Sportschule Zinnowitz: Tausende Übernachtungen durch Corona storniert

Keine Klassenfahrten, keine Sportgruppen und kein Sportunterricht: Die Sportschule in Zinnowitz leidet immens unter den aktuellen Corona-Einschränkungen, da eine touristische Beherbergung in der jetzigen Zeit vollkommen ausgeschlossen ist. Wie etliche andere Beherbergungseinrichtungen auf der Insel auch dürfen die Mitarbeiter seit Monaten keine Gäste empfangen. Die Situation ist für die Gemeinde katastrophal. Öffnung wohl nicht vor Pfingsten: Carsten Nichelmann, Leiter der Sportschule, rechnet nicht damit, dass vor dem Pfingstfest (23. Mai) der Normalbetrieb wieder einsetzt. „Der Vorbuchungsstand für den weiteren Jahresverlauf – insbesondere die Sommersaison – ist bislang sehr gut“, erklärte er am Dienstagabend in der Gemeindevertretung. Aber die Hoffnungen, dass es womöglich noch zum Osterfest wieder mit dem normalen Sportbetrieb losgeht, schwinden von Tag zu Tag. 20 000 Übernachtungen waren angedacht: Die erst im Frühjahr 2019 nach jahrelanger Sanierung wiedereröffnete Sportschule verzeichnete im vergangenen Jahr rund 20 000 Übernachtungen. Am Jahresende standen allerdings nur 13 500 Übernachtungen auf der Habenseite. „Wir wären eigentlich voll im Plan gewesen, wäre Corona nicht gekommen“, sagt er. Besonders schwierig sei die Situation bei den Kinder- und Jugendgruppen. Im Ergebnis gingen coronabedingt im Jahr 2020 rund 10 000 Übernachtungen verloren und etwa ein Drittel des üblichen Umsatzes aus der Sportstättennutzung. Gehalt wird auf 95 Prozent aufgestockt: „Staatliche Hilfsprogramme konnten bisher aufgrund der öffentlichen Eigentümerstruktur der Sportschule nicht in Anspruch genommen werden. Einzig das Instrument der Kurzarbeit wird genutzt. Hier ist jedoch allen Mitarbeitern die im öffentlichen Dienst verankerte Aufstockung bis auf 95 Prozent des üblichen Nettoentgeltes zu leisten“, so Nichelmann. Das Wirtschaftsjahr wird für den Eigenbetrieb Sportschule somit extrem schwierig zu kalkulieren und ist mit hohen Unsicherheiten behaftet. „Das ursprüngliche Ziel eines positiven operativen Betriebsergebnisses ist somit nicht mehr erreichbar.“ Bislang geht Nichelmann davon aus, dass eine geringfügige Ergebnisverbesserung im Vergleich zu 2020 möglich ist. Lesen Sie auch Usedom: Schnelltests an polnischer Grenze in Ahlbeck ab Ende Februar Rostocker Unternehmen Centogene sicher: Bedarf nach Corona-Abstrichtests bleibt bestehen Strafen bis 2500 Euro: So sollen Tagestouristen von Usedom ferngehalten werden Seit Monaten keine Einnahmen: Da der Eigenbetrieb seit Monaten keine Einnahmen generiert, aber die Ausgaben, wie zum Beispiel Verbindlichkeiten, unvermindert weiterlaufen, musste die Gemeinde nun reagieren und beantragte, dass die Tilgungen bei den Banken für ein Jahr ausgesetzt werden. Die Gemeindevertreter stimmten für den Beschluss. „Die Laufzeit verlängert sich dann praktisch nur um ein Jahr nach hinten“, so Nichelmann. Der kleine Haken: Auf die Gesamtlaufzeit gerechnet kommen zusätzliche Zinsen von 43 000 Euro auf die Gemeinde zu. „Das sind pro Jahr 2500 bis 3000 Euro. Das ist verkraftbar.“ Kleinere Investitionen sind möglich: Da Carsten Nichelmann in Zinnowitz die Doppelfunktion innehat, beide Eigenbetriebe zu leiten, referierte er auch über die Situation der Kurverwaltung. „Auch hier rechnet er nicht damit, dass der richtige Tourismus vor Pfingsten wieder einsetzt. Aufgrund der guten wirtschaftlichen Ergebnisse der vergangenen beiden Jahre sind Reserven vorhanden, die das geplante negative Betriebsergebnis verschmerzbar machen. Darüber hinaus können auch wieder kleinere Investitionen aus Eigenmitteln finanziert werden“, sagt er. Neue Bänke und Bücher: Im Wirtschaftsplan der Kurverwaltung steht bei den Investitionen unter anderem, dass die Bänke auf der Promenade schrittweise ersetzt werden sollen. Im Haus des Gastes soll es eine Reihe von IT-Komponenten geben, die bereits abgeschrieben sind und ersetzt werden sollen. In der Bibliothek soll der Buch- und Medienbestand um neue Bücher erweitert werden. Neue Strandmatten sollen kommen: Am Strand sind ebenfalls Neuerungen geplant. „Um den Zugang zum Strand und zum Wasser für Menschen mit körperlichen Einschränkungen zu erleichtern bzw. zu ermöglichen, sollen mobile Strandmatten angeschafft werden“, erklärt er. So sollen Schritt für Schritt Strandbereiche über die aktuell vorhandenen behindertengerechten Zugänge hinaus erlebbar gemacht werden. Auch mit Blick auf das Thema Modellregion soll es Investitionen geben. „Im Rahmen des Projektes Modellregion Usedom/Wolgast soll der Tourismus weiterentwickelt werden. Bestandteil sind die Entwicklung einer digitalen Gästekarte und die Entwicklung einer progressiven Web-App. Für die Umsetzung sind Investitionen notwendig, die aber noch nicht konkret definiert sind.“ Die Gemeinde hat auch festgestellt, dass Bereiche des Kulturhausparks und der Promenade nach ergiebigen Regenfällen nur schlecht den Regen versickern lassen. Auch hier soll nachgebessert werden. Von Hannes Ewert