Spannende Exkursion durch ältestes Lassaner Bauwerk

Ein halbes Jahr lang begaben sich Dr. Daniel Stemmrich und weitere ehrenamtliche Mitstreiter auf eine spannende Forschungstour. Sie widmeten sich sehr gründlich der Lassaner Kirche, stiegen in nahezu jeden Winkel, stöberten in Archiven, befragten Insider und zapften viele Material-Quellen an. Das Ergebnis: Ein 44-seitiger Kirchenführer, der Einheimische und Gäste in Wort und Bild in die Geheimnisse des ab dem Jahre 1250 erbauten Gotteshauses einweiht. Obwohl das Heft fertig im Pfarrhaus liegt, packt Stemmrich noch immer unvermittelt die Leidenschaft, wenn er über St. Johannis redet. Die alles überragende, 47 Meter hohe Kirche, die als städtisches Wahrzeichen weithin sichtbar über dem Küstenvorland thront, birgt in ihrem Inneren eine vergleichsweise reiche Ausstattung. „In unserem Heft gehen wir besonders auf die barocken Ausstattungstücke ein, wie Altar, Kanzel und Lesepult“, berichtet der studierte Kunsthistoriker. „Diese aufwendig gefertigten Gegenstände stammen vom Holzbildhauer Elias Kessler, der im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts in unserer Region sehr aktiv war.“ Stemmrich und Kantorin Renate Parakenings rückten, vom Forscherdrang beseelt, auf dem fast 300 Jahre alten Altar zwei der vier Evangelisten-Figuren etwas beiseite. Auf dem Altarbild dahinter stießen sie plötzlich auf die Signatur des Malers Johan Pieron. „Dass Pieron öfter mit Kessler zusammengearbeitet hat, ist bekannt. Aber dass dies auch in Lassan der Fall war, ist völlig neu“, so Stemmrich. Auch die uralte hölzerne Triumphkreuzgruppe, die bis zur ihrer Widerentdeckung um 1900 fast 200 Jahre auf dem Kirchendachboden ausgelagert und in Vergessenheit geraten war, gehört zu den Schätzen der Kirche. Der Lassaner Holzbildhauermeister Paul Teske war an der Restaurierung und Komplettierung der drei Figuren — Christus, Maria und Johannes — beteiligt. Wer die neue Farbfassung erstellte, liegt hingegen noch im Dunkeln. Auch andere Fragen sind trotz der eingehenden Recherchen noch unbeantwortet. Warum verfügt St. Johannes über einer Triumphbogen, der für den üblichen Kirchgänger unsichtbar ist? Wer entwarf die 1970 übertünchte militaristische Gewölbeausmalung von 1922 im Altarraum? Wer liegt in der Gruft bestattet? Im Kirchenführer kann der Leser auf spannende Weise den Spuren der Forscher folgen, die unter anderem von Dr. Jana Olschewski vom Lehrstuhl für Kunstgeschichte an der Uni Greifswald, Kirchenhistoriker Detlef Witt und Heimatforscher Bernd Jordan unterstützt wurden. Zu haben ist die Broschüre zum Preis von vier Euro in der Kirche und im Pfarrhaus. Sicher birgt das Kirchenarchiv noch viele Schätze. Eine Auswertung unter fachkundiger Hilfe ist empfehlenswert.“Daniel Stemmrich, Historiker Tom Schröter

Lassan - Spannende Exkursion durch ältestes Lassaner Bauwerk