„UBB-Mythos lebt von den Mitarbeitern“

Am Samstag feierte die Usedomer Bäderbahn (UBB) mit ihren Partnern und Kunden 7500 Tage Bestehen. Den Heringsdorfer Kopfbahnhof hatten Geschäftsführer Jörgen Boße und seine Kollegen dafür zur Veranstaltungshalle umgebaut. Gesäumt von Präsentationsständen der Partner, zu denen auch die befreundeten Bahnen Lößnitzgrundbahn (zwischen dem sächsischen Radebeul und Radeburg), die Harzer Schmalspurbahn und die zwischen Kühlungsborn und Doberan fahrende Molli-Dampfbahn gehörten, feierte die UBB mit ihren Gästen mit einem bunten Unterhaltungsprogramm den Unternehmenserfolg von gut 20 Jahren. Den Geburtstag gab es eigentlich schon im Dezember 2014. Doch eine Geburtstagsfeier drei Tage vor Weihnachten, noch dazu im kalten Winter, schien Jörgen Boße wenig aussichtsreich, eine Geburtstagsgesellschaft auf den Heringsdorfer Bahnhof zu locken. Dafür war es am Sonnabend so heiß, dass unter anderem dem Männertrio „Mimosen“ der blanke Schweiß in kleinen Strömen über die haarlosen Köpfe rann. Die Gratulanten einschließlich Infrastrukturminister Christian Pegel (SPD) fassten sich wegen der großen Hitze so erfreulich kurz, dass viel Zeit zum Feiern und für Gespräche blieb, während die Kinder hinter dem Bahnhof ein paar Runden mit einer Miniatureisenbahn aus dem Harz drehen konnten, die noch richtig Dampf abließ. Eine Dampfeisenbahn hatte Minister Pegel bei seinen Ausflügen als Student der Greifswalder Uni auf Usedom zwar nicht mehr erlebt, dafür aber noch die Ferkeltaxen, die lange Zeit über die UBB-Gleise rollten und an diesem Tag ebenfalls auf dem Bahnhof besichtigt werden konnten. Pegel outete sich als Eisenbahnfreund, als er bei den Kommunen und Touristikern für eine enge Zusammenarbeit mit der Bäderbahn warb. „Ohne die Bahn sind die Verkehrsprobleme der schmalen Insel Usedom nur sehr schwer lösbar“, sagte der Politiker und forderte die regionalen Vertreter auf, gemeinsam mit der Bahn Ideen für Verkehrslösungen zu entwickeln. Neben Karl-Peter Naumann, der als Vorsitzender des Fahrgastverbandes Pro Bahn die Glückwünsche der Kunden überbrachte, freute sich Boße ganz besonders über den Besuch von Angelika Albrecht: „Ohne sie würde es heute überhaupt keine Eisenbahn auf der Insel geben“, sagte er. Die Berlinerin war die letzte Abteilungsleiterin Personennahverkehr Der Deutschen Reichsbahn (DR). Auf ihrem Schreibtisch landete Anfang der 1990er Jahre der Stilllegungsantrag für die vollständig marode Eisenbahn auf Usedom. Boße absolvierte zu dieser Zeit als Student der TU Dresden ein Praktikum bei der DR. „Ich habe schon damals gesehen, welches Potenzial die Bahn auf der Insel hat und deshalb Jörgen Boße und weiter Studenten im Rahmen ihrer Diplomarbeit mit der Konzepterarbeitung beauftragt", erzählte die Berlinerin, die inzwischen im Vorruhestand ist. Das Potenzial ist auch heute noch nicht erschöpft. „UBB — das heißt mittlerweile ,Unterwegs mit Bus und Bäderbahn'", gab Boße einen Ausblick in die nahe Zukunft. Denn mit Beginn des nächsten Jahres ist die UBB nicht mehr nur mit Reisebussen auf den Straßen unterwegs, sondern übernimmt auch den Buslinienverkehr. Pegel ist überzeugt, dass die neuen Pläne aufgehen: „Der Mythos UBB lebt vom Herzblut ihrer Mitarbeiter.“ Hintergrund Im Dezember 1994 wurde die UBB als 100-prozentige DB-AG-Tochter gegründet. Jährlich befördern ihre Züge jetzt mehr als 3,6 Millionen Fahrgäste. (1992 fuhren lediglich 270000 Leute mit der Eisenbahn über Usedom. Die UBB beschäftigt im Durchschnitt 135 Mitarbeiter. Ihr gehört das 71,8 Kilometer lange Streckennetz zwischen Barth und Velgast sowie Züssow und Swinemünde und Zinnowitz und Peenemünde. Im Winter verkehrt die UBB stündlich, im Sommer im Halbstundentakt. Erst seit 2000 ist sie durch die neue Brücke in Wolgast wieder an das Festland angeschlossen. • Info: www.ubb-online.com Angelika Gutsche

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