Ückeritz‘ Bürgermeister räumt Fehler ein

Die fristlose Kündigung des Ex-Kurdirektors René Reifert schlägt in Ückeritz weiter hohe Wellen. Bürgermeister Gerd Gamradt (CDU) hat im Gespräch mit der OSTSEE-ZEITUNG eingeräumt, Fehler in der Kommunikation gemacht zu haben. „Ich hätte alle Gemeindevertreter informieren können. Das werde ich künftig in der Zusammenarbeit verbessern.“ Die Entscheidung bezeichnete er aber als „alternativlos“. Reifert soll sein „Vergehen“ im Gespräch zugegeben haben, wie der Bürgermeister betont. Außer ihm hätten seine Stellvertreter, die Kurdirektorin, der Personalrat und das Süd-Amt von der Entscheidung gewusst. Daraufhin hatten die Ückeritzer Gemeindevertreter Walter Kannenberg (Linke), Axel Kindler und Hartmut Wolf (parteilos) die Informationspolitik des Bürgermeisters öffentlich heftig kritisiert. Dirk Niemann (Wählergemeinschaft „Miteinander für Ückeritz“) hat sogar — aus persönlichen Gründen — sein Mandat niedergelegt. Der Gemeindevertreter Marco Biedenweg trat aus Protest gegen die Art und Weise, wie gegenwärtig in Ückeritz Politik gemacht werde, von seinen Funktionen als Bauausschuss-Chef und Hauptausschussmitglied zurück. Reiferts Arbeitsrechtsverhältnis soll bereits per 28. Juli seitens der Gemeinde aufgelöst worden sein. Zu den Gründen der Kündigung hielt sich Gamradt weiter bedeckt. Der Vorsitzende des Ausschusses für Tourismus und Eigenbetrieb, Franz Wöllner (Wählergemeinschaft „Miteinander für Ückeritz“), meinte im OZ-Gespräch nur soviel: „Es gibt eine grobe Störung des Vertrauensverhältnisses.“ Es soll sich um einen Verstoß gegen die Loyalitätspflicht des Arbeitnehmers gehandelt haben. Auch bei Reno Reifert herrscht weiter Funkstille. Per Mail schrieb er lediglich: „Aufgrund des schwebenden Verfahrens werde ich augenblicklich keine Stellungnahme abgeben.“ Die bisherige Berichterstattung treffe aber laut Reifert „den Kern“. Der Geschasste soll bereits einen Rechtsanwalt eingeschaltet haben. Trotz des Gegenwindes von der Opposition und der Kritik an seiner Arbeit sieht sich Gamradt derzeit nicht in einer politischen Krise. „Es ist ein Problem. Im Fall Reifert hätte man in der Informationspolitik anders umgehen können. Es ist aber kein rechtlicher Fehler. Dass die Gemeindevertreter der Linken und der SPD kontrovers mit der Politik umgehen, die wir betreiben, ist nicht überraschend. In den letzten Jahren haben sie, besonders die Linke, die Gemeindepolitik gemacht. Ich bin aber mit der Art und Weise, wie sie mit Mehrheitsentscheidungen umgehen, nicht einverstanden. Wenn man ständig die Kommunalaufsicht bemüht, stiftet das nur Unruhe“, kritisiert der Bürgermeister. Franz Wöllner, Chef des Tourismusauschusses, geht sogar noch weiter: „Politische Auseinandersetzungen werden in der Gemeindevertretung geführt. Wenn ich nicht die Mehrheit habe, muss ich für Mehrheiten werben.“ In der Vergangenheit habe er aus der Opposition heraus Beschlüsse durchgesetzt. „Da haben wir Mehrheiten gefunden“, so Wöllner, der kein gutes Haar an dem „Oppositionstrio“ lässt. Und zwar mit Blick auf die Personalie Ulrike Förster. Im Zusammenhang mit der neuen Kurdirektorin würden im Ort Gerüchte um womögliche Vorteilsnahmen von Amtspersonen kursieren. Dabei geht es um eine vermeintlich kostenlose Bereitstellung eines Dienstwagens sowie Wohnraums für die neue Tourismus-Chefin. Auch beim jüngsten Umbau des Bürgermeisterbüros im „Haus des Gastes“ soll das Wort „kostspielig“ gefallen sein. Ulrike Förster meinte lediglich zu den Gerüchten: „Hat dieser Ort keine anderen Probleme? Wir haben hier eine Riesenaufgabe. Ich arbeite gerade am Businessplan für Ückeritz.“ Den besagten Dienstwagen würden alle Mitarbeiter der Kurverwaltung nutzen, betonte Wöllner. „Auf der Insel fahre ich mit meinem Privatauto“, fügte Förster hinzu. Den Vorwurf, dass sie eine mietfreie Wohnung nutze, wies Gamradt zurück. „Das ist falsch. Umsonst ist es für Frau Förster nicht. Steuerrechtlich ist das alles sauber“, unterstrich der Bürgermeister. Und ging verbal auf seine politischen Widersacher los: „Wenn ich im Ort solche Gerüchte höre, nehme ich als Gemeindevertreter ein Blatt in die Hand und bringe das als Antrag in die Gemeindevertretung ein. Dann bekomme ich auch eine Antwort. So eine Verfahrensweise ist für mich der Versuch der Demontage der neuen Geschäftsführerin. Das ist der völlig falsche Weg.“ Und Wöllner legte nach: „Das ist schlechter Stil, wenn Vertragsinhalte nach außen gebracht werden. Laut Kommunalverfassung ist das ein klarer Verstoß gegen die Verschwiegenheitspflicht. Für solche Dinge gibt es den nichtöffentlichen Teil der Gemeindevertretersitzung.“ Südamts-Chef René Bergmann hat gestern die Kündigung von Reifert verteidigt. „Bei mangelnder Loyalität zu seinem Arbeitgeber bleibt nur die Beendigung des Arbeitsverhältnisses. Rechtlich ist das alles sauber.“ Weder im Süd-Amt noch in der Ückeritzer Kurverwaltung sei bislang von Reiferts Seite eine Kündigungsschutzklage eingegangen. Heute ende laut Bergmann dafür die dafür eingeräumte dreiwöchige Frist. Henrik Nitzsche

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