Spritpreise auf Usedom: Ein Dauerärger

Usedom hat den feinsten Strandsand, die nettesten Leute, die meiste Kultur und — die höchsten Kraftstoffpreise. Darüber sind sich Urlauber wie Insulaner absolut einig. Kurt Grufer (62) aus Berlin versteht die Welt nicht mehr, wenn er hierher kommt und die Literpreise zwischen Hauptstadt und Ostseeinsel vergleicht. Er flüchtet sich in blanke Ironie: „Es kann nur so sein, dass hier viele Reiche wohnen und noch mehr gut Betuchte herkommen. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass ich hier Jahr für Jahr mehr zahlen muss als anderswo“, stichelt er gegen die Verantwortlichen. Anders als in Vorpommern insgesamt findet man auf Usedom auch selten große Preisunterschiede zwischen den einzelnen Anbietern. Und für zwei, drei Cent weniger pro Liter lohnt es oft nicht, etwa von Heringsdorf nach Karlshagen zu fahren. Denn die dortige Tankstelle ist bei diversen Informationsdiensten wie Apps häufig am günstigsten. Außerdem weichen manche Kraftfahrer noch immer nach Polen aus, verbinden Einkäufe in Swinemünde mit dem Tanken. Aber auch dort wird der Vorteil sukzessive geringer. Für Rügen haben gerade die großen Mineralölkonzerne (Aral, Shell, Esso, Jet und Total) bestätigt, sich die „Insellage“ gut bezahlen zu lassen. „Das hängt mit der komplizierten Logistik zusammen“, erklärt Sigrid Pook, Geschäftsführerin vom Bundesverband für Tankstellen und Autowäsche. Dass dies ziemlich genau auch auf Usedom zutrifft, hatten schon frühere OZ-Recherchen ergeben. Ansonsten gelte indes: Wenn viele tanken, gehen die Preise hoch. Der regionale Markt regele vieles, heißt es. Wenn der Energie-Informationsdienst Hamburg davon überzeugt ist, dass die hohe Markttransparenz dazu führt, dass sich Tankstellen ständig zu unterbieten versuchen, so ist das auf Usedom schwer nachvollziehbar. Die freien Tankstellen legen zwar ihre Preise selbst fest, müssen sich aber an den Konzernen orientieren, und die ändern die Preise mitunter bis zu fünfmal täglich, erläutert Stephan Zieger vom Verband freier Tankstellen. André Gerloff (56) aus Berlin winkt ab: „Ich kann nicht warten, bis der Preis niedriger ist, ärger mich, aber muss die Preise so nehmen, wie sie grade sind.“ Beste Tankzeit 19 Uhr 14 000 Tankstellen gibt es in Deutschland. Ihre Betreiber müssen seit dem 1. September 2013 der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe Auskunft über ihre Preise geben. Die erhobenen Daten werden inzwischen über insgesamt 26 Verbraucher-Informationsdienste (Apps sowie Internetprogramme) in Echtzeit der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die günstigsten Preise lassen sich für die frühen Abendstunden verzeichnen, bevor sie wieder anziehen und um etwa 23 Uhr ihr Maximum erreichen. Auf diesem hohen Niveau bleiben die Preise regelmäßig bis 5 Uhr morgens, bevor sie in aller Regel im Tagesverlauf bis 19 Uhr auf ein neues Minimum sinken. Steffen Adler und Kay Steinke

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