Atmosphäre herrscht“, kommentiert sie die Situation im Kurs. Auch für den gebürtigen Tunesier Mohamed Ali Msabag dient die Teilnahme am Integrationskurs dem Ziel, in Deutschland eine neue persönliche Basis zu schaffen. Verheiratet mit einer Deutschen, lebt er mit den Kindern in Koserow und betreibt hier eine kleine Reinigungsfirma. Ganz anders dagegen ist die Situation von Ali Rahimi, der aus dem Iran vor dem Regime der Ajatollas geflüchtet ist und nun in der Wolgaster Unterkunft für Asylbewerber lebt. Deutsch hat er zunächst allein gelernt, musste aber bald feststellen, dass er damit nicht viel weiterkam. Da kam für ihn die Möglichkeit gerade recht, an dem Integrationskurs teilzunehmen. „Wir haben eine gute Lehrerin, und es ist schön, mit Leuten aus anderen Ländern, mit unterschiedlichen sprachlichen und kulturellen Voraussetzungen zusammen zu sein“, meint er. Die Lehrerin heißt Marina Poljakowa und hat in Russland Germanistik studiert, nachdem sie schon mit zwölf Jahren ihre Liebe zur deutschen Sprache und zu Deutschland entdeckt hatte. Als Au-Pair-Mädchen nach Deutschland gekommen, entschloss sie sich, hier zu bleiben. Sie absolvierte ein weiteres Studium und steht nun als Honorarkraft der Volkshochschule zur Verfügung. Deren Leiterin Gabriele Koopmann nennt als „einen ihrer vielen Vorzüge, dass sie bereit und in der Lage ist, anderen so viel zu geben, ihnen zu helfen, sich in einer fremden Umgebung zurechtzufinden“. Der sechsmonatige Integrationskurs dient nicht nur dazu, den Teilnehmern zu ermöglichen, sich sprachlich zu verständigen. Er beinhaltet auch Trainingselemente, die auf die Bewältigung aller möglichen Alltagssituationen abzielen, und die Vermittlung von Grundlagen deutscher Geschichte und Politik. Am Ende stehen eine Sprachprüfung und der Test „Leben in Deutschland“. Inzwischen hat die Volkshochschule Vorpommern- Greifswald 27 solche Kurse veranstaltet. Und was wird sein, wenn in vier Monaten der jetzige Kurs zu Ende ist? Marina Poljakowa: „Dann weinen erst mal fast alle vor Abschiedsschmerz, denn das gemeinsame Lernen schweißt zusammen. Wir verlieren aber einander nicht aus den Augen, und die Begegnungen mit ehemaligen Schülern zeigen uns immer wieder, dass wir mit unseren Mitteln geholfen haben, für sie die Tür in eine neue Welt zu öffnen.“ Ich bin froh, dass in unserer Gruppe so eine gute und freundliche Atmosphäre herrscht.“Adelia Kunzika aus Angola Dietrich Butenschön

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