Usedoms Bauern investieren in Landkauf

Die Agrar GmbH Usedom organisiert im Sommer erstmals unter Leitung des neuen Geschäftsführers Jörg Espig einen Tag der offenen Tür. „Wir wollen einen guten Kontakt zu den Einwohnern pflegen und so auch ein besseres Verständnis für unsere Belange erreichen“, sagt Espig. Im Herbst stellt die GmbH einen weiteren Ausbildungsplatz zur Verfügung. Durch die Kooperation mit der Ückeritzer Schule bekommt ein Neuntklässler jeden Freitag Einblick in die Landwirtschaft. Leichter sei das Arbeiten nicht geworden, auch weil die Beihilfen aus Brüssel geringer ausfallen, sagt der Geschäftsführer, der den Posten seit gut einem Jahr innehat. Die Herausforderung sei groß, sogar größer als erwartet, aber dennoch gehe er jeden Tag mit Freude zur Arbeit. Er bedauert allerdings, dass er gegen seine Überzeugung zwei Leute entlassen musste. Espig nennt für die nächste Zeit zwei Investitionsschwerpunkte: „Wir müssen relativ viel Land dazukaufen, weil Pachtverträge zum Teil auslaufen und die Erben an einer Verlängerung nicht interessiert sind, sondern Bares sehen wollen. Und außerdem müssen wir die Milchviehanlage in Voßberg für die Zukunft fit machen. Da wird eine Million nicht ausreichen. Die Stallungen müssen tiergerecht umgebaut und ein neues Melkhaus errichtet werden.“ Zur Zeit stehen in Voßberg 300 Milchkühe. Espig würde den Bestand gerne verdoppeln. Zwölf Arbeitskräfte sind hier ganzjährig beschäftigt. Die in Kürze wegfallende Milchquote bereitet dem Geschäftsführer keine Sorgen. „Wir schließen mit der Molkerei in Altentreptow einen Liefermengenvertrag, der sich in gleicher Höhe bewegt wie jetzt.“ Auf den Feldern rings um Usedom baut die Agrar GmbH acht Hauptfrüchte an. Neben Roggen, Weizen, Gerste und Hafer sind es Erbsen, Mais, Raps und Zuckerrüben. Zuckerrüben hat es im vergangenen Jahr in Hülle und Fülle gegeben, weshalb an den Feldrändern noch immer 1500 Tonnen lagern. „Und das, obwohl wir unseren Liefervertrag mit der Anklamer Zuckerfabrik zu 110 Prozent erfüllt haben“, berichtet Espig. Die Usedomer würden den erheblichen Rest nach Möglichkeit gern an die Biogasanlage in Welzin verkaufen. Eine mögliche Reduzierung des Rübenanbaus hielte Espig aber für bedenklich. Denn: „Wir brauchen die Zuckerrüben als gut geeignete Zwischenfrucht.“ Im Lieper Winkel hat es Kritik an den unübersehbaren Hirsefeldern gegeben, die zum Beispiel vor Suckow den freien Blick in die Landschaft verwehren. Darauf angesprochen, erklärt Jörg Espig, dass die Flächen nun wieder von der Agrar GmbH bewirtschaftet werden. Hier soll künftig Getreide wachsen. Wegen des Saattermins müsse in diesem Jahr aber doch erstmal Mais angebaut werden. Auf dem Jungfernberg, der nach Jahren der Stilllegung wieder umgebrochen wurde, sollen Futtererbsen für die Kühe wachsen. „Damit können wir den teuren Zukauf von Soja reduzieren.“ Auch in Sachen Nachhaltigkeit steht der Usedomer Betrieb auf soliden Beinen. „Viele Forderungen der Europäischen Union können wir schon jetzt erfüllen. So haben wir sogar eine größere Anbauvielfalt als gefordert und wir fahren weniger Mineraldünger aus, weil wir durch unsere Tierproduktion über ausreichend Stalldung verfügen. Allerdings gibt es jetzt eine neue Gülle-Verordnung, so dass die auszubringende Menge wieder neu berechnet werden muss.“ Ingrid Nadler

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