Usedom-Krimi: Dreharbeiten unter Corona-Bedingungen

Haben die den gesamten Bansiner Strand abgesperrt? Und das nur für die Szene mit Rikke Lylloff und dem Kind. „Nein, haben wir nicht. Schauen Sie sich um, es ist niemand da“, sagt Produzent Tim Gehrke und spricht damit einen positiven Effekt für die Crew vom Usedom-Krimi an, den der Teil-Lockdown in Pandemie-Zeiten mit sich bringt. Sie brauchen weniger Security, weil kaum Passanten oder Schaulustige unterwegs sind. Usedom ist nach dem Frühjahr coronabedingt erneut in den Winterschlaf gegangen. Perfekt für den Usedom-Krimi, der die Farbe grau bevorzugt und seine Hauptdarsteller gerne an einsamen Stränden vor der Kamera laufen lässt. So wird es auch im 14. Teil der Krimireihe sein. Verändert haben sich aber die Dreharbeiten – unter Corona. Mit René Petit gibt es jetzt einen Coronabeauftragten am Set, der morgens beim gesamten Team mit dem Stirnthermometer Fieber misst. Maske ist am Set Pflicht, nur nicht beim Dreh. „Beim Catering haben wir eine neue Situation. Jeder sitzt an Einzeltischen“, sagt Produzent Tim Gehrke. Nach zehn Drehtagen auf der Insel ist am Wochenende Feierabend. Gedreht wurde vor der Ahlbecker Seebrücke, auf der Heringsdorfer Promenade am Rosengarten, am Bansiner Strand, in Hohendorf am Kirchberg und im Morgenitzer Mörderhus. Ein Baby wird geraubt: Ein schreckliches Erlebnis von Kommissarin Ellen Norgaard (Rikke Lylloff) bestimmt den neuen Usedom-Krimi: Ihre Mutter (Marion Kracht) raubt ihr Baby. Ex-Staatsanwältin Karin Lossow (Katrin Sass) und Kommissar Rainer Witt (Till Firit) geraten bei der Klärung unter hohen Zeitdruck. Die Folge „Entführt“ inszeniert Felix Herzogenrath, der auch bei zwei der gerade im Ersten gezeigten Episoden Regie führte. Autorin ist Grimme-Preisträgerin Dinah Marte Golch. Sie war für einige Tage auf der Insel – „wir mussten das Drehbuch umschreiben und neue Motive suchen“, sagt Gehrke mit Blick über die Grenze. In der Regel sind zwei bis drei Drehtage im polnischen Swinemünde angesetzt. „Darauf haben wir diesmal verzichtet. Wir können ja nicht alle in Quarantäne schicken“, meint der Produzent. Und so wird eben ein Laden in der unteren Etage der Heringsdorfer Seebrücke zu einem polnischen Geschäft, wo das Baby entführt wird. Showdown im Murchiner „Hyperdome“: „Wir mussten bisschen schummeln“, sagt Gehrke. Wie beispielsweise bei der polnischen Müllabfuhr – die Mitarbeiter sieht man am Strand und auf dem Campingplatz und das auf deutscher Seite. „Wir haben diesmal viel mehr Außenaufnahmen gedreht. Alle sind glücklich, dass sie arbeiten können und es viel frische Luft gibt“, so der Produzent, der eine Szene von Swinemünde in den ehemaligen „Hyperdome“ nach Murchin verlegt hat. Auf polnischer Seite sollte es einen dramatischen Showdown auf einem Turm geben, für den viele Stuntmänner geplant waren. Nun gibt es den Showdown in Murchin – statt nach oben geht es nach unten. Mittels einer Holzkonstruktion wird ein Schacht nachempfunden. Lesen Sie auch: Usedom-Krimi: Diese Frau wohnt wirklich im Mörderhus von Katrin Sass Usedom-Krimi „Schmerzgrenze“ bricht Zuschauer-Rekord Mit Corona und dem Teil-Lockdown kam auch die Frage, wo das Team übernachtet. Üblicherweise checkt die Crew in einem Hotel ein und pendelt an drehfreien Tagen zwischen den Wohnorten. Diesmal nicht. „Wir waren in Ferienwohnungen in Bansin untergebracht und die ganze Zeit auf Usedom. So mancher hat für sich auch das Kochen wiederentdeckt“, sagt Gehrke und fragt nebenbei, wo es denn in den Kaiserbädern eine gute Pizza gibt. Schwierig in diesen Tagen. Kochbücher aus Wien dabei: Dafür durfte er die österreichische Küche genießen. Denn Schauspieler Till Firit lebt in Wien und hatte mehrere Kochbücher dabei. Bei der Dänin Rikke Lylloff gab es sicher das typische Smörrebröd. Sie stand noch am Donnerstag vor der Kamera – bei nasskaltem, grauen Wetter am Bansiner Strand unterhalb des Travel-Charme-Strandhotels. Während Lylloff entspannt mit dem Regisseur plaudert, warten am Wasser aufgeregt die vier Schmidts aus Hohensee und Zemitz – Komparsen. Lilli Schmidt (11) hatte beim Casting überzeugt, als sie mal ein trauriges, mal ein fröhliches Mädchen am Strand spielen sollte. Schwester Ella (8) und die Großeltern Heike und Gerd Schmidt begleiten sie. „Ich bin gespannt, was ich machen muss“, sagt Lilli. Welche Sequenz vom Dreh übrig bleibt, wird sie erst im Herbst 2021 sehen. Der Usedom-Krimi kommt dann wieder im Dreierpack im Ersten. Die Folgen 15 und 16 sollen von Januar bis März 2021 auf Usedom gedreht werden. Von Henrik Nitzsche