Vor 70 Jahren lag Anklam in Schutt und Asche

Menschen aus nah und fern waren gekommen, um sich gemeinsam mit den Anklamern zu erinnern, zu trauern und voller Hoffnung auf die Zukunft zu blicken. Ermutigende Anzeichen gibt es. Dennoch lassen sie die Erinnerung an die Kriegsfolgen, die immer noch erkennbar sind, bis heute nicht los. So mancher konnte sich der Tränen nicht verwehren, als Kerzen angezündet wurden und Redner Worte an die Besucher richteten. Darunter war auch Heinrich Hannover, der 1925 in Anklam geboren wurde und in der Stadt aufgewachsen ist. Bis zum 9. Oktober 1943 galt die vorpommersche Kleinstadt als „bombensicher.“ Selbst der Luftalarm wurde wenig beachtet. Man hatte sich daran gewöhnt, dass Bomberverbände in Richtung Stettin oder Berlin die Stadt überflogen. Das böse Erwachen kam plötzlich an einem sonnigen Markttag, als Bauern und Händler wie üblich die Stadt belieferten. Um 11.30 Uhr kündigte Sirenengeheul die Kriegsfurie an. Heute wird dies als Quittung für die zunehmende Militarisierung zum Beispiel durch die Arado-Werke und den Fliegerhorst interpretiert. Piloten der 8. US-Air Force warfen zum ersten Mal über einer deutschen Kleinstadt ihre tödliche Last ab. Die nur vier Minuten dauernde Vernichtungsaktion traf die Stadt schwer. Etwa 317 Menschen starben. Unzählige wurden verletzt, darunter der Gastwirt aus Bargischow, Friedrich Zillmann. Bewegt stand seine Tochter Rita Zillmann, die damals erst sechs Jahre war und heute in Berlin lebt, am Stuhl ihres Vaters. In Greifswald war ihr Vater zwei Tage später verstorben. Für die Hansestadt begann eine lange Leidenszeit — es folgten noch zwei Bombardierungen, bis die Innenstadt in Schutt und Asche lag. Günter Manthei

Anklam - Vor 70 Jahren lag Anklam in Schutt und Asche