Töpfer mit Faible für Schrottskulpturen

Als Junge stand Daniel Graf (45) staunend am Fastnachtsbrunnen auf dem Baseler Theaterplatz. Das Spiel der Wasser speienden Schrottskulpturen begeisterte ihn ebenso wie die Figuren selbst. Damals wurde die Sammlerleidenschaft geboren, die ihn bis heute Schrott aufheben lässt. „Ich habe in diesen Jahren so einiges von Schrottplätzen geholt. Doch zur Verarbeitung fehlte mir eine Werkstatt. Und ich konnte noch nicht schweißen“, erzählt der Töpfer vom Ursprung seiner Leidenschaft, alten Werkzeugen neues Leben einzuhauchen. Bis heute erwärmt ein altes Stück Eisen das Herz des Töpfers, viele Jahre nachdem es ein Schmied in großer Hitze in Form gebracht hatte. Liebevolle Verzierungen schätzt Graf besonders. „Zeit war noch ein anderer Faktor. Heute ist die Zeit der Hauptfaktor zur Bestimmung des Preises, früher ging es auch um das Material. Wenn also Spuren der Herstellung und des Gebrauchs an einem Stück erkennbar sind — umso besser“, sagt Graf. Oft habe er eine ganz persönliche Bindung zu den Dingen, wisse genau, wo er sie fand oder wer sie ihm schenkte. An alten Dingen hängt der aus der Schweiz stammende Kunsthandwerker so sehr, dass er das neue Familiendomizil auf Usedom vor sechs Jahren schon mit einer ansehnlichen Schrottsammlung bezog. Nur anfangs war er bei der Verarbeitung noch bemüht, die Dinge mit einem Zweck zu verbinden. Inzwischen ist es einfach nur schön und regt zum Nachdenken an, was Graf aus dem Altzeug zaubert. „Die Schrottobjekte sind oft Anknüpfungspunkt für Gespräche mit Besuchern, selbst mit an Keramik wenig interessierten Männern“, schildert der Keramiker den Stellenwert der Schrottskulpturen, die er keinesfalls als abwegig, eher als Teil seiner Arbeit ansieht. Als Töpfer und als Schrottkünstler stelle er Dinge her, die Leute mögen. Die genaue Betrachtung der Skulpturen macht fröhlich. Alte Schlösser und Schlüssel scheinen ihn besonders zu faszinieren. So gibt es einen Schlosshund, eine Schlossdame, einen Schlittschuhdackel mit Schlüsselbeinen. Die schmucke Tanzmarie hat einen Bauch aus Riemenscheiben, trägt einen Laubbesenrock und tanzt auf Schuhhalterbeinen. Am liebsten sind dem Töpfer die Skulpturen, bei denen das Alte selbst schon viel Ausdruckskraft besitzt, wo ganz reduziert bearbeitet wird. Die beiden Schrotsägen-Wächter am Grundstückseingang beweisen das. „Ich suche nach dem Gleichgewicht, zu viel Bearbeitung wirkt gekünstelt. Oft sehe ich schon beim Sammeln, was aus dem Eisen werden kann.“ Nicht alles gelingt. Die Zweitauflage seines Werkzeugfisches ist ihm zu ordentlich. Anderes ist ihm so ans Herz gewachsen, dass er es nicht herausrückt. Der Schlittschuhdackel und die Tänzerin mit dem beweglichen Schuhabtreterkopf und Beinen, die einmal das Scheunentor eines Barockschlosses zierten, gehören dazu. Angelika Gutsche

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