Usedom und Wolgast: Über 17 000 Verwarnungen wegen Corona und Falschparkens

Der kommunale Ordnungsdienst ist in Zeiten von Corona besonders gefordert. Andere darauf hinweisen, den Mundschutz richtig hochzuziehen oder in einem Discounter Maskenpflicht, Abstandsregel und Desinfektionsmittel zu kontrollieren – auch für Bob Bärwald waren das 2020 neue Herausforderungen. „Dass man da auch mal einen dummen Spruch bekommt, ist Standard und gehört irgendwie auch zum Tagesgeschäft“, sagt der Mitarbeiter vom kommunalen Ordnungsdienst in Heringsdorf. Von Mitte August bis Ende Dezember führten er und seine Mitarbeiter 392 Kontrollen im Gemeindegebiet durch, bei denen es um die Einhaltung der Corona-Regeln ging. „In dem Zeitraum wurden 16 Bußgeldverfahren eingeleitet. 32 Personen wurden auf die Einhaltung der Mund-Nasen-Bedeckung hingewiesen. Wir haben sie mündlich verwarnt“, so Bärwald. Im November gab die Heringsdorfer Gemeindevertretung ihr Okay für die Einstellung von zwei zusätzlichen Mitarbeitern für ein halbes Jahr, die ausschließlich die Umsetzung der Corona-Landesverordnung, Quarantäneverordnung sowie weiterer aktueller Verfügungen kontrollieren. Im Gebiet der Gemeinde Heringsdorf gibt es immerhin 165 Gaststätten, 167 Einzelhandelsgeschäfte ohne Lebensmittel, 19 Imbisse sowie acht Supermärkte, zwei Baumärkte und etwa 21 500 touristische Betten. „Wir versuchen bei diesen Kontrollen immer zu zweit zu sein. Das dient einmal der eigenen Sicherheit, andererseits ist immer ein Zeuge dabei“, meint Bärwald. Knöllchen: 50 Prozent weniger als 2019: Dass die Verstöße im ruhenden Verkehr im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken sind, kommt nicht überraschend. Zwei Lockdowns legten den Tourismus im Frühjahr und vor Weihnachten auf der Insel lahm. „Mit knapp 5500 Verwarnungen liegen wir 2020 um rund 50 Prozent unter dem Wert von 2019. Die Personaldecke war dünn und der Fokus lag nun mal auf Corona. Zu der Zeit haben wir auch noch die Quarantänekontrollen durchgeführt, was inzwischen der Landkreis macht“, sagt Bärwald. Lesen Sie auch: Irgendwie gespenstisch: Insel Usedom erlebt ruhiges Silvester Polizeikontrollen über Weihnachten auf Usedom: Wenig Verkehr und kaum Verstöße Strasburg in MV hat Corona-Inzidenz von über 1500: Was ist da los? Die meisten Knöllchen gab es fürs Parken ohne gültigen Parkschein, Gehwegparker und Kraftfahrer, die meinten, im eingeschränkten Halteverbot länger stehen zu können. Knöllchenhochburgen waren die Parkplätze an der Sparkasse in Heringsdorf sowie in der Lindenstraße in Ahlbeck. Mehreinnahmen im Inselnorden: Über 600 Verwarnungen (7102) weniger als 2019 (7746) haben die Mitarbeiter des Ordnungsamtes im Inselnorden im vergangenen Jahr ausgesprochen. Und dennoch liegen die Einnahmen über dem Vorjahresergebnis, wie Bernd Meyer, Leiter des Ordnungs- und Sozialamtes, berichtet. Rund 115 000 Euro Einnahmen im vergangenen Jahr stehen rund 100 000 Euro im Jahr 2019 gegenüber. Zinnowitz bleibe bei den Verwarnungen (4675) Spitzenreiter vor Peenemünde (1549), Karlshagen (577) und Trassenheide (301). „Wie in jeder Saison sind das Parken ohne Parkschein oder ohne Parkscheibe sowie im Halte- und Parkverbot die Dauerbrenner“, sagt Meyer. Die meisten Knöllchen gab es im Ortskern Zinnowitz, bei den Museen und im Hafen von Peenemünde sowie auf den Strandparkplätzen zwischen Karlshagen und Peenemünde. Verstoß gegen Kontaktverbot: 150 Euro : Auch im Nordamt war der Ordnungsdienst mit Corona-Kontrollen beschäftigt. „Bei uns hielt sich alles in Grenzen. Meist ging es mit Belehrungen und mündlichen Verwarnungen ab“, sagt Meyer. In sechs Fällen nicht – wegen Verstoßes gegen das Kontaktverbot mussten sechs Bußgeldbescheide erlassen werden. Die Betroffenen mussten jeweils 150 Euro zahlen. Ein deutliches Plus gegenüber 2019 wurde im Amt Usedom-Süd verzeichnet. Durch die Verwarn- und Bußgelder wurden 2020 rund 69 000 Euro (im Vorjahr 40 000) eingenommen. 4101 Fälle seien im ruhenden Verkehr erfasst worden. Im Jahr davor waren es nur 3429 Verfahren. „Die Saison lief sehr gut. Hinzu kam, dass Ende April der neue Bußgeldkatalog mit deutlich höheren Strafen in Kraft trat. Nach viel Kritik wurde er aber wieder zurückgenommen. Knapp 800 Verfahren waren es bei uns, die bereits nach dem neuen Katalog abgeschlossen waren“, sagt Verwaltungschef René Bergmann und begründet so den Anstieg. Die Zettel klemmten am häufigsten auf Parkplätzen hinter dem Scheibenwischer der Pkw. „Bei den meisten Verfahren ging es um das Parken ohne Parkschein, knapp 1000 Fahrzeugführer hatten die Parkzeit überschritten“, informiert Sven Wellnitz vom Südamt. Die vier Mitarbeiter mussten vor allem in den Bernsteinbädern Knöllchen verteilen. Wolgast: Es blieb bei Belehrungen: Von häufigen Belehrungen im Zusammenhang mit der Einhaltung der Corona-Regeln berichtet Eric Witt vom Ordnungsamt des Amtes am Peenestrom in Wolgast. Dennoch seien seine Mitarbeiter bislang ohne Bußgelder ausgekommen. „Wenn wir Leute gesehen haben, die an Orten mit Maskenpflicht ohne Bedeckung unterwegs waren, haben wir sie angesprochen. In den Geschäften gab es auch keine Probleme.“ Durch Verwarn- und Bußgelder wurden rund 75 000 Euro eingenommen. „Fast 9000 Euro mehr als 2019“, sagt Witt und begründet das mit mehr Personal. „Wir hatten mehr Kräfte im Außendienst. Das hat Wirkung gezeigt.“ Von Henrik Nitzsche