Straßenbau: Lütow steckt in der Sackgasse

Eine Prioritätenliste, die ihren Namen nicht verdient, eine Straße zur Höllenkammer, die plattenlos bleibt und eine Allee mit teilweise überalterten Bäumen — all das sorgte in der jüngsten Lütower Parlamentssitzung für jede Menge Zündstoff. Auf Wunsch von Bürgermeisterin Hiltraud Wessel hatte die Verwaltung eine Beschlussvorlage mit dem Titel „Prioritätenliste Straßenreparaturen” erarbeitet. Drei Reparaturmaßnahmen sollen noch in diesem Jahr erfolgen: In der Straße „An der Höllenkammer“ sollen Platten verlegt, der Weg zum Grundstück Familie Garbe geglättet und mit Recyclingmaterial stabilisiert und die Gemeindestraße zwischen Neuendorf und Netzelkow ausgebessert werden. „Die Liste ist mit der heißen Nadel gestrickt. Da müssten noch viel mehr Straßen rauf“, sagte der Abgeordnete Paul Wirth zu Beginn und stellte den Antrag, den Punkt von der Tagesordnung zu nehmen. Er fand aber keine Mehrheit. Gemeindevertreter Heiko Dahms schlug in die gleiche Kerbe und kritisierte den Vorstoß der Bürgermeisterin: „Die Prioritätenliste verdient nicht ihren Namen. Hätten wir in der Gemeinde noch einen Bauausschuss, hätte man sich damit intensiv beschäftigen können. Auf so eine Liste gehört weit mehr.“ Diese Planung helfe auch nicht weiter, weil die Gemeinde noch immer keinen bestätigten Haushalt hat. „Vor Oktober kommt der auch nicht“, sagte die Bürgermeisterin frustriert in Richtung Verwaltung. „Eine Prioritätenliste für den Bau von Straßen kann man unabhängig vom Haushalt aufstellen“, entgegnete Hauptamtsleiter Jürgen Schönwandt. Genau deshalb riet auch Wirth von irgendwelchen Beschlüssen und Schnellschüssen ab. „Wir können unsere Straßen aber nur nach den Haushaltsmitteln bauen. Lasst uns noch mehr gedankliche Leistung einbringen, als jetzt so ein Halbfabrikat abzusegnen.“ Erneut kam der Antrag, — diesmal aber von Dahms — den Punkt zu vertagen. Und siehe da, er ging durch. Stattdessen beschlossen die Lütower einstimmig, die Verbindungsstraße zwischen Neuendorf und Netzelkow für rund 20 000 Euro zu reparieren. Die Finanzierung erfolge über einen Vorgriff in die Haushaltskasse. Zuvor hatte der Netzelkower Hafenbetreiber Peter Stadermann das Fällen mehrerer Bäume in der Allee zwischen den beiden Ortsteilen gefordert. „Viele Bäume sind krank und neigen sich gefährlich zur Straße. Vor Wochen gab es hier schon einen Unfall mit Radfahrern, die von einem Baum getroffen wurden. Bevor ihr die Fahrbahn repariert, müssen die Bäume erst weg. Einige Wurzeln heben bereits den Asphaltbelag der Straße an”, sagte Stadermann. Laut der Bürgermeisterin wurden die Bäume von Experten bereits begutachtet und lediglich Totholz entfernt. Für den Abgeordneten Wirth hat der Straßenbau oberste Priorität: „Wir können nicht einfach die Bäume wegnehmen. Die Straße ist aber wichtige Infrastruktur. Und die muss erhalten werden.” Höllenkammer Die Anwohner in der Straße „An der Höllenkammer“ beklagen seit Jahren den Zustand der Fahrbahn. Weil die Oberfläche unbefestigt ist, sammeln sich nach starken Regenfällen oft Wassermassen in den abgesenkten Teilen der Straße. Die kostengünstigste Variante aus Sicht der Gemeinde wäre das Verlegen von Platten. Weil das Wasser aber von der Kreisstraße in die Höllenkammer läuft, will die Gemeinde Lütow den Kreis bei der Finanzierung der Maßnahme ins Boot holen. „Bislang gab es noch keine Reaktion vom Kreis“, so Bürgermeisterin Wessel. Henrik Nitzsche

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