Die Bundesstraße 111 zwischen Zempin und Zinnowitz gleicht am Dienstagnachmittag einem Trümmerfeld. Etliche Kleinteile liegen auf der Straße verteilt, im Graben steht ein demolierter Volkswagen, auf der Straße ein völlig zerstörter Nissan. In dem Kleinwagen saß bis vor Kurzem noch ein 35 Jahre alter Mann aus Polen.
Die Bilder lassen es erahnen. Der Mann hatte keine Chance – er ist auf der Stelle tot. Aus bislang ungeklärter Ursache krachte er gegen 14 Uhr mit einem VW aus dem Gegenverkehr zusammen. Jede Hilfe kommt für ihn zu spät.
Kindersitz auf der Rücksitzbank
Es ist ein trauriger Anblick für die Rettungskräfte. Bei genauer Betrachtung des Unfallwagens sehen sie auf der Rücksitzbank einen Kindersitz. Der Mann ist zum Unfallzeitpunkt allerdings allein im Wagen.
Unfall an fast gleicher Stelle vor zwei Jahren
Für die Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr ist es der erste tödliche Verkehrsunfall in diesem Jahr auf der Insel Usedom. Doch die Unfallstelle ist nicht unbekannt. Im September 2017 krachten wenige Meter weiter in Richtung Zempin zwei Autos frontal ineinander. Damals wurden die Insassen – zwei Rentner aus Bayern – schwer verletzt. Die Feuerwehr brauchte damals eineinhalb Stunden, um die Verletzten zu befreien.
Fahrer rettet sich selbstständig aus dem Wagen
Leider gibt es auch am Dienstag schwer verletzte Personen zu beklagen. Laut Polizei kann sich der 61 Jahre alte Fahrer des VW noch selbstständig aus dem Fahrzeug befreien. Seine Ehefrau braucht medizinische Hilfe, bevor sie mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus nach Greifswald geflogen wird. Der Fahrer kommt ebenfalls in die Klinik in der Hansestadt – allerdings mit dem Rettungswagen. Die beiden Verletzten kommen aus Thüringen.
Ein Sachverständiger der Dekra wird zum Unfallort hinzugezogen. Er macht Fotos von der Unfallstelle, schaut sich die Unfallwagen an und überfliegt mit einer Drohne die Unglücksstelle, um den Hergang zu rekonstruieren. Bislang bleibt es nur Spekulation, ob ein missglückter Überholvorgang, unangepasste Geschwindigkeit, Unaufmerksamkeit oder doch etwas ganz anderes zu dem Unfall führten.
Gaffer behindern Einsatzkräfte an der Arbeit
Da sich die Unfallstelle an einem beliebten Radweg befindet, halten immer wieder Radfahrer an, um zu schauen. Die Feuerwehrleute haben alle Mühe, die Gaffer zu verscheuchen.
Autofahrer zeigen dem Bestatter den Finger
Auch der Bestatter aus Koserow hat es nicht so einfach, zur Unglücksstelle zu kommen. Wie die Einsatzkräfte berichten, wurde ihm der Finger gezeigt, als er mit seinem Leichenwagen an der Blechlawine vorbeirollen will. Mit einem Streifenwagen und eingeschaltetem Blaulicht gelingt es dem Bestatter, zur Unfallstelle zu gelangen.
Straße fast vier Stunden voll gesperrt
Der Verkehr staut sich während der fast vierstündigen Sperrung in beide Richtungen auf mehrere Kilometer. Viele Autofahrer nutzen einen Acker, um eine Abkürzung zu nehmen. Das Problem: An der Stelle gibt es keine offiziellen Schleichwege.
Kurz vor 18 Uhr wird die Unfallstelle von der Polizei wieder freigegeben.
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Hannes Ewert