Usedom: Blütenpracht im Naturschutzgebiet Zerninseesenke

Naturschutz und Holzeinschlag in einem Bereich? Genau das können Spaziergänger derzeit im Wald bei Garz auf der Insel Usedom sehen. Im Naturschutzgebiet Zerninseesenke blühen einerseits wunderschön die ersten Pflanzen. Wer aufmerksam auf den Waldboden schaut, kann die vielen verschiedenen Farben erkennen – das lila- und pinkfarbene Lungenkraut. Daneben der gelbe Goldstern. Auch die ersten Anemonen haben ihre Blüten schon geöffnet. Auch das bläulich schimmernde Leberblümchen ist zu sehen. Für Revierförster Ymir Schreiber (56) ist es jedes Jahr aufs Neue ein Wunder, wie die Natur mit einer üppigen Farben- und Blütenpracht zu neuem Leben erwacht. Sogar die ersten gelb blühenden Huflattichpflanzen sind für aufmerksame Wanderer am Wegesrand zu entdecken. „Hier im Inselsüden gibt es die etwas satteren Böden. Da wachsen dann auch seltene Pflanzen. Etwa der Zwiebelzahnwurz“, so Schreiber. Das nächste größere Vorkommen finde man auf Rügen. Eher selten ist auch das Moschuskraut, das ebenfalls im Inselsüden von Usedom anzutreffen ist. Arbeiten in der Pufferzone: Das Naturschutzgebiet (NSG) Zerninseesenke grenzt an das NSG Swinemoor direkt an. Der einstige Zerninsee ist seit Jahrzehnten längst versandet, das Areal wird als Niedermoor eingestuft. „Wir haben als Forstbehörde die Möglichkeit, eine am Rand des Naturschutzgebietes als Pufferzone ausgewiesene Waldfläche ganz normal nach den in MV geltenden Vorschriften zu bewirtschaften. Das tun wir natürlich mit der gebotenen Vorsicht“, erklärt der Revierförster. So würden beispielsweise alte Bäume mit Spechtlöchern stehen gelassen, auch abgestorbene und abgebrochene Bäume dienten vielerlei seltenen und wertvollen Insekten als Brut- und Nahrungsstätte. Forstwirtschaftlich könnten auch die dort stehenden Eschenbestände bearbeitet werden. „Aber dazu ist es viel zu nass, dort kommt keine Maschine hin“, sagt Schreiber. Laubholzeinschlag bis Ende März: Südlich des Gebietes befindet sich dicht an der deutsch-polnischen Grenze mit dem 69 Meter hohen Golm die höchste Erhebung der Insel Usedom. Seit 1967 stehen der Golm und etwa 25 Hektar seiner unmittelbaren Umgebung ebenfalls unter Naturschutz. „Insgesamt sind das etwa 50 Hektar, vorwiegend Buchenbestände“, erläutert Ymir Schreiber. Die alte Kliffkante, also die Steilhänge, sind Totalreservat. Da darf überhaupt nichts angefasst werden. „Die anderen Flächen werden forstwirtschaftlich bearbeitet. Gerade läuft dort bis Ende März noch der Laubholzeinschlag. Wenn dann die Buchen ausschlagen, muss alles fertig sein“, erläutert Schreiber. Viele der geernteten Bäume liegen bereits als Stammholz am Wegrand. Die Menge ist immer vertraglich gebunden, so dass niemals mehr Bäume gefällt als verkauft werden. Der jetzige Holzeinschlag bringt nach Aussage des Försters einerseits Langholzstämme von sechs bis 16 Metern Länge sowie Kurzholzstämme. „Die werden mit dem Forwarder, also einem Rückefahrzeug, das bis zu zehn Raummeter Holz aufnehmen kann, transportiert“, erklärt Ymir Schreiber und weist auf das entsprechende Fahrzeug, das sich geschickt zwischen den Bäumen hin und her bewegt. Naturverjüngung für Buchenbestand: Der Holzeinschlag im Naturschutzgebiet ist genehmigt und mit den Naturschutzbehörden abgestimmt. „Junge Bäume werden bald nachwachsen, denn wir setzen auf Naturverjüngung“, sagt Schreiber. Damit sie genügend Licht zum Wachsen bekämen, sei es eben erforderlich, die alten reifen Bäume zu ernten. „Wir wirtschaften hier behutsam, damit die Natur im Gleichgewicht bleibt und auch kommende Generationen sich noch daran erfreuen können.“ Die zahlreichen Spaziergänger, die er in diesem Bereich seines Reviers immer wieder antreffe, würden ihm zeigen, wie groß die Liebe und das Interesse für die Natur bei vielen Menschen ausgeprägt sei. „Auch die große Spendenbereitschaft der OZ-Leser für die Schaffung von neuem Wald belegt das. Für uns Forstleute ist das ein sehr gutes Zeichen“, meint Revierförster Ymir Schreiber. Lesen Sie zum Thema auch: OZ-Leser spenden bereits Tausende Euro für den Wald in MV: Jetzt mitmachen! Usedomer Küstenwald: So kann er den Belastungen durch Trockenheit und Zehntausende Urlauber trotzen Jede Spende hilft: OZ startet große Rettungsaktion für den Wald in Ihrer Region Grünschnitt: Darum ist er Gift für den Wald auf Usedom Zinnowitz: Verjüngungskur für 80-jährigen Buchenbestand Von Cornelia Meerkatz